30
physio
austria
inform
Dezember 2015
Laut Statistik Austria zählte 2011 jedes
zwölfte Neugeborene zu den Frühgeborenen.
Davon kamen 72 Prozent zwischen der
34. und 36. Schwangerschaftswoche (späte
Frühgeburt) zur Welt, 13 Prozent zwischen
der 32. und 33. Woche (mäßig frühe Geburt)
und weitere 10 Prozent zwischen der
28. und 31. Woche (sehr frühe Geburt).
Bei den restlichen 5 Prozent handelt es sich
um Frühgeborene vor der 28. Schwanger-
schaftswoche (extrem frühe Geburt)
(Klimont, 2012).
Herausforderungen bei Frühgeburten
Neben respiratorischen Komplikationen,
wie Atemnotsyndrom oder eine verzögerte
Lungenentwicklung, besteht das hohe Risiko
einer Schädigung des zentralen Nerven-
systems. Die ZNS-Störung beeinflusst die
Atemsteuerung und es besteht vermehrt die
Gefahr von Kreislaufproblemen oder Infek-
tionen. Des Weiteren kann es zu Infarkt-
Geschehen kommen und Krampfanfälle
bzw. Epilepsien sind die Folge.
Das muskuloskeletale System, der Gastroin-
testinaltrakt, das Herz-Kreislauf-System,
der allgemeine Metabolismus und die
Sinnesorgane sind durch die Unterentwick-
lung dem Stress durch die frühe Geburt
nicht gewachsen und somit weniger
resistent und hoch sensibel (Möckel &
Mitha, 2009).
Im stationären Rahmen wird neben der
medizinischen und pflegerischen Versorgung
auch physiotherapeutisch auf die beschrie-
benen Bereiche intensiv eingegangen. Ziel
ist es, die Anpassung des Frühgeborenen an
das extrauterine Leben zu unterstützen und
zu erleichtern. Somit sollen eine optimale
sensorische und psychoemotionale Entwick-
lung gewährleistet bzw. motorische und
kognitive Folgeschäden vermieden werden.
Immer mehr Frühchen
Möglichst frühe Förderung essentiell
Weltweit, und auch in Österreich erkennbar,
zeigt sich in den letzten Jahrzehnten ein
starkes Ansteigen der Frühgeburtenrate
(Klimont, 2012). Eine umfassende medizini-
sche und therapeutische Versorgung ist
dabei nicht nur während des Krankenhaus-
aufenthaltes von großer Bedeutung, sondern
auf Grund der Risiken auch nach der Entlas-
sung aus dem stationären Setting (McCourt
& Griffin, 2000). Die Risiken für frühgebo-
rene Kinder umfassen einerseits eine Unreife
und dadurch Verletzlichkeit der inneren
Organe und andererseits auch psychische
Faktoren, hervorgehend aus einer frühen
Mutter-Kind-Interaktion (Dick, Weitbrecht &
Lindroth, 1999). Diverse Interventionspro-
gramme haben sich zum Ziel gesetzt, das
Kind in seiner Entwicklung möglichst früh zu
fördern und die betroffenen Eltern hinsicht-
lich einer optimalen Betreuung zu unterstüt-
zen. Die vorliegende Bachelor-Arbeit stellt
den kritischen Vergleich zweier Programme
an, welche sich beide der Nachbehandlung
frühgeborener Kinder nach Entlassung aus
dem stationären Rahmen widmen. Ziel der
Literaturarbeit war es, herauszufinden,
welches der beiden Konzepte statistisch
gesehen ein besseres motorisches Outcome
bei Frühgeborenen zeigt.
»ZIEL DER PHYSIOTHERAPIE
IST ES, DIE ANPASSUNG DES
FRÜHGEBORENEN AN DAS
EXTRAUTERINE LEBEN ZU UNTER-
STÜTZEN UND ZU ERLEICHTERN.«
Christina Mühlburger widmete sich in ihrer Bachelor-Arbeit
physiotherapeutischen Interventionen bei Frühgeborenen
nach der Entlassung aus dem stationären Aufenthalt.
Themenschwerpunkt
Orchideen der Physiotherapie