Endlich daheim - was nun?

Kinder betreuen nach Krankenhaus­aufenthalt

von Helena Oberhofer, Marianne Binder, Martina Mazur

Therapie, die sich wie Spiel anfühlt und Spaß macht. Was brauchen Babys und Kinder nach einem Krankenhausaufenthalt?

Wenn aus dem schönsten Moment der schlimmste wird: Ein Baby, das ins Krankenhaus muss oder gar von Anfang an nicht gesund mit den Eltern nach Hause darf, verändert die Dinge grundlegend. Wenn das Kind dann – nach einer Operation oder einem Intensivaufenthalt – endlich nach Hause kommt, sollten Alltag, Routine und Entspannung einkehren. Oft hinterlassen die Erfahrungen während der Zeit im Krankenhaus Unsicherheit und Ängste, vor allem bei Bezugspersonen. Physiotherapeuten und -therapeutinnen mit Schwerpunkt Pädiatrie unterstützen das Baby beim Ankommen in der Welt und helfen Eltern und Kind beim Aufbau von Bindung, Vertrauen und Sicherheit. In einer positiven, entspannten und vor allem auf Babys und Kinder ausgerichteten Umgebung beginnt die Therapie oft mit Handling-Tipps für den Alltag und geht weiter bis hin zu einer individuellen Förderung der Bewegungsentwicklung. Die Eltern werden in ihrer Kompetenz gestärkt und dazu motiviert, ihrem Gefühl zu folgen.

 

Wie und wann?

Nach Operationen am Bewegungsapparat, wie z. B. bei Klumpfüßen, sind spezifische Bewegungsübungen Teil der Physiotherapie. Spielerisch und an das Alter des Kindes angepasst werden gezielte Griffe angewandt und als Heimübung für die Eltern angeleitet. Herzoperationen oder schwierige Geburtssituationen führen häufig zu einseitigen Kopf- oder Körperhaltungen oder zu erhöhter Muskelspannung. Auch hier wirken physiotherapeutische Behandlungen ausgleichend und geben Input für das Handling daheim. Auch schwer betroffene Kinder finden den Weg zur Physiotherapie. Hier gestaltet sich die Therapie sehr vielfältig und meist in enger Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen wie Ergotherapeutinnen, Logopäden, Orthopädietechnikerinnen, Ärztinnen und Psychologen. Oft sind dafür auch Hausbesuche notwendig. Die meisten Babys werden gesund geboren und der Start ins Leben erfolgt ohne längeren Krankenhausaufenthalt. Doch mit zunehmender Bewegung beim Spielen und Toben können Verletzungen passieren – manchmal mit Gips oder einer Operation als Folge. Zum Glück erholen sich Kinder meist schnell und finden dank ihres natürlichen Bewegungsdranges bald wieder zurück zu ihrer natürlichen Bewegung. Doch nicht immer läuft es so unkompliziert. Die Muskulatur ist schwach, die Gelenke sind steif. Die Schmerzen wollen nicht verschwinden, die Erinnerung an oder die Angst vor dem Schmerz stehen im Vordergrund. Physiotherapeuten und -therapeutinnen machen sich sanft und spielerisch sowie dem Alter und den Bedürfnissen des Kindes angepasst auf die Suche nach der Ursache der Probleme und nach Wegen, diese zu lösen. Das kann für das Kind ganz nebenbei passieren, während Spiel und Spaß im Vordergrund stehen – oder aber auch in einem bewussten Wahrnehmen und Arbeiten an der vorhandenen Problematik. Ein Krankenhausaufenthalt ist immer eine Ausnahmesituation für Eltern und Kinder. Mit einer einfühlsamen Begleitung kann diese Zeit auch zu einer wertvollen Erfahrung werden, welche ungeahnte Stärken in Kindern und Eltern hervorbringt.

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Helena Oberhofer

freiberufliche Physiotherapeutin Schwerpunkt Säuglinge und Kinder, Orthopädie und Unfallchirurgie

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Marianne Binder

freiberufliche Physiotherapeutin Schwerpunkt Orthopädie und orthopädische Pädiatrie

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Martina Mazur

freiberufliche Physiotherapeutin Spiraldynamik Level advanced

Aus der Ausgabe

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2021|09

Bewegt-Magazin September 2021

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