Trotzdem Atemwegserkrankungen fit durch die kalte Jahreszeit

Tief Luft holen

von Thomas Weber

Bewegung ist bei Atemwegserkrankungen wichtig. Langfristig verbessert sich dadurch nicht nur die körperliche Fitness, sondern die Atemnot wird verringert und sie hat einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität. Damit ein Training im Freien gelingt, auch wenn der kalte Wind um die Nase bläst, hier ein paar Tipps und Tricks für Sie.

Einige Menschen mit Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD (chronic obstructive pulmonary disease – eine chronisch fortschreitende Erkrankung der Lunge), fühlen sich in der kalten Herbst- und Winterzeit gar nicht wohl. Die kühle, feuchte Luft führt manchmal zu engen Atemwegen, die Kehle schnürt sich zusammen und es fühlt sich so an, als würde jemand auf der Brust sitzen.

 

Inhalationsprays für freie Atemwege

Gerade bei Asthma kann der Grund dafür das sehr sensible Atemwegssystem sein. Nicht nur verschiedene Düfte, Pollen oder Allergene wie etwa Katzenhaare können zum Zusammenziehen der Bronchialmuskulatur führen, sondern auch Kälte oder Belastung. Diese Enge macht sich auch häufig in Form quietschender (giemender) Atemwege bemerkbar. In diesem Fall schafft das vom Arzt verordnete Notfallspray (wie z. B. Sultanol, Berodual) Erleichterung, da es die Bronchien entspannt und somit die Atemwege wieder weit macht. Diese Bedarf-Sprays kann man zum Beispiel vorbeugend zehn Minuten vor der Belastung inhalieren, sodass die sensiblen Atemwege beim eisigen Waldspaziergang weit bleiben. Bei der Inhalation ist es sinnvoll auf die korrekte Inhalation zu achten. Bei einem Asthma bronchiale wird immer häufiger ein kortisonhaltiges Bedarfsmedikament (wie z.B. Foster, Zoreeda) verordnet. Bei der Inhalation eines solchen Sprays mit einem Dosieraerosol sollte mit einer Vorschaltkammer inhaliert und der Mund nach der Inhalation ausgespült werden.

 

Nasenatmung und Tempo reduzieren

Neben der Inhalation der Bedarfsmedikation hilft auch das Atmen durch die Nase. Die Nase ist unser natürlicher Filter. Sie erwärmt, befeuchtet und filtert die Luft. Somit verhindert man, dass die kalte Luft ungehindert auf die sensiblen Atemwege trifft. Wird die Intensität der Aktivität gesteigert, ist es nicht möglich, durch die Nase zu atmen – das Atmen wird zu anstrengend. In diesem Fall sollte man das Tempo reduzieren und so anpassen, dass ein Atmen durch die Nase möglich ist. Auch das Nutzen eines dünnen Tuches vor dem Mund (z. B. dünner Schal) bietet einen Schutz vor der kalten Luft. Prinzipiell sollte man die Belastung so wählen, dass man sich noch mit jemanden unterhalten kann, aber etwas tiefer atmet. Dann ist man im sogenannten Grundlagenausdauerbereich. Man kann die korrekte Belastung auch mittels Belastungsskala ermitteln. Stellen Sie sich eine Skala von 0 -10 vor. 0 steht für keine Belastung/keine Atemnot und 10 für maximale Belastung/Atemnot. Die Belastung sollte 4 - 6 betragen. Gesunden wird eine wöchentliche Aktivität im Ausmaß von 150 Minuten in diesem Belastungsbereich empfohlen. Beachten Sie nach der Belastung, dass Sie schnell wieder ins Warme kommen. Feuchte, angeschwitzte Kleidung bildet rasch eine Kältebrücke und führt somit zur Verkühlung. Wenn es trotz der Inhalation der Bedarfsmedikation und der Schutzmaßnahmen für die Atemwege zu instabilen Atemwegen kommt, ist ein Indoortraining am Laufband oder am Indoor-Bike eine gute Alternative.

 

Freude an der Bewegung in der Natur

Trotz der alternativen Möglichkeit, Sport auch in den eigenen vier Wänden oder im Fitnesscenter zu machen, empfehle ich meinen Patientinnen und Patienten immer die Bewegung an der frischen Luft. Eine halbe Stunde am Ergometer fühlt sich ganz anders an, als eine Runde Nordic Walking durch das raschelnde Laub im Wald oder Park. Wenn an einem Tag die Zeit für ein ausgiebiges Training knapp ist und die Entscheidung zwischen Ausdauer- und Krafttraining gefällt werden muss, dann sollte bei Patientinnen und Patienten mit einer Lungenerkrankung die Wahl auf das Ausdauertraining fallen. Das Wichtigste ist, dass man sich etwas sucht, was Spaß macht. Denn ohne Spaß ist es unmöglich am Ball zu bleiben.

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Thomas Weber, MSc

Physiotherapeut auf der Lungenabteilung

Aus der Ausgabe

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2021|12

Bewegt-Magazin Dezember 2021

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