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Themenschwerpunkt

Physiotherapie in Sport und Orthopädie

Damit das Training wirkt

Leistungssteuerung im Ausdauertraining

Viele Empfehlungen aus Fachzeitschriften oder populär-

wissenschaftlicher Literatur helfen (nach sportärztlicher

Belastungsfreigabe), den Belastungsbereich einzuschät-

zen, sie bestimmen ihn aber nicht. Als Beispiel können

die Angaben zur trainingswirksamen Herzfrequenz ge-

nannt werden. So finden sich in der Literatur Angaben

zur Herzfrequenz für ein regeneratives Training bei 110

bis 140 Schlägen pro Minute, für ein Training der Grund-

lagenausdauer 1 (GA1) bei 120 bis 160 Schlägen pro

Minute und für ein Training der Grundlagenausdauer 2

(GA2) bei 140 bis 180 Schlägen pro Minute. Unabhängig

davon, dass alle Angaben eine recht große Bandbreite

umfassen, enthalten alle drei Trainingsbereiche die Herz-

frequenz 140 Schläge pro Minute. Auch eine Einschät-

zung nach der BORG-Skala oder der Sprechregel (siehe

Tabelle 1) ist möglich, es bleiben jedoch Einschätzungen.

TABELLE 1

Intensitätsstufen für das Training der Ausdauer sowie subjektive

und objektive Steuergrößen, angepasst und ergänzt nach einer

Vorlage des Bundesamtes für Sport - BASPO (Schweiz).

LEGENDE

% Hf

max

Prozent von der maximalen Herzfrequenz

% V

ANS

Prozent von der Geschwindigkeit

an der anaeroben Schwelle

% VO2

max

Prozent von der maximalen Sauerstoffaufnahme

mmol/l

millimol Laktat pro Liter Blut, ANS=Anaerobe Schwelle

Gängig: Laktatstufentest

Im systematischen Training der Ausdauer ist seit den

1970er Jahren die Steuerung der Intensität über einen

Laktatstufentest ein gängiges Verfahren. So ein Stufen-

test kann entweder im Labor auf einem Laufband bezie-

hungsweise Fahrrad-Ergometer oder als Feldstufentest

dort durchgeführt werden, wo der Athlet auch sein

Training absolviert (z.B. Laufbahn, Schwimmbad,

Radstrecke, Langlaufloipe etc.).

Im Stufentest werden mehrere Intensitätsstufen (4-6)

absolviert, wobei mit einer geringen Belastung begonnen

und diese dann von Stufe zu Stufe gesteigert wird.

Am Ende jeder Stufe wird eine Blutprobe zur Bestimmung

des Laktatwertes aus dem Ohrläppchen oder der Finger-

beere entnommen und parallel die Herzfrequenz am Ende

einer jeden Belastungsstufe festgehalten. Die parallele

Aufzeichnung von Laktathöhe und Herzfrequenz am Ende

jeder Belastungsstufe erlaubt es in der anschließenden

Trainingsplanung, die Intensität über das Herzfrequenz-

äquivalent zu steuern (siehe Abbildung 1 rechts).

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physio

austria

inform

April 2016

INTENSITÄTSSTUFE

SEHR LOCKER LOCKER

MITTEL

HART

SEHR HART

Borg-Skala

6 – 9 Punkte

10 – 12 Punkte

13-14 Punkte

15-16 Punkte

17-20 Punkte

Sprechregel

Singen

Plaudern

Sprechen

in ganzen Sätzen

Knapper

Wortwechsel

kein Wortwechsel

mehr möglich

% Hf

max

60 – 70%

70 – 80%

80-90%

90-95%

95-100 %

% V

ANS

55 – 70%

70 – 80%

80-93%

93-103%

> 103%

HF pauschal

110 – 120

120 – 140

140-160

160-180

maximal

% VO2

max

<50%

50 – 70%

70-90%

90-100%

> 100%

Laktat

um 1 mmol/l

1– 2,5 mmol/l

2-3,5 mmol/l

3-6 mmol/l

> ANS

Energiestoffwechsel

(primär)

aerober Bereich

aerob-anaerober Übergangsbereich

anaerober Bereich

Trainingswirkung

Regeneration,

Kompensation,

Erholung

Aerober

Stoffwechsel,

Schwerpunkt

Fettstoffwechsel

Aerober

Stoffwechsel,

Mischbereich

Aerober/anaer-

ober Stoffwechsel,

Schwerpunkt

Kohlenhydrate

Anaerober

Stoffwechsel

Kohlenhydrate

Trainingsmethode

(sinnvolle)

Kontinuierliche

Dauermethode

Kontinuierliche

und variable

Dauermethode

Kontinuierliche und variable

Dauermethode, extensive

Intervallmethode

Intensive Inter-

vall-methode, HIT-

Training, Wieder-

holungsmethode,

Wettkampf- und

Kontrollmethode