Wenn der Beckenboden schmerzt

Das Becken im Fokus

von Katharina Meller

Für Männer wie für Frauen gilt: Schmerzen sind eine unangenehme Angelegenheit. Wenn diese dann aber noch in einem Bereich auftreten, über den nicht gern gesprochen wird, ist das der Anfang einer unangenehmen Leidensgeschichte.

Oft rückt das Becken und speziell der Beckenboden erst beim Auftreten von Beschwerden in den Fokus. Der Beckenboden ist eine Muskelplatte, die Bauchraum sowie Becken abschließt. Durch einen geschwächten, erschlafften, abgesunkenen oder verkrampften Beckenboden kann eine Vielzahl von Symptomen auftreten. Männer beschreiben Beschwerden oft im Zusammenhang mit einer Operation, z. B. im Bereich der Prostata, aber auch lange Radtouren können durch die Druckbelastung des Sattels zu Schmerzen führen. Bei Frauen können Beschwerden im Rahmen einer schmerzhaften Periode (z. B. durch Endometriose), Schwangerschaft, nach der Geburt und nach Operationen auftreten.

 

Beschwerden

Beckenbodenschmerzen sowie Schmerzen ausstrahlend in Geschlechtsorgane, Bauch, Hüfte, Lendenwirbelsäule und Beine bereiten massiven Leidensdruck. Betroffene reagieren auf die oft chronischen Schmerzen beim Sitzen, Fahrradfahren und auch bei sexuellen Aktivitäten mit noch mehr Muskelspannung, was weitere schmerzhafte Verspannungen und Fehlhaltungen nach sich zieht. Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt. Chronisch andauernde beziehungsweise sich wiederholende Beckenbodenschmerzen sind keine Seltenheit. Oft nehmen sie bei bestimmten Aktivitäten oder über einen Zeitraum an Intensität zu. Sie treten bei Männern und Frauen jeder Altersgruppe auf. Männer beschreiben sie meist als ziehende, drückende Schmerzen, die sie vom Damm über den Prostatabereich bis hin in Penis, Hoden und After spüren. Zudem beklagen Männer häufigen Harndrang, Erektionsprobleme, Schmerzen beim Wasserlassen, beim Geschlechtsverkehr oder danach. Frauen empfinden Beckenbodenschmerzen als dumpf oder als Brennen, das sich über die äußeren Geschlechtsorgane bis hin zum After ausbreitet. Es braucht gut abgestimmte manuelle Fertigkeiten der Therapeuten und Therapeutinnen, um Dysbalancen auszugleichen. Die Patienten und Patientinnen üben ohne professionelle Anleitung manchmal das Falsche. Die Behandlung chronischer Schmerzen durch Physiotherapeutinnen und -therapeuten bezieht den ganzen Körper mit ein. Physiotherapeutinnen und -therapeuten mit Schwerpunkt Beckenboden ertasten und behandeln Verspannungen der Beckenbodenmuskulatur, der Faszien und des Bindegewebes, finden Schmerzursachen und starten eine gezielte Behandlung. Auch Faszien- und Triggerpunkt-Therapien kommen zum Einsatz. Dazu kann es auch notwendig sein, zuhause den Beckenboden regelmäßig selbst zu massieren, um die Verspannungen dauerhaft zu regulieren. Vor der physiotherapeutischen Behandlung erfolgt eine genaue klinische Untersuchung und Diagnosestellung durch Fachärztinnen und -ärzte, z. B. aus dem Gebiet der Urologie, Gynäkologie oder Koloproktologie, wenn der Schmerz die anale Region betrifft.

 

Physiotipp:

Vernarbtes und infolgedessen weniger elastisches Gewebe kann Probleme machen. Narben können zum Beispiel nach Hämorrhoiden-Operationen, bei einer Neigung zu Hautrissen am After oder bei Geburten (Dammschnitt, Dammriss) entstehen. Die sorgsame Pflege der genitalen Schleimhaut kann das Wohlbefinden bei unklaren Beckenbodenschmerzen wesentlich steigern. Die richtige Hautpflege und Anleitung dazu sind eine wertvolle Unterstützung, um das Gewebe bei der Regeneration zu unterstützen

AutorIn

avatar

Katharina Meller

Koordinatorin des fachlichen Netzwerks GUP, Mitglied des Kompetenzteams Telerehabilitation

Aus der Ausgabe

cover image

2021|03

Bewegt-Magazin März 2021

Blättern