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Dezember 2015

23

HÄMOPHILIE

Monika Hartl

Zusammenarbeit mit den Eltern

In der Anfangsphase der Diagnose ist es wichtig, die

Eltern zu ermutigen, dem natürlichen Bewegungsdrang ihres

Kindes zu folgen und verschiedene Bewegungserfahrungen

und Möglichkeiten anzubieten. Krabbeln, Klettergerüst, Rutsch-

auto, Lauflernrad usw. sind wünschenswert und wichtig für

einen heranwachsenden Hämophilen. Bieten wir ihm bereits im

Kleinkinderalter die Möglichkeit, reichlich Bewegungserfahrung

zu sammeln, gepaart mit Vertrauen in das Kind und die medizini-

sche Betreuung durch das Hämophiliezentrum, wird es möglich,

ein Leben ohne Fehl- und Überbelastungen zu führen. Schutz-

kleidung wie Ellenbogen- oder Knieschützer, Helme, spezielle

Polsterung von Kleidungsstücken sollte vorbeugend und unter-

stützend eingesetzt werden. Physiotherapie und Training sind für

die Prävention und Rehabilitation wirksam und daher unabläs-

sig. Blutungen gehören nach Empfinden des Patienten bewegt,

beginnend mit passiv, anschließend passiv assistiv und, sobald

es möglich ist, aktiv im schmerzfreien Bewegungsumfang. Man

hat erkannt, dass Bewegung und Sport wesentlich zur Lebens-

verbesserung von Hämophilen beiträgt. Körperliche Aktivität

ist ein wichtiger Bereich in einem gesunden Leben. Sport und

Bewegung haben eine umfassende Wirkung auf unseren Körper,

werden doch Seele und Geist neben dem Körper mit beein-

flusst, ein positives Lebensgefühl wird gefördert. So ist die Teil-

nahme an Spiel, Sport und Spaß ein Weg, körperliche, seelische

und geistige Lebensqualität zu erhalten. Dies gilt für Menschen

mit und ohne Hämophilie.

Heute weiß man, dass Bewegung und Sport bei

Hämophilie sogar erst recht wichtig ist, denn:

°

Sport und Physiotherapie helfen das Risiko

von Blutungen zu vermindern.

°

Stärkere Muskeln beschützen die Gelenke besser

und verringern somit das Risiko für Verletzungen.

°

Flexible Bänder geben dem Gelenk mehr Halt und

Bewegungsmöglichkeit.

°

Ein gestärktes Herz-Kreislauf System heißt auch

verminderte Müdigkeit und vermindertes

Verletzungsrisiko beim Sport.

Bestehen bereits Schäden in Form von Gelenksdeformierun-

gen, Kontrakturen, Arthrosen oder Gehbehinderungen, soll

die maximale Unabhängigkeit der Hämophilen von fremder

Hilfe und Hilfsmitteln unter den gegebenen Voraussetzun-

gen angestrebt werden. Bewährt haben sich dosierte Mobili-

sations- und Manuelle Techniken, Fasziendistorsionsmodell,

Osteopathie sowie Entstauungstechniken. Unterstützend

setze ich auch gerne Kinesiologische Tapes ein. Wichtig bei

allen manuellen Behandlungen ist, wie bei allen PatientIn-

nen, sie zu beobachten, Rücksprache zu halten und genaues

Zuhören. Bei Hämophilen setze ich meine Sinne noch ein-

mal aufmerksamer ein, denn für mich sind sie ganz »beson-

dere Menschen«, die eine »besondere Behandlung«

verdienen.

Monika Hartl

© freshidea – Fotolia.com

Österreichische Hämophile Gesellschaft

Selbsthilfezentrum, Mariahilfer Gürtel 4, 1060 Wien

Tel.: +43(1)59 537-33,

office@bluter.at www.bluter.at

»HÄMOPHILE SOLLEN SICH BEWEGEN

UND BEWEGUNGSERFAHRUNGEN

MACHEN. SIE WISSEN GENAU, WAS

IHNEN GUT TUT UND WAS NICHT.«

www.hemoschweiz.ch