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Februar 2013
13
Beruflicher Sprung
über die Grenze
Ein Auslandsaufenthalt in der Vita macht immer Eindruck. Und es gibt dies-
bezüglich mannigfaltige Möglichkeiten für Studierende und Lehrende, aber
auch für PhysiotherapeutInnen, die bereits im Berufsleben stehen.
AUSLAND
Mag. Gabriele Neuditschko
Mag. Gabriele Neuditschko
Mag. Gabriele Neuditschko
ist »Mobilitätskoordinatorin«
am FH Campus Wien und
verantwortlich für die Ab-
wicklung der Incoming-
und Outgoing Studierenden-
mobilitäten.
»Die beste Bildung findet ein gescheiter
Mensch auf Reisen«, hat Johann Wolfgang
von Goethe gesagt. Und tatsächlich hat das
Reisen der Bildung willen eine Tradition, die
bis ins Mittelalter zurückgeht. Besonders in
der heutigen Zeit, in der auf dem Arbeits-
markt verstärkt nach interkulturellen Kom-
petenzen und Fremdsprachenkenntnissen
verlangt wird, hat das Reisen zu Weiterbil-
dungszwecken einen hohen Stellenwert be-
kommen. Auslandsstudienaufenthalte und
-praktika sind mittlerweile ein fixer Bestand-
teil der verschiedenen Ausbildungen an den
Fachhochschulen. Auch an österreichischen
Hochschulen gibt es sowohl für Studierende
als auch für Graduierte und Lehrende eine
Reihe von Möglichkeiten, ins Ausland zu
gehen um sich dort weiterzubilden.
So besteht etwa für Studierende der Physio-
therapie an der FH Campus die Chance,
einen Auslandsaufenthalt im Rahmen ihres
Berufspraktikums zu absolvieren. Die Prak-
tika haben eine Dauer von vier Wochen bis
zu mehreren Monaten und können prinzipiell
in jedem beliebigen Land absolviert werden,
vorausgesetzt, es werden spezielle Qualitäts-
standards der Praktikumsstelle eingehalten.
In der Liste der beliebtesten Destinationen
stehen an der FH Campus Wien im Moment
Deutschland und die Schweiz an oberster
Stelle. Dies ist nicht nur auf die gemeinsame
Sprache, sondern vor allem auch auf die
Qualität der Praktikumsstellen in den ge-
nannten Ländern zurückzuführen. Doch die
Studierenden gehen auch in weiter entle-
gene Winkel der Erde. So absolvierte eine
Studierende im Studienjahr 2011/12 ihr
Praktikum gar in Nepal. Hilfe bei der Prakti-
kumsstellensuche gibt es in vielen Fällen von
KollegInnen der Partneruniversitäten. Außer-
dem können die Studierenden auf eine Liste
von Praktikumsstellen, an denen Studie-
rende in der Vergangenheit bereits ein Prak-
tikum absolviert haben, zurückgreifen.
Finanzielle Unterstützung für Auslandsauf-
enthalte gibt es vorwiegend vom ERASMUS-
Programm, das Teil des EU-Programms
»Lebenslanges Lernen« ist. Das ERASMUS-
Programm vergibt finanzielle Förderungen
für Praktika in der EU sowie in Island, Nor-
wegen, Liechtenstein, der Schweiz, Kroatien
und der Türkei. Damit Studierende diese
Förderung beziehen können, muss das Prak-
tikum eine Länge von mindestens 91 Tagen
haben. Das Stipendium kann für höchstens
zwölf Monate bezogen werden. Die Stipen-
dienhöhe orientiert sich an den Lebens-
erhaltungskosten im Gastland und liegt
im akademischen Jahr 2012/13 zwischen
€
328,- und
€
435,- pro Monat. Um den
Studierenden mehr Flexibilität bei der Aus-
wahl der Länder und des Aufenthaltszeit-
raums zu bieten, gibt es an der FH Campus
Wien zusätzlich ein FH-internes Freemover-
Programm, das sowohl Kurzaufenthalte als
auch Praktika außerhalb der EU fördert.
