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physio
austria
inform
April 2016
Die IFOMPT beschäftigt sich mit fachlichen
Inhalten einer manuellen Therapie-Ausbildung.
Auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen
Situation wurde ein umfangreiches Curriculum
entwickelt und dieses muss dann auch als
Voraussetzung für eine Mitgliedschaft in jedem
Mitgliedsland – Monitoring und Evaluierung
erfolgen regelmäßig durch die IFOMPT - umge-
setzt werden. Das heißt, es handelt sich um eine
an die fachliche Entwicklung gebundene Mitglied-
schaft. In Österreich wird die Spezialisierung in
Zusammenarbeit von Physio Austria, OEGOMT,
und der Donau Universität Krems als Masterstu-
dienprogramm umgesetzt.
Auch in Fragen der Manipulation, einem derzeit
brandheißen Thema in Österreich und Deutsch-
land, entwickelt die IFOMPT Standards etwa wie
dies zu erlernen ist, welche Techniken in der Un-
tersuchung, Stichwort »clinical reasoning«, not-
wendig sind etc. Als OEVOMT, dessen Vorsitz
aktuell Niels Ruso hat, werden wir in Diskussions-
prozesse eingebunden und unsere Meinung fließt
in die Papiere der IFOMPT ein.
Sie wurden in den internationalen Vorstand
des Kaltenborn Evjenth OMT gewählt?
Woran arbeiten Sie hier?
Neben Maitland oder Cyriax u.a. ist das Kalten-
born Evjenth OMT Konzept eines der großen
weltweit anerkannten Konzepte der manuellen
Therapie. Ich wurde 2014 in den Vorstand ge-
wählt, nachdem sich die beiden Protagonisten
Olav Evjenth und Freddy Kaltenborn alters-
bedingt zurückzogen und ein neuer Vorstand
ernannt wurde. Eine der Aufgaben ist, das Kon-
zept weiter zu promoten und noch bekannter
zu machen. Eine andere ist, das, was Evjenth
und Kaltenborn empirisch entwickelt haben,
mit wissenschaftlicher Evidenz zu hinterlegen.
Viele der großen Konzepte wie auch Bobath usw.
wurden damals vor allem an PatientInnen erprobt
und basieren vor allem auf den empirischen
Erkenntnissen der KonzeptgründerInnen. Wir
sind heute durch die Akademisierung gefordert,
die Konzepte auch mit wissenschaftlichem
Leben zu befüllen.
Welche Voraussetzungen sollte einE
PhysiotherapeutIn erbringen, der/
die im Bereich Orthopädie tätig ist?
Es ist meines Erachtens schon so, dass die
Spezialisierung in der Physiotherapie wie in der
Medizin voranschreitet. Eine gute Ausbildung
und Zusatzqualifikation sind auch im Bereich
der Orthopädie wünschenswert bis notwendig.
Die FH-Ausbildung deckt den kompletten Bereich
der Physiotherapie ab, aber durch die Dauer ist
es nur bedingt möglich, sich in Spezialdisziplinen
vorzuarbeiten. In den ersten Jahren nach Ausbil-
dungsabschluss ist es daher ratsam, so man sich
dafür interessiert, eine Zusatzausbildung in
manueller Therapie zu absolvieren. Man kann aus
einer Unmenge an Fortbildungsangeboten wäh-
len. Wichtig ist, hier die qualitativ hochwertigen
Angebote - ohne von Hochglanzprospekten
und Heilsversprechen geblendet zu werden –
herauszufiltern. Die fachlichen Netzwerke und
Organisationen wie die International Federation
of Orthopaedic Manipulative Physical Therapists
(IFOMPT) können hier weiterhelfen.
Die OEVOMT ist auch Mitglied der
International Federation of Orthopaedic
Manipulative Physical Therapists (IFOMPT):
Welche Standards sind hier definiert?
Die IFOMPT ist die älteste und größte Unter-
gruppe des Weltverbands der Physiotherapie
(WCPT). In Österreich gibt es drei Netzwerke der
manuellen Therapie. Die OEGOMT, die sich mit
dem Kaltenborn Evjenth-Konzept beschäftigt, die
OEVMPT rund um das Maitland-Konzept sowie
die Dachgesellschaft OEVOMT. Letztere wurde
gegründet, da die IFOMT nur Mitgliedsländer
aber keine einzelnen Konzepte anerkennt, was
die Gründung einer Dachgesellschaft in Öster-
reich notwendig gemacht hat, die wiederum das
Land in der IFOMT vertritt. Am ersten Kongress
der IFOMT, an dem ich 1992 teilgenommen habe,
wurde Österreich als provisorisches Mitglied
aufgenommen, 2000 dann als Vollmitglied.
© Sabine Gattermeier
von links: Olav Evjenth,
Andreas Gattermeier,
Freddy Kaltenborn
INTERVIEW
Mag. Patricia Otuka-Karner
Themenschwerpunkt
Physiotherapie in Sport und Orthopädie