Mi., 01.03.2023 | in:
Oberösterreich

PhysioTalk in Oberösterreich

© Ordensklinikum Linz v.l.n.r: OA Dr. Walter Gussner; Peter Philip Herdin, MPhty; Omer Matthijs, ScDPT;  FA Dr. Lukas Pichler.

v.l.n.r: OA Dr. Walter Gussner; Peter Philip Herdin, MPhty; Omer Matthijs, ScDPT; FA Dr. Lukas Pichler.

Nach den Begrüßungsworten von Lukas Pichler, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, und dem Landesverbandsvorsitzenden Peter Philip Herdin beleuchtete Walter Gussner, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Ordensklinikum Barmherzige Schwestern Linz, das herausfordernde Gebiet der Differentialdiagnostik rund um das Schmerzgeschehen in der Lenden-Becken-Hüftregion. Er unterstrich die Wichtigkeit einer ausführlichen Anamnese, Inspektion und anschließender Untersuchung, wobei er näher auf Spezialtests für das Hüftgelenk einging. Handelt es sich um ein artikuläres Problem (z.B. CAM oder Pincer Impingement), das durch einen gelenkserhaltenden chirurgischen Eingriff gut behandelt werden kann, ist eine möglichst frühe Diagnose von Vorteil, da der Knorpel noch weitgehend erhalten sein sollte („Knorpel ist Zeit“). Wird ein artikuläres Problem vermutet, ist eine Bildgebung unbedingt notwendig, um das weitere Behandlungsvorgehen zu planen.

Facharzt Pichler referierte über die chirurgische Seite der Hüftarthroskopie einerseits und der offenen gelenkserhaltenden Hüftchirurgie (chirurgische Luxation / Umstellungsosteotomie bei Hüftdysplasie) andererseits. In den allermeisten Fällen wird zuerst ein konservativer Behandlungsansatz gewählt. Ist dieser erfolglos, so muss eine Entscheidung hinsichtlich Gelenkserhalt oder -ersatz getroffen werden. Hierzu helfen demographische Faktoren, Schmerzcharakter, die Erwartungshaltung der Patient*innen, die körperliche Untersuchung und schließlich die bildgebende Diagnostik.

Die operativen Verfahren wurden von Dr. Pichler sehr anschaulich mithilfe von Videoaufnahmen erläutert. Auf diesen war gut zu erkennen, wie wichtig das Labrum für die Stabilität des Hüftgelenkes ist (ein Erhalt dieses wird daher angestrebt). Auch Patient*innenbeispiele aus der Praxis halfen bei der Veranschaulichung der Thematik. Eine grundlegende Kenntnis der diversen Operationsverfahren hilft, die unterschiedlichen Nachbehandlungsschemata besser zu verstehen. Eine Einhaltung dieser in der Physiotherapie ist unbedingt notwendig.

Der Vortrag „Physiotherapie bei femoroacetabulärem Impingement – konservativ vs. operativ“ von Omer Matthijs bildete den Abschluss der informativen Vortragsreihe. Wird ein femoroacetabuläres Impingement symptomatisch, ist eine physiotherapeutische Behandlung indiziert. Die Basis dieser bildet eine genaue Befunderhebung aus der eine Arbeitshypothese und ein adäquater Behandlungsplan resultieren. Zur spezifischen Diagnostik sollten auch bildgebende Verfahren mitbetrachtet werden.  Matthijs betonte, dass auf das Labrum schon ab ca. 70 Grad Flexion Druck ausgeübt wird. Liegt eine dynamische Hüftinstabilität vor, so kann durch das gezielte Training der „Rotatorenmanschette“ und im Anschluss der globalen stabilisierenden Muskulatur der Impact auf den anterioren Hüftbereich reduziert werden. Ein wichtiger Pfeiler der Physiotherapie ist auch die Beratung bezüglich Verhalten im Alltag und Sport. Je geringer die Spitzenbelastungen auf das Hüftgelenk (Sportniveau) und je kürzer die Dauer der Symptome, umso höher sind die Erfolgschancen der physiotherapeutischen Therapie. Erfolgt die Physiotherapie nach einem gelenkserhaltenden, chirurgischen Eingriff, müssen Vorgaben vonseiten des Operateurs unbedingt eingehalten werden. Je nach Wundheilungsphase und individuellem Fortschritt der Patientin/des Patienten wird die Therapie angepasst und gesteigert.

Der Landesverband OÖ bedankt sich für die Einladung und Umsetzung dieses Abends beim Ordensklinikums der Barmherzigen Schwestern Linz.