Dr. Brian Horsak
Welcher Berufsgruppe gehören Sie an?
Sportwissenschaft.
Was bedeutet für Sie Interdisziplinarität?
Interdisziplinarität bedeutet für mich, die
Stärken des jeweils anderen nutzen und
dadurch gemeinsam stärker und effizienter
werden.
An welchen Schnittstellen arbeiten Sie
beruflich mit PhysiotherapeutInnen
zusammen?
Seit vielen Jahren im Studiengang Physio-
therapie der FH St. Pölten einerseits in der
Lehre in Lehrveranstaltungen wie wissen-
schaftliches Arbeiten, Statistik, Biomecha-
nik, Betreuung von Abschlussarbeiten und
vieles mehr. Des Weiteren in der Forschung,
wo ich mich im Bereich der angewandten
Biomechanik, in der Drittmittelakquise und
im Bereich von Studiendesign und -planung
einbringe.
Könnten Sie mir hierzu ein konkretes
Beispiel nennen?
Ein Beispiel ist unser Projekt GAIT-Score. Wir
entwickeln gerade am Studiengang Physio-
therapie eine Lernsoftware, welche Studie-
rende beim Erlenen der Fertigkeit „visuelle
Ganginspektion“ helfen soll. Hier arbeiten
momentan drei Berufsgruppen interdiszipli-
när zusammen: Techniker, die sich um die
Softwareentwicklung kümmern und mit der
medizinischen Denkweise große Schwierig-
keiten haben. PhysiotherapeutInnen, die kli-
nische ExpertInnen sind, aber mit den
technischen Details große Verständnispro-
bleme haben und ich als Sportwissenschaft-
ler, der beide Seiten sehr gut versteht.
Aus der Erfahrung dieser Zusammenarbeit
heraus, was sind für Sie Erfolgsfaktoren
gelebter Interdisziplinarität?
Meiner Meinung nach muss jedeR genau
wissen wo seine/ihre Schwächen liegen und
wo die Stärken. Erst das erlaubt ein wirklich
enges und kooperativ-ergänzendes Arbeiten.
Dr. Helmut Ritschl, MA, MSc
Welcher Berufsgruppe gehören Sie an?
Radiologietechnologie – Medienpädagoge.
Was bedeutet für Sie Interdisziplinarität?
Interdisziplinarität bedeutet Aufgeschlossen-
heit und Wertschätzung gegenüber dem
Anderen.
An welchen Schnittstellen arbeiten
Sie beruflich mit PhysiotherapeutInnen
zusammen?
Ich darf den Masterstudiengang Digital
Healthcare – Motion and Activity leiten, der
sich mit dem Thema technologischer Unter-
stützung von physiotherapeutischen Prozes-
sen wie zum Beispiel Gangbildanalyse oder
Biomechanik beschäftigt. Dieser Studien-
gang wurde von den Kolleginnen der Physio-
therapie der FH St. Pölten wesentlich
gestaltet.
Könnten Sie mir hierzu ein konkretes
Beispiel nennen?
Der Masterstudiengang Digital Healthcare
versucht TechnikerInnen mit Gesundheits-
expertInnen wie zum Beispiel Physiothera-
peutInnen zusammen zu bringen. Dabei sind
die unterschiedlichen Denkweisen ganz
wesentlich, um neue Ideen zu kreieren, die
PatientInnen zum Beispiel in den Prozessen
der Rehabilitation zu Gute kommen.
Aus der Erfahrung dieser Zusammenarbeit
heraus, was sind für Sie Erfolgsfaktoren
gelebter Interdisziplinarität?
Erfolgsfaktoren sind aus meiner Sicht
1. das »Offen-Legen« der eigenen Expertise,
2. das Erarbeiten von Grundkenntnissen in
den jeweils ergänzenden Expertisen und
3. eine gemeinsame Sprache zu entwickeln,
wie zum Beispiel in Form von Prozess-
diagrammdarstellungen.
physio
austria
inform
Februar 2015
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LITERATUR
Bundes-Zielsteuerungskommission
(2014). »Das Team rund um den
Hausarzt« - Konzept zur multiprofes-
sionellen und interdisziplinären
Primärversorgung in Österreich.
Online verfügbar:
Bundesministerium für Gesundheit
(2013). Bundes-Zielsteuerungsvertrag.
Zielsteuerung Gesundheit. Online
verfügbar:
Physio Austria (2014).
PhysiotherapeutInnen in Primary
Health Care. Positionspapier. Online
verfügbar:
Voelker, C. (2011). Physiotherapie:
Berufliches Selbstverständnis.
Berlin: Cornelsen Verlag. Kapitel 7.3.
Grundbegriffe interprofessioneller
Kooperation. S.141
TEAMARBEIT
Anita Kiselka, MSc
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