inform Nr.2 April 2014 - page 18

Eva Müllauer
ist seit 1983 Physiothera-
peutin und derzeit an der
Lungenabteilung im KH
Hietzing (CF-Erwachsenen-
Ambulanz) tätig. Sie ist stv.
Leiterin des fachlichen
Netzwerkes Palliative Care
und Hospizwesen bei Phy-
sio Austria und Mitglied der
Steuerungsgruppe der Task
Force Physiotherapy inner-
halb der EAPC (Europäische
Palliativgesellschaft), Mit-
glied der Arbeitsgruppe der
kardiorespiratorischen Phy-
siotherapeutInnen innerhalb
der Österreichischen Pneu-
mologengesellschaft sowie
seit 2008 Lektorin in den
Bachelorstudiengängen
Physiotherapie an der FH
Campus Wien und FH
Salzburg.
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physio
austria
inform
April 2014
Themenschwerpunkt
Gesundheitsförderung und Prävention
Prävention auch bei dauerhafter
Erkrankung – eine »philosophische«
und persönliche Betrachtung mit
Lösungsansätzen.
Prävention in all ihren Ausprägungen vor
allem aber die Tertiärprävention, laut Pschy-
rembel »Begrenzung bzw. Ausgleich von
Krankheitsfolgen« ist eine Domäne der
Physiotherapie. Während vor einigen Jahren
Begriffe wie Gangsicherheitstraining für ältere
Menschen eher im benachbarten Ausland als
in Österreich bekannt waren, können wir
2014 stolz auf den ersten Platz beim Förder-
preis der Österreichischen Gesundheits-
berufekonferenz für ein interdisziplinäres
Projekt »Alltagsorientiertes Gangsicherheits-
und Sturztraining im Setting Pensionisten-
haus« hinweisen. Auch im Bereich der Ge-
sundheitsförderung finden sich immer wieder
Ansätze und Bemühungen aus den Reihen
der PhysiotherapeutInnen. Stellvertretend
dafür sei das Gesundheitsförderungs- und
Präventionsprogramm der Krankenfürsorge-
anstalt der Bediensteten der Stadt Wien
(KFA) genannt. Selbst bei der Erarbeitung von
zehn Rahmen-Gesundheitszielen für Öster-
reich, die von der Bundesgesundheitskom-
mission im Mai 2012 nach Präsentation durch
Gesundheitsminister Alois Stöger, beschlos-
sen wurden, war MTD-Austria und damit auch
die PhysiotherapeutInnen vertreten.
Eines der zehn Rahmen-Gesundheitsziele
möchte ich besonders hervorheben, da es
meiner Meinung nach die PhysiotherapeutIn-
nen zum Nachdenken und Handeln auffor-
dern und durchaus auch als Auftrag in der
Behandlung schwerst- und chronisch
Kranker gesehen werden sollte.
Ziel 3: Die Gesundheitskompetenz der
Bevölkerung stärken. Ein Ziel, das sich im
präventiven Arbeiten mit Gesunden in
Form von u.a. Vorträgen und Projekten gut
umsetzen lässt. Dies entspricht auch den
Forderungen der Bundesgesundheitskom-
mission, die die Gesundheitskompetenz als
einen wichtigen Eckpunkt zur Förderung der
Gesundheit und der gesundheitlichen Chan-
cengleichheit der Bevölkerung sieht und
dies u.a. durch leichten Zugang zu verständ-
licher, unabhängiger und qualitätsgesicher-
ter Information zu erreichen versucht.
Wortwörtlich heißt es in den richtungswei-
sen Vorschlägen für ein gesundes Öster-
reich »Im Gesundheitssystem soll die Rolle
der PatientInnen bzw. NutzerInnen und
damit auch die Patientensouveränität
gestärkt werden.« Wie soll dies nun im
Umgang mit chronisch Kranken und
Schwerstkranken aussehen? Hierzu im Fol-
genden einige Überlegungen aus der Praxis.
Chronisch kranke Menschen geraten nach
der Diagnosestellung oftmals in die Mühlen
der Medizin, die von diagnostischen und
therapeutischen Maßnahmen geprägt sind.
Im Vordergrund steht die Behandlung von
bereits aufgetretenen Symptomen und es
wird alles daran gesetzt, ein zu rasches
Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
Das drohende Bild von schwerer Behinde-
rung bzw. die Aussicht auf einen frühen Tod
in absehbarer Zeit veranlasst viele Betrof-
fene ihre Souveränität aufzugeben und auf
die Krankheit fokussiert zu agieren. Ge-
sundheitsziele zu definieren und Gesund-
heitskompetenz zu entwickeln scheint
vielen in dieser Situation absurd.
Behandlung schwerst-
und chronisch Kranker
Prävention und Gesundheitskompetenz
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