inform Nr.4 September 2014 - page 29

physio
austria
inform
September 2014
29
INTERVIEW
Bernhard Baumgartner, BA
Natürlich sehe ich aber auch, dass diese politische Arbeit
oft nicht sichtbar ist und politische Entwicklungen mit-
unter als sich ohnehin von alleine ergebende Tatsachen
wahrgenommen werden. Dabei sind sie das Ergebnis
beinharter, knochentrockener Vertretungsarbeit, damit
am Ende des Tages ein Gesetzestext beschlossen wird,
der möglichst viel ermöglicht und möglichst wenig aus-
schließt. Ich würde mir wünschen, dass es gelingt, das
ein Stück weit erahnbar zu machen. In Wahrheit ist es
wie ein Eisberg, wo nur ein kleines Stück aus dem Was-
ser ragt, der große Berg aber eigentlich unsichtbar bleibt.
Wie ist die Höhe des Mitgliedsbeitrags im internationalen
Vergleich zu bewerten?
Im Vergleich zu anderen westlichen Ländern ist es ein
niedriger Betrag. Dort ist der Mitgliedsbeitrag durch-
schnittlich deutlich höher – teilweise geht er sogar
in Richtung tausend Euro pro Jahr. Da muss man aber
natürlich auch dazusagen, dass dort die Verbandsarbeit
eine honorierte Tätigkeit ist.
Die Mitgliedschaft ist freiwillig, wie kann man die
PhysiotherapeutInnen an Bord holen, die noch nicht
Mitglied sind?
Diese Frage stellen wir uns sehr intensiv. Ich glaube,
dass es ist immer mehr notwendig ist, den Nutzen, den
die KollegInnen aus der Verbandsarbeit haben, sichtbar
zu machen. In der Vergangenheit war es so, dass alleine
die Tatsache, dass man einem Beruf angehört dazu geführt
hat, dass man selbstverständlich auch Mitglied des Verban-
des wird. Mittlerweile sind diese Mitgliedschaften nicht mehr
so selbstverständlich daran geknüpft, einem Beruf anzuge-
hören. Umso wichtiger ist es, wahrnehmbar zu machen,
was der Nutzen dieses Beitrages ist. Das ist eine wirkliche
Herausforderung.
Was ist der Nutzen der Mitgliedschaft?
Der Nutzen ist beispielsweise ganz plakativ gesagt der, dass
wir einem Beruf angehören, der ein hohes Ansehen genießt
und ein Bewusstsein in der Bevölkerung dafür existiert, dass
Physiotherapie ein selbstverständlicher Teil der Gesundheits-
versorgung ist. Das ist nicht von selbst so gekommen – und
ist auch in vielen Ländern nicht der Fall. Wir haben es auch
geschafft, den Beruf als akademischen Beruf zu etablieren.
Wir sind dabei, es zu schaffen, den Beruf dahingehend zu
entwickeln, dass Physiotherapie nicht nur auf Verordnung
angeboten werden kann und der Zugang dadurch limitiert
ist. Das sind Ergebnisse jahrelanger Arbeit des Verbandes.
Dass wir darüber hinaus eine Vielzahl von Unterstützungs-
angeboten für die KollegInnen haben, die die Bevölkerung
mit Physiotherapie versorgen, sei hier nur am Rande er-
wähnt. Wir gestalten Bildungsangebote, bieten Training
und Informationen für die selbständige Tätigkeit, wir stellen
Literatur zur Verfügung und unterstützen bei der Qualitäts-
sicherung. Am Ende des Tages trägt all das dazu bei, die
Reputation des Berufes zu stärken.
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