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GANG

Andreas Jocham, MSc

Der Kraftvektor der Bodenreaktionskraft (rot) läuft

dabei hinter der Drehachse des Kniegelenks,

wodurch es zu einem externen Flexionsmoment im

Kniegelenk kommt. Gegen dieses Flexionsmoment

wird durch die exzentrische Aktivität des M. quadri-

ceps ein internes Extensionsmoment erzeugt.

Andernfalls würde es zu einem unkontrollierten

Weiterlaufen der Knieflexion und somit zu einem

Giving-way-Phänomen kommen (Perry et al., 2010).

Bei einer vorliegenden Schwäche des M. quadri-

ceps besteht die Option, den Kniegelenkswinkel zu

verändern. Betroffene PatientInnen bringen das

Kniegelenk in eine Hyperextension, was sich meist

in der frühen mittleren Standphase deutlich zeigt

(Abb. 2). Dadurch verläuft der Kraftvektor der

Bodenreaktionskraft vor dem Kniegelenk und es

kommt zu einem externen Extensionsmoment,

welches den M. quadriceps völlig entlastet, die

posterioren Strukturen des Kniegelenks jedoch

überbelastet (Götz-Neumann, 2011). Bei Personen,

die nicht in der Lage sind, das Kniegelenk zu hyper-

extendieren, funktioniert dieser Kompensations-

mechanismus nicht.

Sturzgefahr verhindern

Eine Möglichkeit, wie das Bein trotz Neutral- bzw.

Flexionsstellung im Kniegelenk passiv stabilisiert

werden kann, ist durch die Verlagerung des Kraft-

vektors der Bodenreaktionskraft. Dies kann durch

eine vermehrte Vorneigung des Oberkörpers reali-

siert werden (Abb. 3). Durch die Verlagerung des

Körperschwerpunktes nach ventral verläuft der

Kraftvektor nun vor dem Drehzentrum des Kniege-

lenks und es kommt zu einem externen Extensi-

onsmoment. Somit ist trotz der Flexionsstellung im

Kniegelenk keine Aktivität des M. quadriceps er-

forderlich, um das Bein zu stabilisieren. Die gut

gemeinte Aufforderung den Oberkörper beim

Gehen aufzurichten, würde diesen Kompensations-

mechanismus auflösen und könnte in solch einem

Fall zu einer größeren Sturzgefahr führen. Die

Herausforderung in der Therapie liegt darin, diese

und andere Ursachen für Bewegungsauffälligkeiten

zu erkennen und richtig zu interpretieren, um

daraus adäquate Behandlungsansätze abzuleiten.

Andreas Jocham, MSc

LITERATUR

Götz-Neumann, Kirsten (2011):

Gehen verstehen. Ganganalyse in

der Physiotherapie; 18 Tabellen.

3., unveränd. Aufl. Stuttgart

[u.a.]: Thieme (physiofachbuch).

LITERATUR

Perry, Jacquelin; Burnfield,

Judith M.; Cabico, Lydia M.

(2010): Gait analysis. Normal

and pathological function.

2nd ed. Thorofare, NJ: SLACK.

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Hyperextensio

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