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Februar 2015
15
Interprofessionalität
Koordinierte Zusammenarbeit zwischen Angehöri-
gen verschiedener Berufe. Der Begriff wird z.B.
im Case- und Qualitätsmanagement verwenden.
Interprofessionalität soll Querverbindungen schaf-
fen, Berufe vernetzen, die Selbstreflexivität der
Berufe, Fortschritt, Innovationsfähigkeit und die
Lösung komplexer Probleme gewährleisten.
Therapeutischer Kontext: Oberstes Ziel ist das
Wohl des Patienten. Dies gelingt, wenn Überein-
stimmungen in den Therapien als sich ergänzende
Anteile erkannt werden
Quelle: Physiolexikon – Physiotherapie von A-Z, Georg
Thieme Verlag, S. 423, Stuttgart 2010
Interdisziplinarität
1 Nutzung von Methoden, Eigenschaften
oder Denkweisen anderer professioneller
Fachrichtungen.
2 Die Berufsgruppen übergreifende Zusam-
menarbeit mehrerer, voneinander unab-
hängiger Fachrichtungen mit Ausrichtung
auf ein gemeinsames Ziel […]
Quelle: Lexikon Physiotherapie,
Springer Verlag, S. 644, 1. Auflage 2010
Interdisziplinarität und Multiprofessionalität
Gute und professionelle Zusammenarbeit ver-
schiedener Berufsgruppen im Versorgungs-
kontinuum (Ärztinnen/Ärzte unterschiedlicher
Fachbereiche, Pflege, Psychologinnen/Psycho-
logen, Sozialarbeiter/innen etc.) ist ein Kern-
element qualitativ hochwertiger Versorgung
Quelle: BMG, Krebsrahmenprogramm Österreich, Oktober
2014, online verfügbar:
Multidisciplinary
is one or more disciplines working collaboratively.
It includes several professions in the team where
the various interventions are provided in isolation
and the professions co-exist. This approach recog-
nises the importance of different disciplines and
involves professionals operating within the boun-
daries of their profession towards discipline-
specific goals while recognising the important
contribution from other disciplines.
Quelle: WCPT Glossary: Terms used in WCPT’s
policies and resources, Version 2.1, July 2014,
online verfügbar:
Multidisziplinarität
Nebeneinander verschiedener nicht bzw. mehr
oder weniger verwandter Disziplinen
Quelle: Physiolexikon – Physiotherapie von A-Z,
Georg Thieme Verlag, S. 579, Stuttgart 2010
Hans-Perter Hagmüller, MSPhT
Ein Beispiel
für Interdisziplinäre
Zusammenarbeit
Was wir PhysiotherapeutInnen uns in unserer täglichen Arbeit
erhoffen bzw. auch erwarten, ist zwar vieler Orts schon üblich, ja
Standard, aber längst noch nicht überall Alltag: die Zusammenarbeit
mit anderen Berufsgruppen, im Besonderen mit ÄrztInnen. Unter
Zusammenarbeit ist im Idealfall mehr zu verstehen, als lediglich
das Entgegennehmen von Anweisungen bzw. das Rückfragen bei
Unklarheiten.
Ein unkomplizierter, vertrauensvoller und qualitativer fachlicher
Austausch sollte das erklärte Ziel in unserem Arbeitsfeld sein, denn
er liefert das optimale »Qualitäts-Back-Up«, wodurch individuelle
Therapie geboten werden kann. Es wird den PatientInnen ein sicheres
Umfeld geboten, in dem sie optimal betreut werden und sich wohl
fühlen können. Es entsteht ein Lernen von und miteinander, für
jedeN in ihrem/seinem Fachbereich.
Als junge Gruppe von PhysiotherapeutInnen und UnfallchirurgInnen
im Bezirk Kirchdorf (OÖ) sind wir sehr stolz darauf, uns ein solches
Netzwerk zum Austausch geschaffen zu haben: Es gibt Rückhalt,
Bestätigung und Vertrauen für die tägliche Arbeit! Gemeinsam mit
den PhysiotherapeutInnen Sandra Schneider, Barbara Mandlbauer,
Jana Konvalinova, Bernhard Resl und Martin Pimminger bin ich in
einem Team (alle freiberuflich in eigener Praxis), das sich regelmäßig
trifft, fachlich austauscht und den Kontakt mit ÄrztInnen sucht.
Prim. Dr. Robert Pehn, Leiter der unfallchirurgischen Abteilung am
Krankenhaus Kirchdorf, und sein ÄrztInnenteam legen ebenso großen
Wert auf ein solches Netzwerk und was vor ca. sechs Jahren als
lockeres Gespräch zwischen zwei Personen begonnen hat, ist nun
ein Austausch in einem interdisziplinären Team.
Das Team der UnfallchirurgInnen lädt die behandelnden Physio-
therapeutInnen der jeweiligen PatientInnen auch häufig ein, bei
Operationen anwesend zu sein. Aber das Gegenseitige Interesse
hat vor allem damit begonnen, als Prim. Pehn vor drei Jahren Barbara
Mandlbauer und mich um einen Vortrag bei den jährlichen Kniege-
sprächen in Bad Hall gebeten hat. Unsere Themen waren
Runner’s
Knee
und
Jumper’s Knee
aus Sicht der Physiotherapie, erinnere ich
mich. »Jeder von uns Physios in der Gruppe arbeitet selbständig und
hat seine/ihre eigenen Themen, die, meist im Anlassfall, mit den
Ärzten besprochen werden, aber häufige Treffen unter uns Physios
ermöglichen auch einen weiterlaufenden Informationsaustausch«.
Vor wenigen Monaten wurde wiederum ein Impuls seitens des ÄrztIn-
nenteams gestellt, wonach Unklarheit besteht, wie denn bestimmte
Details in der Reha nach LCA-Rekonstruktion in der Physiotherapie
aussehen. Dies war Anlass dazu, einige Grundsatz-
fragen wieder neu zu diskutieren, wie etwa wann von einer Einheilung
des Transplantates auszugehen ist, wann und wie Orthesen zu
verwenden sind bzw. wie notwendig diese sind, etc.
Wichtig ist bei solchen Diskussionen auch immer, von einer ent-
sprechenden Evidenzlage auszugehen, das heißt, das eigene Handeln
auch immer vor dem Hintergrund rezenter wissenschaftlicher Daten-
lage zu reflektieren. »Solche Diskussionen sind auch Weiterbildungen
auf sehr hohem Niveau. Wahrscheinlich muss man davon ausgehen,
dass solche Diskussionen nie zu einem Ende führen, aber immer
weiter in Richtung der optimalen Betreuung unserer Patientinnen
und Patienten.«
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