Bildungszentrum Hermitage
Bad Ragaz Schweiz
,
Das Medizinisches Zentrum steht für die interdisziplinäre
Zusammenarbeit der Ärzte und Therapeuten.
Den Anspruch sich auf hoher Qualität weiter zu
entwickeln erfüllen wir im Bildungszentrum Hermitage
mit einem umfangreichen Angebot an Kursen.
Medizinisches Zentrum ·
Bildungszentrum Hermitage
7310 Bad Ragaz, Switzerland
Tel. +41 (0)81 303 37 37 · +41 (0)81 303 37 39
·
Gesamtes Kursangebot und Anmeldung unter
physio
austria
inform
Juni 2012
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Themenschwerpunkt
Sportphysiotherapie
TRAININGSTHERAPIE
Wolfgang Pachatz, MSPhT, PT
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physio
austria
inform
Juni 2012
Wie in Abbildung 1 erkennbar ist, kann die
Funktion demnach sowohl angeregt, auf-
gebaut und schließlich potenziert werden.
Teilkomponenten und somit leistungsbestim-
mende Faktoren des Trainings sind auch in
diesen Bereichen wiederzufinden: Senso-
motorik/Koordination, Kraft, Ausdauer
(Kondition) sowie psychosoziale Zielpunkte
werden angestrebt, während Schmerz und
das individuelle Eingehen auf subjektive
Schmerzreize und -grenzen genau erfasst
und berücksichtigt werden müssen. In der
MTT muss der Schmerz minimiert bezie-
hungsweise, wenn möglich, verhindert
werden.
Die Rehabilitationsdauer ist abhängig von
der Art, dem Schweregrad und der Struktur
der Verletzung, den »Turn-Over Zeiten«, der
geforderten und erwünschten Belastbarkeit
(Hochleistungssport), der adaptiven Kapazi-
tät der Strukturen (individuelle Anpassungs-
fähigkeiten), der PatientInnencompliance
und natürlich dem biologischen Alter. Ein
unerlässliches Merkmal ist die Planmäßig-
keit, die in der Trainingsplanung, -kontrolle,
-dokumentation und -steuerung ihren
Ausdruck findet. Univ. Doz. Dr. Renate
Petschnig beschrieb folgende Phasen der
Rehabilitation:
°
I. Phase:
Frühfunktionelle Nachbehandlung
°
II. Phase:
Funktionelle Nachbehandlung
°
III. Phase:
Stabilisierungsphase
°
IV. Phase:
Rehabilitatives Training
°
V. Phase:
Wettkampftraining
In allen Phasen finden »Hands-On Tech-
niken« der Physiotherapie ihre Anwendung:
Mobilisationen, Traktionen beziehungsweise
Kompressionen, Faszientechniken, Muskel-
und Weichteiltechniken, Automobilisations-
techniken, Gelenkszentrierungen, Querfrik-
tionen, Massagen, Entspannungstechniken
und vieles mehr. Zugleich werden aber die
in Abbildung 1 ersichtlichen leistungsbestim-
menden Faktoren der Funktion neu aufge-
baut und trainiert.
Schulung der Sensomotorik
Abbildung 2 zeigt das Modell der neuromuskulären
Kontrollwege (Neurac 2011). Lephart beschreibt 2000
in seiner Arbeit »Proprioception and Neuromuscular
Control in Joint Stability« die vier Elemente der
Re-Etablierung der sensomotorischen Kontrolle:
°
Die dynamische Stabilisierung einzelner Gelenke
durch die Koaktivierung von Agonisten und
Antagonisten
°
Das neuromuskuläre Training für einzelne Gelenke
°
Das reaktive neuromuskuläre Training durch das
Stimulieren der Reflexaktivität durch schnelle
Veränderung der Gelenkpositionen und instabile
Unterstützungsflächen
°
Das Üben in funktionellen Bewegungsmustern
Ziele dieses propriozeptiven Trainings sind unter
anderem die Steigerung der Wahrnehmungsfähigkeit
sowie die Verbesserung der motorischen Fähigkeiten
zur Gelenksstabilisation. Die Wiederherstellung der
neuromuskulären Kontrolle wird, laut Lephart, am
besten durch eine Kombination von Aktivitäten
sowohl in offener als auch in geschlossener kineti-
scher Kette erreicht.
Schulung der Kondition
Die Schulung der motorischen Grundeigenschaften –
Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer, Schnelligkeit und
Koordination (Orientierungsfähigkeit, Differenzie-
rungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit, Reaktions-
fähigkeit, Rhythmus- und Rhythmisierungsfähigkeit) –
sowie psychische und taktisch-kognitive Fähigkeiten
müssen den Phasen der Rehabilitation angepasst
werden. Auch bei unseren PatientInnen im kurativen
Bereich ist ein »Training an der Grenze« notwendig.
Begriffe wie Kraftpyramide, aerobes Bewegen, Kraft-
ausdauer, Hypertrophie, Rekrutierung, Supramaximal-
kraft, Schnellkraft, Reaktivkraft, allgemeine oder
lokale Ausdauer, aber auch Konzentrik, Exzentrik und
Plyometrie bestimmen die MTT.
Neben diesem fachspezifischen Wissen werden von
den TherapeutInnen fundierte Kenntnisse im metho-
disch-didaktischen Vorgehen der Wissensvermittlung
und Aufklärung erwartet. Die Motivation und Compli-
ance und damit die Partizipation der PatientInnen und
KlientInnen, ohne die ein fortwährender Therapieer-
folg nicht möglich ist, werden dadurch gestärkt.
Conclusio
Dieses »Skelett« einer MTT verwendet viele Konzepte,
Modelle und Vorstellungen über Funktionszusammen-
hänge. In der Medizin, der Physiotherapie und natürlich
auch der Sportwissenschaft werden zurzeit viele dieser
Modelle wissenschaftlich auf ihre Gültigkeit hinterfragt.
Theorien werden bestätigt oder verworfen. Alteingeführ-
tes wird überdacht und möglicherweise korrigiert.
Um jedoch unsere PatientInnen optimal betreuen und
alle Facetten der Therapie erfassen zu können, ist zum
einen ein hoher Ausbildungsstand der AkteurInnen,
zum anderen aber auch eine Zusammenschau der
wissenschaftlich und praktisch arbeitenden Mitglieder
aller Berufsgruppen erforderlich.
LITERATUR
Pain after surgery inhibits muscle activity.
(Botti et al 2004; Santavirta 1997)
Pain inhibits muscle activity and function.
(Moseley 2004, Hodges 2003,
Graven-Nielsen 2002, Sohn 2000)
Pain changes muscle recruitment
patterns and strategies for motor control.
(Arent-Nielsen and Graven-Nielsen 2008,
Falla 2004, Hodges and Richardson 1999)
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Fotos: Wolfgang Pachatz
Sensomotorik/
Koordination
Kraft
Ausdauer
Psycho/
Soziales
FUNKTION
Schmerz
Copar/Pachatz 2011
PatientIn
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