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physio
austria
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Februar 2013
Der 12. November vergangenen Jahres war
ein Tag zum Feiern: Die MTD-Berufe feierten
mit 250 Gästen das 20-Jahre-Jubiläum des
MTD-Gesetzes. Die Feier bot den idealen
Rahmen, auch einen Fahrplan für die Zukunft
zu skizzieren. Damit will man unterstreichen,
wohin sich die MTD-Berufe, darunter auch
die Physiotherapie, bewegen sollen, um ihre
strategischen Ziele zu erreichen und weiter-
hin erfolgreich zu sein. Dazu wurde eine
»Agenda 2020« durch die Präsidentinnen der
Berufsverbände der DiätologInnen und der
PhysiotherapeutInnen Prof. Andrea Hof-
bauer, MSc., MBA und Silvia Mériaux-Kra-
tochvila, M.Ed, stellvertretend für alle
MTD-Berufe vorgestellt, die in der Berichter-
stattung gleichermaßen als »visionär, aber
auch realitätsnah« bezeichnet wurde.
Vier Ziele nennt die Agenda für die kommen-
den Jahre: Professionalisierung der Berufe,
Qualitätssicherung, Beteiligung an sozial-
und gesundheitspolitischen Entwicklungen
und Entscheidungen sowie die Nachhaltig-
keit der Verbände. Diese Agenda gilt für alle
MTD-Berufe, wobei die Berufsgruppen in
manchen Punkten unterschiedlich weit auf
diesem Weg fortgeschritten sind. Diese
Schritte sind auch im Kontext einer Abgren-
zung zu anderen Entwicklungen im Gesund-
heitsmarkt notwenig und sinnvoll. Wenn
»Wellness« in all seinen Formen beginnt, sy-
nonym für Gesundheit zu stehen, herrscht
Nachdenkbedarf.
Unter Professionalisierung versteht die
Agenda 2020 auch eine Autonomie der Be-
rufsgruppe mit eigenverantwortlichem Han-
deln und einer Reflexion der Handlungen.
Die MTD-Berufe sind demnach eigenstän-
dige Berufe, arbeiten zuweisungsfrei und ei-
genverantwortlich. Wenn man etwa weiß,
dass in Großbritannien PhysiotherapeutIn-
nen ohne einen Arzt für ihren Bereich rele-
vante Medikamente verordnen dürfen, sieht
man die Unterschiede, die es international
noch gibt. Gemäß Agenda orientieren sich
die MTD-Berufe an bestehender Evidenz und
entwickeln systematisch spezifische Metho-
den und Lösungsstrategien für Behandlungs-
und Diagnoseprozesse und definieren neue
oder erweiterte Rollenprofile.
Dazu gehört auch eine berufsspezifische Terminologie
für diagnosebezogene Leistungsprozesse, spezifische
natur- und humanwissenschaftliche Phänomene, inte-
grierende Methodologie, berufsständische Normen
(Code of Ethics) sowie die Akademisierung mit Wissen-
schaft und Forschung.
Zum Thema Wissenschaft und Forschung gehören laut
Agenda 2020 eine lebendige international kooperie-
rende Forschungscommunity sowie autonom konzi-
pierte und umgesetzte Forschungsprojekte. Die
MTD-Verbände müssen sich in den Ethikkommissionen
einbringen können. Die WissenschaftlerInnen und
ExpertInnen der MTD-Berufe sollen deren spezifische
Expertise in gesundheits- und sozialpolitischen Ent-
wicklungs- und Entscheidungsprozessen zur Verfügung
stellen können.
Bei der Qualitätssicherung betont die Agenda die
Wichtigkeit des Registers, in dem berufsberechtigte
MTD-Angehörige geführt werden. Die Qualifikation der
GesundheitsdienstleisterInnen muss transparent aus-
gewiesen und für die Menschen auch erkennbar sein.
Ein an die Ausbildung anschließendes System für die
kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung ist mit
dem MTD-CPD Zertifikat bereits implementiert und
sorgt für die Sichtbarmachung jener Berufsangehöri-
gen, die die Erfolge bei ihrer Weiterbildung in diesem
Rahmen nachweisen wollen. Weiters soll die Planung
und Steuerung von MTD-Dienstleistungen im Gesamt-
kontext medizinischer Leistungsplanung auf der Basis
von MTD-Registerdaten erfolgen.
Als Herausforderung für die Berufsverbände sieht die
Agenda ein im Zuge eines Wertewandels spürbar ab-
nehmendes ehrenamtliches Engagement sowie ein
ausgeprägtes Transparenzbewusstsein der Mitglieder
etwa über die Mittelverwendung mit dem Focus auf
unmittelbare Wertschöpfung. Es gilt, die vielfältige
Komplexität der Anforderungen sowie Zeitdruck und
Geschwindigkeit verbunden mit der Erwartung kurzer
Reaktionszeiten zu meistern.
Themenschwerpunkt
Berufs- und Bildungsentwicklungen
Wegweiser für
die MTD-Berufe
Mit der »Agenda 2020« wollen die MTD-Berufe einen Fahrplan
für die Entwicklung ihrer Berufe in den kommenden Jahren
skizzieren. Dabei geht es um Qualitätssteigerung, Autonomie
und die selbstverständliche Einbindung der Berufsgruppen
in gesundheitspolitische Entwicklungen.
AGENDA 2020
Bernhard Baumgartner, BA
© Helmut Wallner