Geschichte

In den Anfängen wurden hauptsächlich orthopädische Krankheitsbilder von der Physiotherapie behandelt. 1916 begann der erste sechsmonatige Kurs für die Ausbildung ärztlichen Hilfspersonals zur Durchführung der Elektro-, Photo- und Thermotherapie, aber auch Massage im Krankenhaus Lainz. Später siedelte die Ausbildungsstätte an die Universitätsklinik am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien. Weitere Schulgründungen folgten 1962 in Innsbruck, 1975 in Salzburg und Wien, 1977 in Graz, 1980 in Klagenfurt, 1982 in St. Pölten, 1984 in Steyr und 1990 nochmals in Wien. Durch die vielfältigen Verletzungsformen und Bewegungsbeeinträchtigungen verursacht durch den 1. Weltkrieg, stieg die Zahl der Patient*innen, die eine physiotherapeutische Betreuung brauchten stark an. In Ermangelung geschulten Personals wurde Bewegungstherapie vielfach von Turn- und Gymnastiklehrer*innen durchgeführt. Wurden den Patient*innen anfangs Turnübungen für Gesunde abverlangt, passte man diese mit der Zeit den veränderten Bedingungen durch die Verletzungen an. Daraus entwickelten sich langsam verschiedene Therapie- und Behandlungskonzepte und -techniken.

Vielfalt

In den 20er und 30er Jahren kamen Innere Medizin, Neurologie, Chirurgie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe als zu begleitende Behandlungsgebiete hinzu. Nach dem 2. Weltkrieg entdeckte auch die Kinderheilkunde die Vorteile der vielfältigen und methodenreichen Behandlungsmöglichkeiten der Physiotherapie. In jenem Maß, in dem die Behandlungsvielfalt zunahm, wurde es auch notwendig die Ausbildungsdauer und -form zu verändern. Damit entstand in den 40er Jahren ein völlig neuer Beruf mit immer größerer Eigenständigkeit.

Moderne Physiotherapie

Maßgeblich ist der Mensch in seiner Gesamtheit. Bewegung als Lebensgrundlage, ist der aktuelle Ansatz in der Physiotherapie. Die damit verbundene Einsicht bedeutet, dass Bewegungstherapie mehr sein muss als die bloße Beseitigung einer Funktionsstörung. Durch die Berücksichtigung des Menschen in seiner Gesamtheit bietet dieses Denkmodell einen Zugang zum Patient*innen in menschlicher wie auch in therapeutischer Hinsicht. Nicht nur der beeinträchtigte Körperteil wird behandelt, sondern der Mensch ist Mittelpunkt der Betreuung (Ganzheitlicher Ansatz).

Einheit in der Vielfalt

Im Mittelpunkt steht die Bewegungstherapie, die von anderen Therapieformen vorbereitet, ergänzt oder begleitet wird. 

Vier Wirkansätze

  • Funktion des Bewegungssystems
  • Funktion der inneren Organe Bewegungsentwicklung und Bewegungskontrolle
  • Verhalten und Erleben
  • Die Untersuchung und Behandlung umfasst immer Elemente aus allen vier Bereichen, deren Schwerpunkte nach Bedarf gesetzt werden. Gemeinsame Grundlage aller Behandlungstechniken ist immer das Nervensystem und andere körpereigene Informationsnetze.

Vorteile des Denkmodells

  • Überschaubar gegliedertes Berufsbild
  • Integration von psychosomatischem Verständnis und naturwissenschaftlich- schulmedizinischem Ansatz in der Medizin
  • gemeinsames Selbstverständnis innerhalb des Berufsstandes
  • Grundlage für Basisqualifikation und Weiterbildung

1916: Dr. Josef Kowarschik

startet die erste Physiotherapie-Ausbildung im Krankenhaus Lainz in Wien

1932: Johanna „Hansi“ Betzwarz

steht Kowarschik zur Seite und kämpft in den Kriegs- und Nachkriegsjahren unermüdlich für seine Schule

1961: Betzwarz

legt als Gründerin und 1. Vorsitzende des „Verbandes der diplomierten Assistentinnen für physikalische Medizin Österreichs“ das Fundament für einen eigenständigen Berufsverband

Foto von Graduierungsfeier

1962: Die ersten Physiotherapieschulen

werden am AKH Wien und am LKH Innsbruch gegründet; die Schule in Innsbruck ist die erste außerhalb Wiens

1965: Das erste Berufsabzeichen der Physiotherapeut*innen

wurde am 4. November vom Ministerium für soziale Verwaltung genehmigt

1975: Der 1. Kongress der diplomierten Assistentinnen für physikalische Medizin

fand 1975 mit ca. 700 Teilnehmer*innen in Wien statt.

1992: Das erste MTD-Gesetz tritt in Kraft

Die Berufsbezeichnung lautet nun „Diplomierte Physiotherapeut*in“ und die Ausbildung erfolgt ab nun an „Akademien für Physiotherapie“ und wird von zweieinhalb auf drei Jahre verlängert.

2002: Physio Austria organisiert den ersten Europäischen Kongress „Prävention von Krankheiten durch Physiotherapie“

in Wien mit mehr als 1000 Teilnehmer*innen

2003: Das "Berufsprofil der/des diplomierten Physio­therapeutin/Physio­therapeuten“

Das Österreichische Bundesinstitut für Gesundheitswesen (ÖBIG) präsentiert nach dreijähriger Arbeit auf 99 Seiten das „Berufsprofil der/des diplomierten Physiotherapeutin/Physiotherapeuten“

2006: Mit der Novelle zum MTD-Gesetz wird Physiotherapie zum akademischen Beruf

Die Ausbildung erfolgt künftig an Fachhochschulen und berechtigt entsprechend der Bologna-Deklaration zu Masterlehrgängen und Doktoratsstudium Start der ersten Bachelor-Studiengänge für Physiotherapie in Österreich Start des ersten Universitätslehrgangs „Musculoskeletal Physiotherapy“ in Kooperation von Physio Austria mit der Donau-Universität Krems

2008: Der Bachelor of Science (BSc)

Erstmals schließen Physiotherapeut*innen ihre Ausbildung an einer Fachhochschule mit dem akad. Titel Bachelor of Science (BSc) ab

2010: In Wien wird der erste genuine Masterlehrgang „Physiotherapie“ erfolgreich abgeschlossen

während in Graz 36 Absolvent*innen des ersten Universitätslehrgangs „Kardiorespiratorische Physiotherapie“ im deutschen Sprachraum ihr Master-Degree feiern und an der Donau-Universität Krems startet bereits der dritte Universitätslehrgang „Musculoskeletal Physiotherapy“

2011: 50-jähriges Jubiläum

Physio Austria feiert das 50-jährige Bestehen des Bundesverbands der Physiotherapeut*innen in Österreich

2016: 100 Jahre Physiotherapie

Die Physiotherapie in Österreich feiert ihren 100. Geburtstag

Mehr Videos gibt's auf dem Youtube-Kanal von Physio Austria!