Stress zu Zeiten der Pandemie

Der Mensch dahinter

von Dorothea Haslinger

Viele Maßnahmen machen uns unsicher und bringen uns zum Umdenken. Es könnte auch sein, dass sich durch Maßnahmen, die für unser besseres Zurechtkommen mit der Pandemie in Kraft traten, ein Unbehagen eingeschlichen hat.

In Zeiten wie diesen bauen sich Ängste und Verspannungen auf, die teils berechtigt sind und immer wieder zur Vernunft mahnen. Können wir was dagegen tun? Jeder für sich? Wie ziehen wir uns heraus aus der Verspannung? Sind Achtsamkeit und Gelassenheit Möglichkeiten, die wir als Waffen einsetzen können? Ein Versuch ist es allemal wert! Daher mein Vorschlag für Sie, werte Leser: Üben Sie, sich zu entspannen!

 

Raum und Position finden

Wählen Sie einen Raum, der Sie zur Ruhe bringt. Es kann auch im Freien sein, wie zum Beispiel ein Ort im Wald oder am Ufer eines Baches, Sees oder sonst irgendwo, wo Sie den freien Blick genießen können. An tristen Herbst- oder Wintertagen bietet sich ein gemütliches Eckerl in Ihrem Wohnbereich an. Welche Position Sie fürs Entspannen einnehmen, ist natürlich auch ganz nach Ihren Bedürfnissen möglich. Sitzen, oder Liegen, wichtig ist, dass Sie zur Ruhe kommen können und nicht immer darauf achten müssen, dass Sie Ihre Haltung stabilisieren. Daher ist das Stehen vielleicht nicht ganz so ideal. Sie sitzen oder liegen, schauen in die Ferne oder schließen die Augen. Beobachten Sie, was Ihr Körper macht, spüren Sie in sich hinein: Wie liegen oder sitzen Sie, wo haben Sie Kontakt zur Unterlage? Welche Geräusche hören Sie? Ist die Atmung schon zur Ruhe gekommen? Atmen Sie durch die Nase oder durch den Mund? Können Sie Ihre Muskulatur im Nacken, an den Schultern wahrnehmen? Haben Sie Schmerzen? Geht es Ihnen gut? Sind Sie in guter Stimmung?

Diese Übung ist schwieriger als so manche Kraft-, Mobilisations- oder Ausdauerübung. Sich selbst wahrzunehmen ist und wird immer wichtiger, denn um uns herum geschieht so viel, sodass man leicht auf das ICH vergisst.

 

Wie wärs mit Bewegung zur Entspannung?

Unsere Muskeln brauchen Bewegung, dafür sind sie geschaffen. Dies bedeutet, dass ein Muskel, der nicht bewegt wird, dazu neigt, die Energie, die für Bewegung bereitgestellt wird, in Eigenspannung umsetzt. Durch Bewegung wird diese Eigenspannung wieder gelöst. Besonders anfällig für diese Art von Verspannung sind die Nacken- und Schultermuskulatur. Auch im Bereich der Lendenwirbelsäule oder zwischen den Schulterblättern kann es zum Hartspann kommen – und das tut schrecklich weh.

Es gibt dagegen natürlich gezielte Bewegung: Voraussetzung für Bewegung zur Entspannung der Schultern, des Nackens, der Schulterblätter oder der Wirbelsäule ist – wie soll es anders sein – die gute aufrechte Körperhaltung im Sitzen oder im Stehen.

Hier eine Übung für Sie:

  • Sitzen Sie aufrecht, neigen Sie den Kopf nach vorne, so, dass das Kinn in Richtung Brustbein geführt wird. Dann drehen sie den Kopf entspannt nach rechts und nach links.
  • Im aufrechten Sitz mit geradem Rücken, auch angelehnt, die Schultern locker nach hinten kreisen, das entspannt die Muskeln auf den Schultern und unter dem Schulterblatt.
  • Für die Lendenwirbelsäule: Wieder ist die Ausgangstellung das Geradesitzen oder -stehen. Machen Sie einen Rundrücken und neigen sich nach vorne, aber stützen Sie sich mit beiden Händen an den Oberschenkeln ab, sodass nicht so viel Gewicht auf der Lendenwirbelsäule lastet. Ist der Rücken gekrümmt, atmen Sie tief ein und wieder aus. Dies wiederholen Sie zwei- bis dreimal, um dann mit der Ausatmung wieder in die gute aufrechte Körperhaltung zurückzukehren.
  • Dehnung und Bewegung zwischen den Schulterblättern: Zwei Muskelpaare ziehen die Schulterblätter zur Wirbelsäule und stabilisieren dort den Schultergürtel. Um diese elastisch zu halten, strecken Sie beide Arme nach vorne und drücken Sie gleichzeitig die Brustwirbelsäule nach hinten in einen Rundrücken. So können Sie um die Dehnung noch zu verstärken, tief einatmen. Mit der Ausatmung nehmen Sie die Arme wieder herunter und richten die Wirbelsäule auf.

Entspannt, bewegt und gestärkt kann es weitergehen. Nichts (wenig) bringt Sie aus der Ruhe! Achten Sie auf sich und bleiben Sie entspannt und gesund!

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Dorothea Haslinger

Aus der Ausgabe

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2020|12

Bewegt-Magazin Dezember 2020

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