inform Nr.2 April 2014 - page 12

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physio
austria
inform
April 2014
Themenschwerpunkt
Gesundheitsförderung und Prävention
Der Anstieg von chronisch kranken Personen, bedingt
durch den demografischen Wandel und zunehmend
ungesundem Lebensstil, stellt auch das österreichische
Gesundheitssystem vor eine Herausforderung. Um der
Kostenexplosion durch steigende Behandlungs- und
Versorgungskosten entgegenzuwirken, gewinnen Maß-
nahmen in den Bereichen der Prävention und Gesund-
heitsförderung an Bedeutung. Dabei sind auch primär
therapeutische Berufe gefordert sich vermehrt in die
multidisziplinären Teams der Gesundheitsförderung ein-
zubringen, um den aktuellen gesundheitlichen Heraus-
forderungen der Bevölkerung und den vermutlich daraus
resultierenden Änderungen im österreichischen Gesund-
heitssystem gewachsen zu sein.
Die essentielle Vernetzung von Gesundheitsförderung,
Prävention, Therapie und Rehabilitation sollte für Physio-
therapeutInnen, die in ihrer Ausbildung Kompetenzen in
allen vier Bereichen erwerben, möglich sein. Auch die
Tatsache, dass die Förderung der allgemeinen körperli-
chen Aktivität und gezielte Bewegungsinterventionen
als präventive Maßnahmen für zahlreiche chronische
Erkrankungen evidenzbasiert sind, zeigt zusätzlich, dass
sich PhysiotherapeutInnen vermehrt in die Gesundheits-
förderung integrieren sollten.
Die Gesundheitswissenschaft Public Health kann – wie
es Bollert et al. (2009) bezeichnen – als »Bezugswissen-
schaft« der Physiotherapie das dazu nötige Grundwissen
liefern. Laut WCPT (2011) umfassen die Tätigkeitsfelder
der Physiotherapie individuelle Behandlungen und Inter-
ventionen, Rehabilitation, Prävention und Gesundheits-
förderung. Zwar werden bereits zielgruppenorientierte
Präventionsprogramme für Risikogruppen von Physio-
therapeutInnen angeboten, die Gesundheitsförderung,
die sich vor allem durch den Settingansatz (Lebenswelt-
orientierung) auszeichnet, ist aktuell scheinbar jedoch
noch kaum Tätigkeitsbereich für österreichische Physio-
therapeutInnen.
Perreault (2008) gibt als mögliche Ursache dafür einen
Mangel an Grundkenntnissen von Public Health in dieser
Berufsgruppe an. Diese Hypothese kann durch die Tat-
sache bestätigt werden, dass in Ländern mit größerer
Public-Health-Relevanz (wie Schweden oder Neuseeland)
PhysiotherapeutInnen eher in der Gesundheitsförderung
tätig sind. Gruppenorientierte Präventionsprogramme im
Setting Gemeinde haben in diesen Ländern den selben
Stellenwert wie individuelle Behandlungseinheiten, die
Verschreibung der körperlichen Aktivität als Präventions-
maßnahme wird von PhysiotherapeutInnen umgesetzt.
Ein Mitwirken dieser Berufsgruppe in der Arbeitsmedizin
aber auch im Setting Schule wird in aktueller Literatur
mehrfach beschrieben.
Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde mittels einer Studie
im Rahmen einer Master-Thesis für den Lehrgang Public
Health an der MedUni Graz der Frage nachgegangen,
ob österreichische PhysiotherapeutInnen überhaupt
durch ihre Ausbildung für Tätigkeiten in der Gesundheits-
förderung qualifiziert sind. Das Ausmaß von Public
Health-relevanten Inhalten in den österreichischen Aus-
bildungscurricula wurde recherchiert und mit schwedi-
schen Curricula verglichen.
Prävention als Studien-Thema
Gesundheitsförderungs-Kompetenzen
der österreichischen PhysiotherapeutInnen
Brigitte Swonar
ist seit 1990 Physiotherapeutin mit
Schwerpunkten in der Traumatologie/
Orthopädie und in der Sportphysio-
therapie. Nach Tätigkeiten im klinischen
Bereich und in der freien Praxis begann
sie 2001 ihre Tätigkeit als Lehrende in
der Akademie für Physiotherapie bzw.
seit 2006 an der FH JOANNEUM in Graz.
Im Rahmen des Masterlehrgangs Public
Health der MedUni Graz spezialisiert
sie sich zunehmend in Bereichen der
Prävention und Gesundheitsförderung
und initiiert aktuell Gesundheitsförde-
rungs-Projekte im Setting Schule.
Wie gut sind StudentInnen der Physiotherapie
national und international aufgrund ihrer
Ausbildung für Gesundheitsförderung und
Prävention gerüstet? Eine Studie im Rahmen
der Master-Thesis von Brigitte Swonar
skizziert Antworten.
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