Über Finanzierungsmöglichkeiten an ande-
ren Fachhochschulen können die dort an-
gesiedelten International Offices Auskunft
geben.
Wer während des Studiums nicht die Chance
eines Auslandsaufenthalts wahrnehmen
kann, hat auch im Zuge der Berufstätigkeit
die Möglichkeit, Auslandserfahrung zu sam-
meln. Für Graduierte gibt es die Möglichkeit,
ein gefördertes Praktikum im Rahmen des
EU-Programms Leonardo da Vinci zu absol-
vieren. Dabei ist es unerheblich, wie lange
der Studienabschluss bereits zurückliegt –
alle Personen am Arbeitsmarkt haben die
Möglichkeit, an diesem Programm teilzuneh-
men. Die Rahmenbedingungen ähneln denen
des ERASMUS-Programms, jedoch werden
bereits Praktika ab zwei Wochen gefördert.
Eine Leonardo-da-Vinci-Förderung kann für
einen Zeitraum von höchstens sechs Mona-
ten bezogen werden, dafür liegt die Förder-
summe mit durchschnittlich
€
480,- pro
Monat aber über dem Durchschnitt von
ERASMUS.
Die Berufsgruppe der Lehrenden kann eben-
falls in den Genuss eines ERASMUS-Aufent-
halts kommen. An der FH Campus Wien
bekommen Lehrende am Studiengang die
Möglichkeit, mit ERASMUS-Lehrendenmobi-
lität in der Regel etwa eine Woche an einer
europäischen Partnerhochschule der FH
Campus Wien zu verbringen, dort zu unter-
richten und einen Einblick in ein anderes
Ausbildungssystem zu bekommen. Außer-
dem bietet ein derartiger Aufenthalt die
Gelegenheit, internationale Kontakte zu
knüpfen und Projekte anzubahnen. ERAS-
MUS-Lehrendenmobilitäten führten Lekto-
rInnen des Studiengangs Physiotherapie
der FH Campus Wien unter anderem in die
Schweiz, nach Tschechien und nach Finn-
land. Die Gründe, warum sich Studierende
und Lehrende für einen Auslandsaufenthalt
entscheiden, sind so verschieden wie die
Menschen selbst. Während manche Perso-
nen das Abenteuer im Ausland suchen, so
geht es anderen primär um die persönliche
und berufliche Weiterentwicklung. Ähnlich
divers sind auch die Reaktionen auf den
Auslandsaufenthalt. So gibt es Studie-
rende, denen es anfangs Probleme berei-
tet, sich auf ihr neues Umfeld und die
damit verbundenen Herausforderungen
einzustellen, während andere sich sehr
schnell im neuen Land eingewöhnen.
Allen gemein ist jedoch, dass der Aus-
landsaufenthalt ein einschneidendes Erleb-
nis darstellt, das für die weitere Laufbahn
großen Wert besitzt. Ein Auslandsaufent-
halt ist in vielerlei Hinsicht eine berei-
chernde Erfahrung sowohl für die
persönliche als auch die berufliche Weiter-
entwicklung, aber dennoch muss man
sowohl Studierende als auch Lehrende ge-
zielt auf die Herausforderungen, denen sie
sich im Ausland stellen müssen, vorberei-
ten. Rückblickend ziehen aber die meisten
Studierenden ein sehr positives Fazit aus
ihrem Auslandsaufenthalt. So schrieb eine
Studierende in ihrem Abschlussbericht:
»Diese zwei Monate im Ausland zu verbrin-
gen war eine der besten Entscheidungen,
die ich getroffen habe. Ich lernte irrsinnig
viel, nicht nur aus fachlicher Sicht, sondern
auch aus persönlicher und entwicklungs-
technischer Sicht! Diese paar Wochen
brachten mir wirklich sehr viel!«
Für Informationen zu Auslands-
aufenthalten sind die Internationalen
KoordinatorInnen an den jeweiligen
Fachhochschulen zuständig. Eine Liste
der Webadressen der Fachhochschulen
finden Sie in dieser Ausgabe auf Seite 9.