inform Nr.2 April 2014 - page 22

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April 2014
Die Nachricht war für die MitarbeiterInnen des Lubaga-
Hospitals in Kampala, Uganda, wie ein Schlag ins Ge-
sicht. Viele fragten sich entsetzt, wie das passieren
konnte. Regina Achan, die als Counsellor und Kranken-
schwester im Hospital arbeitet, wurde vor kurzem von
einer Tochter in der Früh neben ihrem Bett aufgefunden.
Sie erlitt einen Schlaganfall. Mit erst 35 Jahren. »Der
kardioembolische Schlaganfall, der bei ihr diagnositziert
wurde, betrifft viele noch relativ junge Menschen in
Uganda und hat ihren Ursprung in einer Streptokokkenin-
fektion in der Kindheit«, erklärt Martina Marschal, die im
Lubaga-Hospital als Beraterin für Physiotherapie arbeitet.
»Bei Regina entwickelte sich daraus eine Endokarditis,
die dazu führte, dass sich Thromben an den Herzklappen
ansiedelten, die sich dann abstießen und den Schlagan-
fall verursachten. Aber sie hatte Glück und wurde sofort
hierher gebracht und ich konnte vom ersten Tag an eine
physiotherapeutische Intensivtherapie mit ihr beginnen.«
Mit
HORIZONT3000
auf Einsatz
Das Lubaga Hospital liegt auf einem der sieben Hügeln
im Westen Kampalas und bietet einen imposanten Aus-
blick über die Stadt. Es wurde 1899 gegründet, ist das
älteste katholische Spital Ugandas und beherbergt eine
Pädiatrie, eine Gynäkologie und Geburtshilfe, eine allge-
meine Chirurgie und eine Interne Station. Zusätzlich gibt
es Abteilungen für Röntgen, Ultraschall und Physiothera-
pie. Es ist ein Lehrkrankenhaus und das Motto lautet
»Service with Love«. »Der Geschäftsführer kommt aus
Deutschland und seine Handschrift ist hier an so man-
cher Stelle erkennbar«, sagt Martina Marschal, »so gibt
es seit kurzem ein Zeiterfassungssystem mit Fingerab-
druck«. Martina Marschal ist seit Dezember 2013 hier.
Angestellt ist sie bei HORIZONT3000, der größten öster-
reichischen NGO für Entwicklungszusammenarbeit, die
das Lubaga Hospital mit Personaleinsätzen unterstützt.
Die Mistelbacherin Martina Marschal
berät die physiotherapeutische Abteilung
eines Spitals in Uganda. Gefragt ist dabei
vor allem Fingerspitzengefühl – nicht
nur im physischen Sinne!
Als Physiotherapeutin
in Afrika
Schauplatz Lubaga Hospital
Das Gelände des Lubaga Hospitals ist sehr weitläufig und
auf dem Grundstück verteilt findet man viele medizini-
sche Einheiten, einfache Überdachungen als Warteräume
und auch Grünflächen mit Bänken. Für Martina Marschal
entwickelt das Gelände bei genauem Hinsehen ein richti-
ges Eigenleben. »Die Patienten kommen oft von weit her
und zur Betreuung nehmen sie diverse Verwandte mit.
Diese Begleitpersonen tummeln sich zu Hauf im Freien
herum – für sie ist das Leben am Lubaga Hospital wie ihr
Leben zu Hause.« So gibt es Waschstellen, die von den
Angehörigen benutzt werden können, und kreuz und quer
verlaufende Wäscheleinen, die zur Benützung zur Ver-
fügung stehen. Es gibt für sie eigens angelegte sanitäre
Einrichtungen und eine Kochstelle, wo sie das Essen
zubereiten können. Martina Marschal: »Ugander sind da
sehr sensibel, ein Tag ohne Poscho (Maisbrei), Matooke
(Kochbananenbrei), Chapati (Fladenbrot) oder Erdnuss-
sauce ist für sie ein verlorener Tag.« Außerdem finden
sich am Gelände auch zwei kleine Läden, in denen man
sich mit den Grundnahrungsmitteln versorgen kann.
Schön sei, dass man hier an allen Ecken stillende Mütter
findet, was daran liege, dass im Außenbereich Nach-
sorgeuntersuchungen und Impfungen angeboten werden.
Allein im Jahr 2013 erblickten am Lubaga Hospital fast
7000 Kinder das Licht der Welt.
Gastbeitrag
Horizont 3000
© Martina Marschal
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