Um dies zu trainieren, kann ich es als Widerstandsgerät
zur Unterstützung einer Bewegung oder zur Bewegungs-
irritation einsetzen. Letzteres ist natürlich am effektivsten
für ein Training der Koordination: z.B. eine Bewegung
erschweren, beim Beinachsen-Training, wobei man die
Stabilität der Knieposition mittels Bandzug von der Seite
bewusst irritiert. Oder man kann auch im Rahmen vom
allgemeinen Gleichgewichtstraining, im Einbeinstand
das Band mit den Händen so ziehen lassen, dass es das
Gleichgewicht herausfordert und damit die Gesamtreak-
tionsfähigkeit verbessert. Solche Übungen sind in großer
Vielzahl vorhanden und in Kombination mit anderen
Trainingsgeräten - wie Pezziball, Minitrampolin, Kreisel
etc. – natürlich unendlich ausweitbar. Dabei können
statische Aufträge als auch rhythmische Stabilisations-
aufgaben eingesetzt werden.
Automatisierung von Bewegungsabläufen
Was die Koordinationsschulung in Bezug auf Bewegungen
betrifft, so sind Gymnastikbänder nur bedingt als Trai-
ningsgerät tauglich, da sie aufgrund des materialbeding-
ten Widerstandes eigentlich keiner natürlichen sportlichen
oder funktionellen Bewegung entsprechen (Speerwurf,
Golfabschlag, Fußball-Torschuss etc.).
Das Band kann aber sehr hilfreich eingesetzt werden
zum Verinnerlichen von neuen Bewegungen. Zum einen
kann man mit ihm die Bewegungsausführung unterstützen
(Abb. 2). Durch eine entsprechend hohe Wiederholungs-
zahl wird die Initialisierung der Bewegung erlernt und der
ungewohnte Bewegungsablauf harmonisiert. Zum anderen
kann man es auch richtungsgebend, also als Führungs-
widerstand einsetzen, der zu einer Gesamtbewegung/
Haltungseinnahme führt, wenn der Übungsauftrag
umgesetzt wird.
Nicht immer nur Kraft
Das Gymnastikband einmal anders angewandt
Als Vorläufer der heutigen elastischen Bänder verschie-
dener Farben und Stärken ist wohl das Deuser-Band
anzusehen. Erich Deuser wurde 1951 zur Betreuung der
deutschen Fußball-Nationalmannschaft gerufen und war
zuständig für die Trainings- und Rehabunterstützung der
Mannschaft. Nachdem er anfänglich Fahrradschläuche
benutzte, um seinen Burschen mittels Widerstandstrai-
ning »zu richtig Kraft zu verhelfen«, ließ er 1967 dafür
ringförmige Kautschukbänder anfertigen.
Mitte der 1970er Jahre wurden dann in den USA Latex-
bänder entwickelt, die die Vorläufer der heute vielfach
verallgemeinert als Thera-Band® bezeichneten Therapie-
oder Gymnastikbänder darstellten. Und auch heute noch
– egal welches Übungsbuch man für die Latexbänder
auch immer aufschlägt - finden sich stets Erläuterungen,
welche Muskelgruppe man damit erreicht und zwar
immer im Sinne der Kräftigung. Doch das ist schade, da
Gymnastikbänder so viele zusätzliche Optionen bieten.
Im Koordinationstraining
Das Koordinationstraining wird im Zusammenhang mit
dem Latexbandtraining auch immer mal wieder erwähnt.
Doch wie genau kann das aussehen? Natürlich erfordert
es eine gewisse Grundkoordination, das Band auseinan-
derzuziehen, doch das dürfte wohl nicht gemeint sein,
da es ja viel differenziertere Techniken für eine Verbesse-
rung der Koordination gibt.
© Markus Martin
Das gängiger Weise unter Thera-Band® bekannte Gymnastik-
oder Latexband wird in der Therapie wie auch im Sport fast
ausschließlich als Kräftigungsgerät verstanden und genutzt.
Dabei geht da so viel mehr.
ABB 2
Patientin soll die Bückbewegung
aus den Hüftgelenken einleiten und bekommt dazu
einen richtungsgebenden Zug des Beckens nach hinten
ABB 1
Unterstützung der
Bewegungsausführung
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physio
austria
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April 2016
Themenschwerpunkt
Physiotherapie in Sport und Orthopädie