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Februar 2013
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DOKTORAT
Dr.phil. Alice Maria Synek-Strassnitzky, M.Ed.
All das bedeutet für PhysiotherapeutInnen, dass die Mög-
lichkeit einer akademischen Ausbildung bis hin zu einem
Doktoratstudium besteht. Diese grundsätzliche Berechti-
gung darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass
die real bestehenden Angebote zur/zum »Dr.PT« limitiert
sind. So besteht im gesamten deutschen Sprachraum
kein Doktoratsstudium physiotherapeutischer Studien-
richtung. Das verwundert auch nicht, da Physiotherapie
hier insgesamt außeruniversitär gelehrt wurde und wird,
und Fachhochschulen kein Promotionsrecht haben. Nur
in Ländern mit einer entsprechenden Tradition universi-
tärer Lehre für Physiotherapie finden sich auch weiter-
führende Doktoratsprogramme.
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Somit stehen Postgraduates auf der Suche nach einem
Doktoratsstudium vor einer ersten ganz grundlegenden
Frage: Will man dem Physiotherapiestudium treu bleiben
mit der damit verbundenen Notwendigkeit, außerhalb
des deutschen Sprachraums zu studieren, oder soll das
Doktorat eine ergänzende Qualifikation aus einem be-
nachbarten Wissensgebiet sein?
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Hinzu kommen die
Eintrittshürden. In den meisten Fällen – und das betrifft
ebenso auch wirtschaftliche und technische FH-Studien-
gänge – können FH-AbsolventInnen an österreichischen
öffentlichen Universitäten nicht mit offenen Armen rech-
nen. Dazu sind die Betreuungskapazitäten einfach zu
knapp. Anders als für viele FH-Abschlüsse gibt es für
Masterprogramme der Physiotherapie keine Verordnung
des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung
(BMWF), welche Doktoratsstudien den AbsolventInnen
offen stehen. Daher ist eine Einzelfallentscheidung der
jeweiligen Universität über die Zulassung zum Studium
erforderlich.
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Diese kann nachzuholende Lehrveranstal-
tungen vorschreiben, um eine – von der Universität diag-
nostizierte - mangelnde Gleichwertigkeit der Vorstudien
auszugleichen.
Überdies ist zu beachten, dass das geplante Dissertati-
onsthema und die Betreuer/innen oft schon bei der Im-
matrikulation zum Doktoratsstudium bekannt gegeben
werden müssen. Und schließlich: Mit der laufenden Um-
stellung vom »alten« Doktoratsstudium hin zu neuen
PhD-Programmen kommt hinzu, dass es mancherorts
sogar erforderlich ist, dass der/die angehende Dokto-
rand/in bereits in einem drittmittelgefördertem Projekt
mitarbeitet oder die Zusage haben muss, dass dieses
Projekt gestartet werden wird, erst dann wird ein Ansu-
chen um Zulassung zum PhD-Studium möglich.
Privatuniversitäten wirken insgesamt offener gegenüber
FH-AbsolventInnen und auch reaktionsschneller in den
Studienprogrammen, doch sind hier die oft beträcht-
lichen Studienkosten sowie die im Vergleich zu den
öffentlichen Universitäten meist kleinzelligeren For-
schungsstrukturen nachteilig.
Das internationale Angebot ist damit natürlich keines-
wegs abgedeckt. Es gibt sie also durchaus, die Dokto-
ratsmöglichkeiten für PhysiotherapeutInnen. Zweifellos
werden sich die Situation und das Angebot von Jahr zu
Jahr verbessern. Wir dürfen nicht vergessen, dass die
Überführung der physiotherapeutischen Ausbildung in
den Hochschulsektor erst vor wenigen Jahren stattfand.
Die Strukturen der universitären Bildungslandkarte
wandeln sich auch bei anderen Herausforderungen nur
langsam, aber sie wandeln sich. Die hier beschriebenen
aktuellen Erschwernisse werden wohl in zehn Jahren nur
mehr historischen Charakter haben. Bis dahin gilt jedoch,
dass von InteressentInnen einiges an Recherche, Geduld
und Hartnäckigkeit abverlangt wird, um an der Wunsch-
universität das ausgewählte Doktoratsstudium beginnen
zu können. Doch dies wird daran ernsthaft Interessierte
weder abschrecken noch abhalten.
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Medizinische Universität Wien
Doktoratsstudium der angewandten
medizinischen Wissenschaft; PhD-Studium
Medizinische Universität Graz
Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft;
PhD-Studium
Alpen Adria Universität Klagenfurt
Fakultät für inderdisziplinäre Forschung
und Fortbildung (IFF)
Interdisziplinäres DoktorandInnenkolleg und
Lehrprogramm Palliative Care & Organisationsethik
Medizinische Universität Innsbruck
PhD-Studium
Interuniversitäres Kolleg für Gesundheit
und Entwicklung, Schloss Seggau/Graz
Doktorat Health Sciences
Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg
Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft
UMIT - Private Universität für Gesundheitswissenschaften,
Medizinische Informatik und Technik
z.B. Public Health, Health Technology Assessment
Des Weiteren besteht im Zuge der Bologna-Studienarchitektur
auch die Möglichkeit, einen PhD im Ausland zu erwerben. Die
Doktoratsprogramme werden häufig neben der Muttersprache des
jeweiligen Landes auch in Englisch angeboten. Hierbei ist aber zu
beachten, dass eine Zulassung zum Studium im jeweiligen Staat
einer Berufszulassung nicht gleichzusetzen ist, sondern getrennt
beantragt werden muss. Nachfolgend einige exemplarische
Beispiele für Staaten/Universitäten:
EUROPA
Schweden, Finnland (University of Jyväskylä), Norwegen
(Oslo and Akershus University College of Applied Sciences,
PhD in the study of professions), Niederlande (PhD program
Graduate School Leiden University Medical Center – LUMC),
United Kingdom (The University of Western Ontario, London,
MPT/PhD Program; University of Brighton, School of Health
Professions, Professional doctorate in health and social care)
ÜBERSEE
Australien (Bond University, Doctor of Physiotherapy)
USA (Biobehavioral Sciences - Teachers College Columbia
University, Doctor of Philosophy)
INTERNATIONALER
ÖSTERREICHISCHER
DEFINITION
TERMINUS
TERMINUS
Undergraduate
Bakkalaureatsstudium
Studium, dessen Zulassung
programmes
FH-Bakkalaureats-
unmittelbar aufgrund eines
Studiengang
Sekundarabschlusses oder
Äquivalents erfolgt
Graduate
Magisterstudium
Studium, dessen Abschluss
programmes
FH-Magisterstudiengang
zum Doktoratsstudium berechtigt
Diplomstudium
FH-Diplomstudiengang
Postgraduate
Doktoratsstudium
Studium des höchsten Studienniveaus
programmes
Entnommen aus:
Kasparovsky (2006).
Akademische Anerkennung;
Internationale
Zuordnung von
Studienniveaus,
admin/user_upload/
wissenschaft/naric/
studniveau.pdf
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Stand: 18.01.20113
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