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physio
austria
inform
Dezember 2014
Im Haushalt werden besonders Tätigkeiten wie das
Wischen von Böden, Staubsaugen, Kochen sowie das
Putzen von Fenstern als problematisch empfunden.
Sportarten wie Eislaufen und Schifahren sind für Patien-
tinnen mit einem Beinlymphödem aufgrund der Passform
der Ausrüstung und der Belastungsanforderung für das
ödematöse Bein schwierig. Die Passform des Kompressi-
onstrumpfes während des Sports wird als mäßiges
Problem angegeben.
Bei der Benützung öffentlicher Verkehrsmittel belasten
anfallende lange Steh- und Sitzzeiten sowie das Einstei-
gen in Schnellbahnen. In der Partnerschaft werden das
generelle Gefühl, unerotisch zu sein, und Einschränkun-
gen in der Spontanität durch das Tragen von Kompressi-
onsbandagen angegeben.
Das Heben von schweren Lasten wird aus medizinischen
Gründen zu vermeiden versucht und stellt daher für die
Patientinnen am jeweiligen Arbeitsplatz ein Problem dar.
In der weiteren Freizeit leidet die Ästhetik mit dem
Tragen des Kompressionsstrumpfes.
Aufgrund der offenen Antworten konnte andererseits
festgestellt werden, dass die Patientinnen im Haushalt
Unterstützung von der Familie und Freunden und durch
professionelle Helferinnen erhalten. Während Haushalts-
probleme durch Mithilfe anderer und durch deren
Empowerment reduziert werden, steht den Patientinnen
im Bereich Bekleidung wenig Spielraum oder Unterstüt-
zung zur Verfügung. Das Problem wird »als nicht änder-
bar angenommen«.
Schluss
Patientinnen mit chronisch sekundärem Lymphödem
haben Probleme besonders mit dem Kauf geeigneter
Kleidung und mit im Haushalt anfallenden Arbeiten.
Während Haushaltsprobleme durch Mithilfe anderer und
durch deren Empowerment reduziert werden, steht den
Patientinnen im Bereich Bekleidung wenig Spielraum
oder Unterstützung zur Verfügung.
Da in der Physiotherapie die ganzheitliche Behandlung
einen hohen Stellenwert hat, zählt, neben der Lympho-
logie (Hautpflege, Bandage, Lymphdrainage und Bewe-
gung) auch das allgemeine Empowerment zu ihren Aufga-
ben. Dieses stärkt die Patientinnen im Umgang mit ihrer
lebenslangen Erkrankung. Das Vernetzen mit Selbsthilfe-
gruppen kann den Therapieerfolg positiv beeinflussen
(Österreichische Lymph-Liga
/).
In Bezug auf Kleidung, die hinsichtlich Tragekomfort
angepasst, zudem optisch ansprechend und preislich
erschwinglich ist, könnten Modeschulen oder Mode-
labels initiativ werden.
Alltagsprobleme
bei Lymphödem
Evidenz am Beispiel der Studie »Alltagsprobleme bei Frauen
mit chronisch sekundärem Lymphödem« (Kügele 2011).
Alltagsprobleme (daily hassels) sind »Erfahrungen und
Bedingungen des täglichen Lebens, die als schädlich
beurteilt werden, oder das Wohlbefinden einer Person
bedrohen« (Katz, 1995). Patientinnen mit der Diagnose
»chronisch sekundäres Lymphödem« erleben aufgrund
ihrer lebenslang andauernden Erkrankung Veränderun-
gen und Einschränkungen in ihrem Alltag. Diese um-
fassen die Notwendigkeit, regelmäßig Kompressions-
strümpfe zu tragen, Selbstbandagen anzulegen, Lymph-
drainagen durchzuführen, auf besondere Hautpflege
und Bewegung zu achten. Zusätzlich ergeben sich Ver-
änderungen und Einschränkungen im sozialen, berufli-
chen und persönlichen Umfeld. Diese Faktoren greifen
störend in die täglichen Abläufe ein und zwingen die
Patientinnen, sich selbst oder die Umwelt neu zu
arrangieren (vgl. Katz, 1995).
Ziel dieser Studie war die Untersuchung von etwaigen
Alltagsproblemen dieser PatientInnengruppe in den
Bereichen Bekleidung, Haushalt, Gartenarbeit, Sport,
öffentlicher Verkehr, Partnerschaft, Arbeit, Freizeit.
Methodik
Es handelte sich um eine quantitative Studie ohne Kon-
trollarm in Form einer Häufigkeitsanalyse. Zur Hypo-
thesentestung wurde ein Fragebogen entwickelt, dessen
Ziel es war, die Auswirkungen der Erkrankung auf alltäg-
liche Situationen zu erfassen. Zur Erstellung des Frage-
bogens führten eine Literaturrecherche sowie ein erster
und zweiter Probefragebogen. Der Fragebogen besteht
aus standardisierten Antwortmöglichkeiten (geschlos-
sene Form) und aus Fragen mit freien Antwortmöglich-
keiten (offene Form).
Die Studie wurde am Zentrum für Lymphologie in
Wolfsberg durchgeführt. Befragt wurden Frauen mit der
Diagnose »chronisch sekundäres Lymphödem« ohne
Altersbeschränkung. Ein weiteres Einschlusskriterium
war das Tragen eines Kompressionsstrumpfes in der
Vergangenheit bis zum Zeitpunkt der Durchführung des
Fragebogens. An der Befragung nahmen 50 Patientinnen
teil, davon 30 Beinlymphpatientinnen und 20 Armlymph-
patientinnen. Die Rücklaufquote betrug 100 Prozent.
Ergebnisse
Die Diagnose »chronisch sekundäres Lymphödem« hat
Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Patientinnen.
Signifikant hervorstechend sind Probleme in Bezug auf
die Bekleidung, wie sie 90 Prozent der Patientinnen an-
gegeben haben.
Das Finden passender, auch ansprechender Bekleidung
und der oft mangelnde Tragekomfort stellen eine große
Belastung für die Patientinnen dar.
Aus der Praxis
Evidenz
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