physio
austria
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Februar 2013
21
Elisabeth
Eckerstorfer, M.A.
ist Vertreterin für
Bildung und
Forschung im Präsi-
dium von Physio
Austria. Sie leitet den
Standort Steyr des
Bachelor-Studien-
gangs Physiotherapie
an der FH Gesund-
heitsberufe OÖ.
Wie sieht das Feedback aus?
Die ersten Rückmeldungen von den Praktikumsstellen
und KollegInnen, die mit unseren AbsolventInnen zu tun
haben, bestätigen, dass die Studierenden möglicher-
weise etwas weniger an Techniken vorweisen können,
was sie jedoch in der Praxis rasch lernen. Andererseits
sind sie viel leichter in der Lage, sich Wissen herzuholen,
zu vernetzen, Hypothesen zu stellen, Problemlösungen
zu suchen und zu recherchieren. Sie sind durchaus in der
Lage, sich diese Kompetenzen vermehrt anzueignen. An
dieser Stelle muss man auch erwähnen, dass wir die
Überführung von der Akademie in die Fachhochschule
nie mit dieser Professionalität hätten erledigen können,
wenn wir nicht die Unterstützung der Praktikumsstellen
gehabt hätten. Die KollegInnen waren bereit, diese Um-
stellung mitzutragen, obwohl sie in den Prozess nicht di-
rekt eingebunden waren. Hier wurde eine sehr positive
und wertschätzende Haltung an den Tag gelegt.
Das Bachelorstudium ist einheitlich, braucht es auch ein-
heitliche Masterstudien?
Es gibt im Fachbereich mehrere vertiefende Masterstu-
dienangebote, etwa an der FH Campus Wien, und auch
etliche kompetenzerweiternde Masterstudiengänge, die
auch von PhysiotherapeutInnen belegt werden. Prinzipiell
ist das vom Angebot keine schlechte Mischung für die
Kürze, die es im universitären System gibt. Aber da gäbe
es mit Sicherheit noch Bedarf nach einer Erweiterung.
Wenn man sich beispielsweise auf dem Gebiet Uro-
Prokto vertiefen will, muss man ins nördliche Ausland
gehen, nur um ein Beispiel zu nennen.
Außerhalb von Österreich gibt es auch PhD-Programme,
das ist hierzulande noch Zukunftsmusik?
Ja, leider. Das ist ein Ziel, das wir aktiv und konsequent
verfolgen müssen. Auch wenn es nicht leicht wird, dieses
Ziel zu erreichen, da es viele Player gibt, die das maßgeb-
lich mitbeeinflussen. Im PhD geht es um Forschung, was
ja im Zusammenhang mit Autonomie steht. Eine Berufs-
gruppe, die Autonomie haben möchte – und da wollen wir
auch hin –, braucht ein Forschungsfeld, braucht die Eigen-
ständigkeit in der Wissenschaftlichkeit. Das ist zur Zeit noch
ein zartes Pflänzchen, eher noch ein Keim. Aber die vergan-
genen fünfzehn Jahre haben sich rasant entwickelt, schauen
wir, wie sich die nächsten zehn entwickeln.
Was ist die Vision für die kommenden zehn Jahre?
Auf der Ebene der Berufsgruppe sollte die Autonomie
umgesetzt werden und es sollte auch PhD-Programme
geben, mindestens eines. Dazu wünsche ich mir, dass es
kein Akademiesystem mehr gibt und damit die Zweigleisig-
keit der Ausbildung endet. Bezogen auf die Weiterbildung
wünsche ich mir, dass für die KollegInnen eine eigenverant-
wortliche, kontinuierliche Weiterbildung kein Schlagwort ist
und wir es geschafft haben, ein gut nutzbares Gesamtpaket
sowohl im formalen und nonformalen Lernen anzubieten.
Ich wünsche mir auch, dass der Weg in Richtung evidenzba-
siertes Handeln und Tun von der Gesamtheit der Physiothe-
rapeutInnen beschritten wird und in den Köpfen aller
PhysiotherapeutInnen verankert ist.
Ihre Bilanz zum MTD-CPD-Zertifikat?
Mit der Harmonisierung des Weiterbildungszertifikats in
allen MTD-Sparten ist uns ein Meilenstein gelungen, der eu-
ropaweit einzigartig ist. Das gibt es sonst nirgends. Da Um-
fang und Art der Weiterbildung laut MTD-Gesetz nicht
formal geregelt sind, haben wir sie in dem Zertifikat festge-
legt. Dieses Zertifikat weist KollegInnen aus, die die gesetz-
ten Standards auf dem Gebiet der Physiotherapie erfüllen.
Was die Kassen übrigens auch honorieren.
INTERVIEW
Bernhard Baumgartner, BA
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