inform Nr.2 April 2014 - page 13

physio
austria
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April 2014
13
Die quantitative Recherche an allen sieben österrei-
chischen Bachelorlehrgängen ergab, dass Public Health-
und Gesundheitsförderungsinhalte in allen Curricula
integriert sind. Das Ausmaß dieser Inhalte ist mit 2,5
bis 6 ECTS (entspricht maximal 150 Stunden) relativ
gering und nimmt nur etwa drei bis fünf Prozent der
Lehrinhalte exklusive Praktika ein. Aus der Auflistung in
Tabelle 1 ist zusätzlich ersichtlich, dass »Public Health«
als Lehrfachbezeichnung in nur einem der sieben Studien-
gänge angeboten wird, aber auch Unterrichtsfächer wie
»Physiotherapie in der Gesundheitsförderung und Präven-
tion« und »Arbeitsmedizin« zur Tätigkeit in Gesundheits-
förderung befähigen. Auch »Projektmanagement« und
»Gesundheitsökonomie« (unterrichtet an jeweils vier
Studiengängen) decken wesentliche Public-Health-Inhalte
ab. Im Curriculumsvergleich der österreichischen mit
schwedischen Physiotherapie-Studiengängen wird die
Erkenntnis, dass die Quantität der Public Health-relevan-
ten Unterrichtsinhalte in Österreich eher gering ist, noch
bestärkt.
An drei der fünf in die Recherche einbezogenen schwedi-
schen Studiengänge nimmt der Anteil der Public Health-
relevanten Unterrichte 15 ECTS ein, an den zwei weiteren
liegt er mit 19,5 ECTS und 30 ECTS noch deutlich darüber.
Insgesamt ist durch den Vergleich dieser beiden Länder,
denen in der Physiotherapie-Ausbildung dieselben
Rahmenbedingungen (sechs Semester Dauer, direkt
vergleichbares ECTS-Punktesystem, circa 25 Prozent
berufsbegleitende Praktika) zu Grunde liegen, erkennbar,
dass in Schweden bereits in der Physiotherapie-Grund-
ausbildung mehr Wert auf Public-Health-Inhalte gelegt
wird. Vergleicht man in den österreichischen und schwe-
dischen Curricula auch die Umfänge der Fächer, die
klinische Grundlagen vermitteln (Anatomie, Physiologie,
Pathologie), sind diese in beiden Ländern mit 15 bis
20 ECTS etwa gleichwertig. Daraus ergibt sich, dass in
Österreich die therapeutisch-klinischen Fächer und/oder
therapeutischen Techniken in einem höheren Ausmaß
unterrichtet werden als in Schweden. Darin liegt aber
auch die Limitation der Aussagekraft dieses Curricula-
Vergleichs, da – wie es auch von drei österreichischen
StudiengangsleiterInnen im Zuge von Befragungen
rückgemeldet wurde – Public Health-relevante Themen
teilweise auch in andere Unterrichtsgegenstände
(»Physiotherapie in der Pädiatrie«, »Befund und Dokumen-
tation«, »Berufskunde«, »Wellness«, …) integriert sind.
So ist in den Curriculumsbeschreibungen der beiden Län-
der auffallend, dass österreichische Curricula in kleinere
Teilfächer (durchschnittlich je 1 bis 2 ECTS) aufgegliedert
sind als schwedische Curricula (durchschnittlich je 5 bis
10 ECTS). Dadurch könnte es möglich sein, dass der in
Bezug auf die ECTS ausgewertete, geringe Umfang der
Public Health-relevanten Unterrichte in Österreich tat-
sächlich etwas höher liegt.
AUSBILDUNG
Brigitte Swonar, MPH
© Peter Atkins - Fotolia.com
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