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physio
austria
inform
Februar 2015
Die Umsetzungsphase
Um den physiotherapiefremden IT-Studierenden eine
Möglichkeit zu geben, unsere Ideen umzusetzen, wurde
eine Ansprechperson aus dem Kreis der Lehrenden aus-
gewählt. Diese Person konnte die Hintergründe über die
Logik im physiotherapeutischen Befund aber auch im
speziellen Formular geben. In diesem Rahmen erfolgte
zudem ein großer Wissenstransfer über die Physiothera-
pie. Speziell während der Masterarbeit beschäftigte sich
auch die IT-Studierende, Bernadette Spieler, mit Themen
wie Clinical Reasoning oder Reflexion, da diese Bereiche
implizit im Befundbogen eingebaut sind. Die Physiothera-
peutInnen mussten sich auf der anderen Seite mit The-
men wie Maximalwortanzahl, technische Realisierbarkeit,
Anordnung der (Navigations-, Inhaltlichen-, Screen-Lay-
out- und Interaktions-) Elemente, Usability oder unter-
schiedlichen Scripts befassen. So tauchten beide
Studiengänge in die Denkweise des jeweilig anderen ein
und mussten diese auch nachvollziehen. Spieler meint
dazu: »In der Planungsphase war es wichtig, die techni-
sche Realisierung zu klären und den sprichwörtlichen
»IT-Gap« zu überwinden. In dieser Phase wurde auch
über den Zweck des Produkts endgültig entschieden.
Diese fiel dann zu Gunsten einer Lehranwendung aus.
Nach einer ersten Programmierung wurde das Produkt
durch zwei Usability-Tests geschickt. Im ersten Schritt
haben die Studierenden im Praktikum die neue online-
Version erprobt. Hier tauchten Probleme mit dem
Zugang, der Größe von Uploads und der Länge von Text-
teilen auf, die vorab für die Programmiererin nicht ab-
sehbar waren. Aber auch sehr produktive Vorschläge
im Sinne der besseren Nutzbarkeit wurden eingebracht.
Nach dieser Phase wurden die Vorschläge bewertet und
als wichtig empfundene noch umgesetzt. In einer zweiten
Feedbackschleife wurde das Produkt nochmals von
Studierenden und Lehrenden getestet, bevor die erste
Version fertiggestellt wurde.
Interdisziplinarität
einmal anders
Physiotherapie und IT
Am Studiengang Physiotherapie in Graz wird eine
Word-Vorlage für die Dokumentation des physio-
therapeutischen Prozesses verwendet. Dieses For-
mular sollte nun in eine aktuellere Version in einer
webbasierten IT-Anwendung umgewandelt werden.
Viele PhysiotherapeutInnen benötigen jeden Tag in der
Arbeit einen PC. Für Recherchearbeit, zum Zwecke der
Dokumentation, für die Abrechnung und Buchhaltung.
Oft hat man dabei das Gefühl, dass es hier nur um
das Nutzen von IT-Tools geht, die man weder gestalten
noch wirklich verstehen kann. Aber wie kann das
anders gehen?
An der FH Joanneum gibt es neben den Gesundheitsbe-
rufen eine große Anzahl anderer Studienrichtungen, die
mitunter auf den ersten Blick wenig mit den Gesund-
heitsstudiengängen zu tun haben. Aber diese Andersar-
tigkeit bringt Ideen und bewirkt, auch einmal über den
Tellerrand zu blicken und Interdisziplinarität auch einmal
vor dem Hintergrund Public Health zu interpretieren.
Immer wieder arbeitet der Studiengang Physiotherapie
auch mit den verschiedenen IT-Studiengängen zusam-
men und stellt sich der Herausforderung der Ȇberset-
zungsarbeit« von der einen zur anderen Profession. Die
letzte Zusammenarbeit startete als Umsetzung eines
Projekts von Studierenden der Physiotherapie durch
Studierende des Studiengangs E-Health und wurde an-
schließend in der Masterarbeit von Bernadette Spieler
weiterentwickelt und dokumentiert.
Die Problemstellung
Am Studiengang Physiotherapie wird eine Word-Vorlage
für die Dokumentation des physiotherapeutischen Pro-
zesses verwendet. Dieses Formular sollte nun in eine
aktuellere Version in einer webbasierten IT-Anwendung
umgewandelt werden. Die Idee stammte von den Studie-
renden, die unzufrieden mit der »Zettelwirtschaft« waren
und sich dafür eine Lösung gewünscht hatten.
Auf der anderen Seite stehen Lehrende vor der Heraus-
forderung, die physiotherapeutischen Prozesse zu beur-
teilen. Ein Prozess, der auf Grund der Heterogenität von
PatientInnen und Studierenden oft schwierig ist.
Themenschwerpunkt
Physiotherapie und Interdisziplinarität
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