inform Nr.2 April 2014 - page 24

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physio
austria
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April 2014
Aktive individuelle Therapie findet man aber
nur ansatzweise. Die Therapie in Zukunft funk-
tioneller zu gestalten, sieht Martina Marschal
durchaus im möglichen Bereich, zumal die
medizinische Grundausbildung vorhanden ist.
»Schwieriger ist es mit der Akzeptanz der
PatientInnen, wenn Therapie weh tun muss«,
sagt die Therapeutin und fügt schmunzelnd
hinzu, »vermutlich ein weltübergreifendes
Problem.«
Therapeutische Herausforderungen
Betätigungsfelder gäbe es genug und die
Herausforderungen für PhysiotherapeutInnen
seien groß, sagt Martina Marschal. Häufig finde
man die Diagnose Rückenschmerz. Vor allem
Frauen seien hierzulande großen Belastungen
ausgesetzt: »Vieles passiert händisch und das
meist in gebückter Haltung, z. B. Wäsche-
waschen oder Zusammenkehren mit ein paar
Ästen. Dann gibt es unzählige Unfälle mit
Motorradtaxis, die als Beförderungsmittel
sehr beliebt sind, weil sie sich gut durch den
täglichen Stau schlängeln. Leider endet die
Fahrt durch die rücksichtslose Verkehrsteil-
nahme immer wieder im Spital. So kommt
es auch oft zu komplizierten Brüchen oder
Schädelverletzungen.«
Fingerspitzengefühl und der
richtige Zeitpunkt
Die Projekte von Horizont3000 sind mit einer Dauer von
zwei Jahren anberaumt. Es gilt dabei, Veränderungspro-
zesse in Organisationen zu begleiten, was in kurzzeitigen
Einsätzen nicht möglich wäre. »Die Bereitschaft, gemein-
sam Dinge zu verändern, braucht Vertrauen, und das
braucht Zeit«, betont Martina Marschal. »Außerdem
bedarf die Durchführung eines solchen Projekts ein
besonderes Fingerspitzengefühl, denn in der Entwick-
lungszusammenarbeit geht es nicht darum, den Leuten
zu zeigen wie man es richtig macht, sondern darum, mit
den Einheimischen gemeinsam die beste Lösung für sie
zu erarbeiten.« Erst dadurch, so die Therapeutin, gebe es
Gewissheit, dass nach dem Einsatz die Arbeit von den
Leuten vor Ort erfolgreich weitergeführt wird. Es sei
wichtig, dass sie bei der Entwicklung mitgewirkt haben
und die Veränderungen auch mittragen.
»Aus heutiger Sicht«, sagt sie, »finde ich Geduld, Humor,
die Fähigkeit auch einmal wegschauen zu können und
den Mut zu haben, bei Irrwegen nochmals von vorne an-
zufangen, als die wichtigsten Tugenden eines Beraters in
der Entwicklungszusammenarbeit. Manchmal kommt es
mir wie ein Spiel vor – es geht um die Kunst, den richti-
gen Zeitpunkt abzuwarten, um sich einzubringen.«
Letztendlich, so Martina Marschal, dürfe man sich aber
auch nicht zu wichtig nehmen, immerhin habe es schon
vor ihr Physiotherapie hier gegeben und werde es auch
nach ihr geben.
»Was Regina betrifft«, so Martina Marschal, »belohnte
uns das Schicksal und die Motorik im Arm und Bein kam
schnell zurück. Bereits nach wenigen Tagen konnte
Regina ohne Hilfsmittel gehen und nach zwei Wochen
wurde sie nach Hause entlassen.« Bei der Entlassung
habe sie schon alle Alltagshürden selbständig meistern
können, nur die Sprache mache ihr noch zu schaffen.
Die Rückkehr an ihren Arbeitsplatz am Lubaga Hospital
werde sich deshalb zwar noch verzögern, aber die
HORIZONT3000-Beraterin ist sich sicher, dass sie auch
das schaffen wird.
Gastbeitrag
Horizont 3000
HORIZONT3000
ist die größte NGO in der öster-
reichischen Entwicklungszusammen-
arbeit. Das Personalprogramm
existiert seit 1962. Nähere Infos
und offene Stellen:
Infos zum Projektpartner:
© Martina Marschal
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