Do., 11.09.2025

Physio Austria: Direktzugang zur Physiotherapie für Patient*innen

Wien (OTS) Physio Austria fordert den Direktzugang zur Physiotherapie im Rahmen fachlicher Spezialisierungen. Dies bedeutet den Zugang zu physiotherapeutischen Leistungen für Patient*innen ohne Erfordernis der vorhergehenden, ärztlichen Konsultation und Anordnung, wenn von den Physiotherapeut*innen eine entsprechende Weiterbildung absolviert wurde.

Gebot der Stunde: Mehr Effizienz

„Angesichts der enormen Herausforderungen für das österreichische Gesundheitssystem sind Initiativen für mehr Effizienz und den kostenschonenden Einsatz von Ressourcen das Gebot der Stunde: Der Direktzugang zur Physiotherapie sowie die Anbindung der Physiotherapie an ELGA sind solche Vorschläge mit wesentlichen Vorteilen für die Patient*innen und den interdisziplinären Austausch“, betont Constance Schlegl, Präsidentin von Physio Austria, „die seit 2024 im Berufsgesetz verankerte Möglichkeit zur Etablierung fachlicher Spezialisierung bietet eine wunderbare Möglichkeit zur Umsetzung des Direktzugangs zur Physiotherapie auch in Österreich.“

Im Rahmen der akuten Krankenbehandlung ist derzeit eine ärztliche Anordnung zwingende Voraussetzung für die Inanspruchnahme von Physiotherapie. Dadurch nehmen Ärzt*innen eine Gatekeeper-Funktion ein und steuern den Zugang zu physiotherapeutischen Leistungen im Gesundheitssystem. Dies bedeutet, dass der Zugang zur Physiotherapie maßgeblich und ausschließlich von der ärztlichen Entscheidung abhängt. Dies hat Einfluss auf den zeitnahen Beginn von Physiotherapie. Dadurch werden Ressourcen gebunden und Patient*innen beziehungsweise deren An- und Zugehörige mit zusätzlicher Bürokratie belastet. Bei entsprechenden Hinweisen auf Symptome, die eine weitere ärztliche Abklärung erforderlich machen, müssen Physiotherapeut*innen bereits jetzt in laufende Therapien an den Arzt/die Ärztin zur Abklärung verweisen. 

„Angesichts dieser Fakten sollen berufsrechtliche Möglichkeiten endlich zum Leben erweckt werden“, unterstreicht Silvia Rosoli, Abteilungsleitung der Arbeiterkammer, „mit Spezialisierungen von zumindest 60 ECTS und Masterstudiengängen müssen jedenfalls entsprechende Kompetenzerweiterungen zur eigenverantwortlichen Ausübung dieser Tätigkeiten ohne vorherige ärztliche Anordnung oder Zuweisung im Fachgebiet einhergehen. Das sichert die Attraktivität dieser so wichtigen Berufe und ermöglicht entsprechende Karrieren.“

Vorteile für Patient*innen – Entlastung für das Gesundheitssystem

Der Direktzugang zur Physiotherapie ist bereits seit Jahrzehnten in mehreren Ländern wie z.B. in Großbritannien, Schweden oder den Niederlanden etabliert. Internationale Studien belegen, dass dieser sowohl für Patient*innen als auch für das Gesundheitssystem zahlreiche Vorteile bringt: Der Direktzugang verkürzt lange Wartezeiten, steigert die Patient*innenzufriedenheit und verbessert die interdisziplinäre Kommunikation zwischen Ärzt*innen und Gesundheitsberufen bei gleichbleibender Patient*innensicherheit. Darüber hinaus führt der Direktzugang zu weniger Krankschreibungen, Fehltagen und kann ein starker Impuls für mehr Prävention sein, was zu geringeren Gesundheitskosten beiträgt.

Konstruktiver Dialog

Die optimale Versorgung der Patient*innen in Österreich muss gesichert sein. „Unser Ziel als Bundesverband Selbsthilfe Österreich (BVSHOE) ist es, im Sinne der Patient*innen Lösungen zu finden. Daher wiederholen wir unseren Aufruf zu einem „Runden Tisch“, an dem gemeinsam Lösungen erarbeitet werden“, sagt Angelika Widhalm, Präsidentin des Bundesverbandes Selbsthilfe Österreich, „wir halten es für dringend nötig, dass sich die entscheidenden Akteure im Gesundheitswesen an einen Tisch setzen, um konstruktive Vorschläge insbesondere die Anbindung aller Gesundheitsberufe an ELGA, die wir schon lange fordern, und auch z.B. jene hier von Physio Austria vorgebrachten, auf Augenhöhe, mit gegenseitigem Respekt sowie Verantwortungsbewusstsein und faktenbasiert zu diskutieren. Dabei geht es uns auch um die Bereitschaft, die Patient*innen in den Mittelpunkt zu stellen, damit deren optimale Versorgung in Österreich zukünftig gesichert ist.“

Die Schauspielerin und Kabarettistin Andrea Händler bestärkt die Forderung von Physio Austria: „Mit meinen Erfahrungen und dem Vertrauen in die Physiotherapie würde ich mir für uns alle wünschen, ohne zusätzliche Hürden zur Physiotherapie gehen zu können und als mündiger Mensch selbst zu entscheiden, wann ich diese in Anspruch nehmen möchte. Mit der Anbindung der Physiotherapie an den elektronischen Datenaustausch (ELGA) würde auch das Plastiksackerl mit den nötigen Informationen auf dem Weg zur Therapie wegfallen. Ich wusste offen gesagt bis zu dieser Pressekonferenz nicht, dass die Anbindung an ELGA für die drittgrößte Berufsgruppe im Gesundheitswesen – die Physiotherapie – bisher nicht gegeben ist.“

Fakt ist: Mehrere Studien zeigen, dass der Direktzugang die Anzahl der Hausarztkonsultationen, insbesondere bei muskuloskelettalen Beschwerden, deutlich reduziert und damit maßgeblich zur Entlastung von Ärzt*innen beiträgt. Fakt ist auch: Der Direktzugang führt zu einer Reduktion des Einsatzes bildgebender Verfahren und des Einsatzes von Medikamenten und bewirkt somit eine Reduktion von Kosten im System. 

Rückfragen & Kontakt:

Physio Austria
Öffentlichkeitsarbeit - Alexander Tröbinger
Tel.: +43 (0)1 5879951-610
E-Mail: alexander.troebinger@physioaustria.at