inform Nr.4 September 2014 - page 13

Das Assessment ersetzt meiner Ansicht nach nicht, was
uns PhysiotherapeutInnen in der Arbeit an PatientInnen
ausmacht: den Blick für den Menschen in seiner Gesamt-
heit. Ein Sichtbefund, der zum Beispiel in der respiratori-
schen Physiotherapie im Unterricht mühsam gelernt wird,
läuft in der Routine innerhalb von einer Minute ab und
veranlasst erfahrene TherapeutInnen z.B. beim Anblick
blasser oder blauer Lippen zum Pulsoxymeter zu greifen,
um die Sauerstoffsättigung zu überprüfen. Die Beobach-
tung geriatrischer PatientInnen beim langsamen und
schlurfenden Gehen wird nach einem Kontrollblick auf
das Schuhwerk als mögliche Ursache des Gangbildes –
wer möchte denn schon gerne einen alten Schuh oder
Schlapfen beim Gehen verlieren? – vermutlich zur
Erhebung des Sturzrisikos mittels Tinetti Test führen.
Auch der Tastbefund, das »Berühren« kann durch kein
anderes Assessmentinstrument ersetzt werden. Greife
ich PatientInnen im Rahmen der Untersuchung an, um
z.B. Spastik anhand einer Skala zu beurteilen, erhalte ich
andere Informationen, als wenn ich meine Hände auf-
lege, um möglichst viel auf einmal wahrzunehmen:
Hauttemperatur, Tonusqualität, Feuchtigkeit, Veränderun-
gen durch die Berührung z.B. Erhöhung oder Senkung
der Atemfrequenz, Seufzen oder Zusammenzucken,
weil diese Berührung vielleicht bereits Schmerz hervor-
gerufen hat usw.
Die Wahrnehmung des Menschen in seiner Gesamtheit
mit unseren Sinnen – was sehe ich, höre ich, fühle ich,
rieche ich und was bringe ich als PhysiotherapeutIn
damit in Zusammenhang, ist die Grundlage, auf der
das Assessment aufbauen kann. Beschränke ich mich
ausschließlich auf die Anwendung von Assessmentinstru-
menten, die der Erfassung und Beurteilung von Sympto-
men und/oder Ressourcen und Defiziten dienen, die
dem Fachbereich bzw. der Erkrankung zugeordnet sind,
bleibt u.U. vieles unerkannt. Der Gesamteindruck der
PatientInnen wurde nicht erfasst, da rein mechanisch
oder wissenschaftlich agiert wurde. Diese Vorgehens-
weise ist in der Forschung zulässig, wo durch Ein- und
Ausschlusskriterien bereits eine Selektion erfolgt ist
und gezielt einer Fragestellung nachgegangen wird.
Assessment kann zum Fluch werden, wenn das
»Messen« wichtiger als der Mensch wird und durch Man-
gel an Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten mehr Zeit
zum Erfassen von zum Teil unwichtigen Daten benötigt
wird als zur PatientInnenbehandlung zur Verfügung steht.
Assessment ist ein Segen, wenn es die physiotherapeuti-
sche Fähigkeit, Menschen in ihrer Gesamtheit zu erfas-
sen, sinnvoll durch messbare, vergleichbare, möglichst
objektive Daten ergänzt. Es bietet uns die Möglichkeit in
einer einheitlichen Sprache zu sprechen. Die Ergebnisse
des Assessments helfen Entscheidungen zu treffen, den
physiotherapeutischen Prozess durchzuführen und Argu-
mente für die »KundInnen« zu haben, warum Physiothera-
pie sinnvoll ist und positive Veränderungen bewirken
kann. Dies alles ist durchaus auch als Segen zu bewer-
ten. Die wissenschaftlich-systematische und standardi-
sierte Vorgehensweise im Rahmen des Assessments ist
als Segen für an Forschung interessierte KollegInnen zu
sehen. In Summe gesehen liegt der größte Segen wohl
darin, dass die Physiotherapie an sich als auch der Thera-
peutInnen durch die Anwendung von Assessments sich
weiterentwickeln wird.
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