Das Tageszentrum für SeniorInnen Leopoldstadt
(TZS 02) besteht seit 2001 und ist eines von
mittlerweile 21 Tageszentren in Wien. Ein Tages-
zentrum für SeniorInnen ist eine semistationäre
Einrichtung, die während der Tagesstunden eine
Betreuung und Versorgung von Menschen mit
unterschiedlichem Betreuungsbedarf über einen
überwiegend unbegrenzten Zeitraum anbietet.
Ein strukturierter Tagesablauf mit einer Vielzahl
an aktivierenden und therapeutischen Angeboten
ermöglicht den Menschen trotz seelischer, geisti-
ger oder körperlicher Einschränkungen, ein selbst-
bestimmtes Leben in der eigenen Wohnung.
Die Tagesgäste im TZS 02 werden von einem
interdisziplinären Team aus diplomierten Gesund-
heits- und Krankenschwestern/pflegern, Pflege-
helferInnen, HeimhelferInnen, einer Psychologin
und einem Physiotherapeuten begleitet, um eine
möglichst individuelle und bedarfsgerechte Be-
treuung zu gewährleisten.
Das TZS 02 ist ein wichtiger Teil des extramuralen
Betreuungsnetzwerkes. Eine Zusammenarbeit mit
vielen Berufsgruppen, wie z.B. HausärztInnen,
FachärzInnen, SozialarbeiterInnen, Ergotherapeu-
tInnen, LogopädInnen, OrthopädietechnikerInnen,
usw. findet abhängig vom Bedarf statt. Jeder
Tagesgast hat ein Anrecht auf seine Individualität.
Ohne die interdisziplinäre Zusammenarbeit der
unterschiedlichen Berufsgruppen wäre es nicht
möglich, den Bedürfnissen der Tagesgäste, die
sich über die Zeit immer wieder verändern,
gerecht zu werden.
Das TZS 02 hat einen Schwerpunkt: Menschen
nach einem Schlaganfall erhalten Physiotherapie.
Dieses Angebot, Physiotherapie eingebettet in
eine sinnstiftende Tagesstruktur, gibt es in dieser
Form in Wien nur im TZS 02.
Das Angebot umfasst Einzeltherapie, Training
mit einem Aktiv-Passiv-Trainer (Motomed für die
obere und untere Extremität), Training mit einem
Ergometer, Therapiebarren, Therapieausgänge,
Angehörigenberatung, Hilfsmittelberatung, Unter-
stützung bei Kontaktaufnahme mit Behörden usw.
Da gerade im extramuralen Bereich ein Mangel
an Betreuungs- und Therapiemöglichkeiten ohne
zeitliche Begrenzung für Menschen nach einem
Schlaganfall besteht, ist die »Schlaganfall-
gruppe« sehr inhomogen. So sind zur Zeit des
Schlaganfalls berufstätige Menschen, die von
ebenfalls berufstätigen Angehörigen betreut
werden, aber tagsüber nicht zu Hause allein
sein können, genauso vertreten wie Menschen
im höheren Lebensalter, deren Schlaganfall
bereits Jahre zurückliegt.
Allen gemeinsam ist, dass durch eine kontinuier-
liche Physiotherapie und die interdisziplinäre
Zusammenarbeit im TZS 02 stets alltags-
relevante Ziele der Betroffenen ohne zeitliche
Beschränkung verfolgt werden können.
Das TZS 02 ist kein Ersatz für eine teilstationäre
Neurorehabilitation nach der Definition der
Österreichischen Gesellschaft für Neurorehabili-
tation (ÖGNR). Es entspricht vielmehr, gemäß
dem Modell der Rehabilitation der WHO, der
Phase 4: Diese Phase bezeichnet die langfristige
ambulante Nachsorge, die ohne ärztliche Auf-
sicht erfolgen kann und wohnortnah stattfinden
soll. Ziel ist eine weitere Verbesserung und
Festigung der erzielten Effekte.
Gerade in diesem Bereich kann das TZS 02
mithelfen, eine bestehende Lücke in der Be-
treuungs- und Therapielandschaft zu schließen.
Das TZS 02 ist eine vom Fonds Soziales Wien
(FSW) geförderte Einrichtung, d.h. die Kosten
für einen Tageszentrumsbesuch sind einkom-
mensabhängig und so im Wesentlichen für
alle leistbar.
Themenschwerpunkt
Physiotherapie und Interdisziplinarität
Formen der
Zusammenarbeit
Best Practice der Physiotherapie und Interdisziplinarität
am Beispiel eines Tageszentrums für SeniorInnen in Wien.
Pierre Real
ist Physiotherapeut und
arbeitet seit 20 Jahren
hauptsächlich mit
Menschen nach einem
Schlaganfall. Seit 2001
betreibt er im Tages-
zentrum für SeniorInnen
Leopoldstadt des Wie-
ner Hilfswerks Physio-
therapie für Menschen
nach Schlaganfall.
© Wiener Hilfswerk
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