physio
austria
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Dezember 2012
27
INITIATIVE
Constance Schlegl
Am 08. Oktober 2012 lud der Wiener Landesverband in
Kooperation mit Kolping Österreich zu einem Gespräch
im Rahmen der »Wiener Charta«
Physio Austria hatte in der Diskussion das Ziel, die
Bedürfnisse von Jung und Alt in Bezug auf Bewegung in
der Wiener Charta verzeichnen zu lassen. Physio Austria
und seine ExpertInnen für Bewegung und Körper haben
viel Erfahrung, sowohl auf dem Gebiet der Prävention
als auch der Behandlung von Krankheiten und deren
Schmerzsyndromen. Gemeinsam mit VertreterInnen des
Kolpinghauses »Gemeinsam leben« in Wien-Leopoldstadt,
das Jung und Alt unter einem Dach vereint, diskutierten
VertreterInnen des Gesundheitswesens und des Sports,
der Jugend und der SeniorInnen mit dem anwesenden
Publikum über den Wert der Bewegung und die unter-
schiedlichen Ansprüche an Bewegung bei Jung und Alt,
bei Gesunden und Kranken. Das Kolpinghaus »Gemein-
sam leben« bot den perfekten Rahmen - Gastfreundschaft
und ein Ambiente zum Wohlfühlen.
Auf dem Podium saßen die DiskussionsteilnehmerInnen
im Auftrag der Bewegung und der Gesundheit:
Prim. Dr. Silvia Brandstätter (WGKK, Institut für Physikali-
sche Medizin und Rehabilitation Hanusch Krankenhaus),
Prim. Dr. Klaus Vavrik (Präsident Österreichische Liga
für Kinder- und Jugendgesundheit), Mag. Christian Fessl
(Wiener Gesundheitsförderung), KR Peter Kleinmann
(BSO-Vizepräsident und Volleyballpräsident), Mag. Marion
Windhager (Mitarbeiterin Kolpinghaus »Gemeinsam
leben«, Bereich Lebensqualität) und Constance Schlegl
(Landesverbandsvorsitzende Physio Austria Wien,
Landesgruppenleiterin MTD-Austria).
Unter anderem wurden folgende Punkte bei dieser
Diskussion erarbeitet:
°
»Bewegung fängt in der Schwangerschaft an und geht
über den Kindergarten, Schule, Freizeit, Arbeitsplatz
bis zum Bewegungsbedarf im Alter. Um Bewegung in
den entsprechenden Bereichen zu trainieren/erzie-
hen/fördern, bedarf es einer Ausbildung der jeweili-
gen PädagogInnen, TrainerInnen, AusbildnerInnen.
Das ist derzeit nicht gegeben, und so wird Bewegung
verhindert. Die Folge: Die Kinder werden dick, rau-
chen und/oder trinken aus Fadesse. Wir müssen un-
sere Kinder wieder bewegen! Denn derzeit betreiben
nur 28 Prozent der Kinder Österreichs Sport!«, so KR
Peter Kleinmann, BSO-Vizepräsident. Daher die Forde-
rung nach der »Täglichen Turnstunde«.
°
Um mehr Bewegung zuzulassen, muss man Räume
schaffen und Vernetzungen ermöglichen. Jung und
Alt sollten gemeinsam Bewegung machen, denn der
soziale Aspekt ist sehr wichtig. Gemeinsam macht
Bewegung mehr Spaß, Bewegung will man nicht
alleine machen.
°
In Pensionistenheimen und öffentlichen Räumen
sollte mehr auf Barrierefreiheit geachtet werden.
°
In vielen Bereichen (Schmerzen, Diäten etc.) sollte
weniger medikamentös gearbeitet werden und mehr
mit Bewegungstherapie.
°
Arbeitsplätze müssen bewegungsfreundlicher gestal-
tet werden, ein Ausbau der betrieblichen Gesund-
heitsförderung ist erstrebenswert! Verspannungen
bis hin zu Krankheiten sind vorprogrammiert. Rücken-
schmerzen und Burn-out belasten nicht nur die
Gesundheit der PatientInnen, sondern auch die
Staatskassa.
°
Medien sollten noch mehr über den Wert von Bewe-
gung berichten. In weiterer Folge sollte mehr darüber
gesprochen werden. Bei Bewegungsmangel kann es
zu gesundheitlichen Problemen kommen, es kann
aber auch bei Jugendlichen zu Alkohol- und Drogen-
problemen kommen, da einerseits keine alternative
Freizeitgestaltung vorhanden ist, andererseits das
Gemeinsame, Soziale am »Bewegung Machen«, fehlt.
Ein Vergleich von Studien über die Kosten des Alko-
hol-/Drogenkonsums bei Jugendlichen, Studien über
Langzeitschäden bei Berufstätigen und Kosten für
entsprechende Sporteinrichtungen wäre angebracht,
um die Bedeutung von Bewegung noch mehr hervor-
zuheben.
°
Sport sollte gratis oder zumindest vergünstigt zu-
gänglich gemacht werden, sodass sich jeder »Bewe-
gung leisten« kann. Wenn man Sport für Familien
erschwinglicher macht, hätte dies auch Vorbildwir-
kung für die Jungen. Die bestehenden Sportanlagen
(Fußballplätze, Spielplätze, Basketball-Käfige) sollten
länger geöffnet sein, damit Bewegung leichter
möglich wird.
°
Bewegung IST NICHT Sport! Bewegung muss nicht
unbedingt etwas kosten: Ich kann zu Fuß in die
Arbeit gehen oder die Stufen statt den Lift nehmen.
°
Einführung einer Bewegungskultur durch neue
Sportarten (Skateboarding, Slacklining, Walking etc.)
sollte erfolgen.
°
Sport/Bewegung hilft besser als eine Diät und ist
ein wahrer Jungbrunnen! Statt viel Geld für »Wunder-
pillen«, Diäten oder Cremes auszugeben, sollte man
lieber in Bewegung investieren!
°
Mehrfachnutzung öffentlicher Räume: Supermarkt-
parkplätze könnten außerhalb der Geschäftszeit für
Bewegungsspiele zur Verfügung gestellt werden.
Im Rahmen der Diskussion wurde der Wunsch laut, dass
auch aus der Charta eine »Bewegung für die Bewegung«
entsteht und so dem Bewegungsmangel der Wiener und
Wienerinnen nachhaltig Einhalt geboten werden kann.
ExpertInnen aus dem Gesundheitswesen und VertreterIn-
nen aller Generationen sollten Teil dieser Gruppe sein.
© Helmut Wallner
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