inform Nr.4 September 2014 - page 27

physio
austria
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September 2014
27
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der regelmäßigen Medikamenteneinnahme. DiätologIn-
nen obliegt eine umfangreiche Datenerhebung auf Basis
der ärztlichen Zuweisung. Nach der diätologischen Be-
fundung wird u.a. der Energiebedarf berechnet, das
Behandlungsziel individuell und patientInnenorientiert
definiert und die diätologischen Interventionen wie spezi-
fische Beratung über Ernährung, Anpassung der Mahlzei-
tenfrequenz und des Kohlenhydratanteils sowie Schulung
der Insulin-Handhabung durchgeführt. Physiotherapeu-
tInnen verringern durch Bewegungs- und Gesundheits-
förderung das Auftreten von Diabetes, führen Bewe-
gungstherapie mit Fokus auf Kraft-/Ausdauer- sowie
Herz-/Kreislauftraining, Sensibilitätstraining, Körper-
wahrnehmungs- und Verhaltensschulung, Gleichge-
wichtsschulung und Sturzprävention sowie Beratung
hinsichtlich Schuhwerk und Hilfsmittelversorgung durch.
Sie fördern die Integration körperlicher Aktivität in den
Alltag, unterstützen eine Optimierung des Muskelstatus
sowie Gewichtsreduktion, setzen durchblutungsför-
dernde Maßnahmen und unterstützen Betroffene im
fortgeschrittenen Stadium z.B. nach Amputationen zu-
sätzlich durch Mobilisation, Gangschulung und Prothe-
sentraining. Ebenso wirken ErgotherapeutInnen und
PsychologInnen mit ihren berufsspezifischen Kompeten-
zen in diesem Betreuungskonzept mit, der durch Primär-
versorgungspartnerInnen, wie die ApothekerInnen,
unterstützt würde.
Aktuelle Auswirkungen
Für die im Gesundheitsbereich tätigen Berufsgruppen –
etwa freiberufliche PhysiotherapeutInnen – hat dieses
vorliegende Konzept im Moment noch keine Auswirkun-
gen. Es umreißt als Abschluss der „Phase 1“ dieses Teils
der Gesundheitsreform eine Vision und setzt den Rah-
men für konkrete Maßnahmen und Aktivitäten zu deren
Umsetzung. In einer zweiten Phase müssen allenfalls er-
forderliche rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen
werden – diese werden vorerst nur angedeutet. Der Bun-
des-Zielsteuerungsvertrag sieht in weiterer Folge die kon-
krete Gestaltung von ersten Pilotversuchen ab dem Jahr
2015/16 vor, damit dann Schritt für Schritt die Neuge-
staltung der Primärversorgung passiert.
Im Moment ist noch nicht endgültig präzisiert, wo es die
ersten Modellregionen geben soll. Es ist denkbar, dass
bereits etablierte Netzwerke in das neue Setting überge-
führt werden und die Zusammenarbeit formalisiert wird
(s. auch Beitrag im exklusiv Teil dieser Ausgabe). Insbe-
sondere zu den Organisations- und Rechtsformen der
strukturierten verbindlichen Zusammenarbeit ist festzu-
halten, dass im Sinne einer hohen Flexibilität zur Anpas-
sung an die regionalen Erfordernisse unterschiedliche
Formen zulässig sein sollen. 7Organisatorische Anord-
nungs- und Leitungsbefugnisse werden unter Berücksich-
tigung der berufsrechtlichen Grundlagen innerhalb des
Primärversorgungsteams festgelegt. Voraussetzung ist
jedoch, dass die gewählte Organisationsform und jede
Regelung der Zusammenarbeit die Anforderungen der
Primärversorgungs-Konzeption erfüllen. Der konkrete
Weg, wie man – als PhysiotherapeutIn – Teil eines sol-
chen Netzwerkes wird, ist noch nicht beschrieben.
Ebenso gibt es für die Honorierung/Finanzierung noch
keinen endgültigen Beschluss.
Physio Austria wird sich weiterhin im Sinne der Berufs-
angehörigen sowie der bestmöglichen PatientInnenver-
sorgung und Gesundheitsförderung aktiv an diesem
Etablierungsprozess beteiligen und über berufs- und
gesundheitspolitisch relevante Entwicklungen über die
Medien des Berufsverbandes informieren.
LITERATUR
»Das Team rund um den Hausarzt« -
Konzept zur multiprofessionellen und
interdisziplinären Primärversorgung
in Österreich. Beschlossen in der
Bundes-Zielsteuerungskommission
am 30. Juni 2014.
VERFÜGBAR UNTER
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PRIMARY HEALTH CARE
Martina Sorge
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