inform Nr.4 September 2014 - page 26

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physio
austria
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September 2014
strukturierter Vernetzung agiert – sind ein Kernteam
(Allgemeinmedizin, Pflege, Ordinationsassistenz) erwei-
tert durch verbindliche und strukturierte Zusammenarbeit
mit primärversorgungsrelevanten Berufsgruppen, wie
PhysiotherapeutInnen, und ergänzt durch regelmäßigen
Kontakt zu sogenannten PrimärversorgungspartnerInnen.
PatientInnen sollen in Zukunft den gesamten Behand-
lungsweg begleitet werden. Gesundheitsberufe können
sich künftig stärker vernetzen sowie besser als bisher in
einem Team zusammenarbeiten. Terminvereinbarungen
werden erleichtert, doppelte Wege vermieden und Warte-
zeiten verkürzt. Das Wissen und die Fähigkeiten verschie-
dener Berufe fließen bei der Betreuung ein. Eine so
gestärkte Primärversorgung ermöglicht eine noch bes-
sere gesundheitsorientierte Betreuung chronisch kranker
Menschen und ermöglicht aktive Gesundheitsförderung.
Das zeigt auch folgendes Beispiel.
Veranschaulichung anhand des Beispiels »Diabetes«
Die Kooperation der Gesundheitsberufe kann zu einer
umfassenden Betreuung und auch Vorsorge führen, da
alle relevanten Bereiche abgedeckt werden und sich er-
gänzen. Die an der multiprofessionellen Pressekonferenz
vom 26.06.2014 zur Positionierung im neuen Primärver-
sogungssetting beteiligten Berufsgruppen betonen die
Aufklärung und das Fördern der Eigenverantwortlichkeit
der Betroffenen (z.B. PatientInnenschulung), sowie die
Wichtigkeit der Dokumentation, Evaluierung und Abstim-
mung untereinander.
HausärztInnen erstellen u.a. Diagnose und Therapieplan,
führen regelmäßige Kontrollen durch und leiten unter
Beachtung vorhandener Multimorbidität fachärztliche
Untersuchungen (z.B. durch AugenfachärztInnen) ein.
Durch diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege-
personen werden PatientInnen zu einem gesunden
Lebensstil sowie zur korrekten Insulinverabreichung,
Selbstkontrolle und Fuß- und Hautpflege angeleitet.
In ihren Aufgabenbereich fallen auch Wundprophylaxe
und –management sowie Vorbereitung und Kontrolle
Themenschwerpunkt
Berufsbild Physiotherapie
Primus inter Pares
Der Mensch im Zentrum einer
neuen österreichischen Primärversorgung
In diesem Konzept – mit dem viel diskutierten Titel
»Das Team rund um den Hausarzt« – wird festgeschrie-
ben, dass sowohl die Rolle der HausärztInnen als auch
die Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe gestärkt
werden soll, um der wesentlichen Funktion der Primär-
versorgung gerecht werden zu können. Diese soll als
erste, stark versorgungswirksame sowie leicht und jeder-
zeit zugängliche Kontaktstelle für alle Menschen mit ge-
sundheitlichen Anliegen und Problemen eine umfassende
allgemeine Grundversorgung sowie die Koordination der
Gesundheits- und Krankenversorgung für PatientInnen
bzw. BürgerInnen gewährleisten. Die Zielsetzungen für
die Neuausrichtung der Primärversorgung berücksichti-
gen aber auch die Gesundheitsberufe (z.B. verbesserte
Arbeits- und Rahmenbedingungen) und die Systemsteue-
rung (z.B. Sicherstellung der zielgerichteten Versorgung
auf der richtigen Versorgungsstufe/keine unnötigen
Krankenhausaufenthalte).
Aufgaben dieser ersten Versorgungsstufe sind als erste
Anlaufstelle im Gesundheitsversorgungssystem das
Angebot von Gesundheitsförderung und Prävention,
umfassende Behandlung von Akut- und chronischen
Erkrankungen, Koordinierung nach innen und außen,
Mitwirkung an öffentlichen Gesundheitsaufgaben,
praktische Ausbildung für Gesundheitsberufe und
Wissensgenerierung zum Versorgungsbedarf.
Ein Konzept als Rahmen
für zukünftige Entwicklungen
Durch dieses beschlossene Konzept wird vorerst der
Rahmen für die zukünftige Entwicklung vorgegeben.
Es stellt die Grundlage für die Neugestaltung der
Primärversorgung in Österreich dar, wodurch klare
Schritte einerseits in Richtung mehr Serviceleistungen
und umfassende Betreuung für PatientInnen sowie ander-
seits zur Attraktivierung der Gesundheits- und Sozialbe-
rufe gesetzt werden. Vor allem die Kommunikation und
die organisatorischen Abläufe sollen optimiert werden.
Die Mindestvoraussetzungen für ein Primärversorgungs-
team – welches an einem Ort oder dezentral mit
Über den Entwicklungsprozess eines sogenannten Primary Health Care Modells
im Sinne der Optimierung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und der
Zusammenarbeit der Gesundheits- und Sozialberufe wurde über die Medien
von Physio Austria, begleitend zu den aktuellen Prozessen, berichtet. Mit der
Vision ein »Mehr an Kommunikation und Kooperation zwischen den Versorgungs-
bereichen« zu schaffen wurde am 30. Juni 2014 durch Bund, Länder und Sozial-
versicherungen in der Bundeszielsteuerungskommission das Konzept zur
multiprofessionellen und interdisziplinären Primärversorgung in Österreich
schließlich einstimmig und offiziell beschlossen.
Martina Sorge
ist Mitarbeiterin im Ressort
Berufspolitik bei Physio
Austria. Absolvierte 2006
am KFJ Wien die Ausbildung
zur Physiotherapeutin und
widmet sich derzeit dem
interdisziplinären Master
-
studium Health Assisting
Engineering am FH Campus
Wien.
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