physio
austria
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Februar 2017
31
ERFAHRUNGSBERICHT
Andrea Sturm, MAS
© nadezhda1906
Erste Erfolge
Der linke Arm zeigte allmählich Funktion. Nach einem
halben Jahr konnte Julian einen Ball mit beiden Händen
fangen und die Sprossenwand mit Hilfe hochklettern.
Gleichzeitig begann er, die Volksschule zu besuchen.
Mit zusätzlicher craniosacraler Therapie adressierten wir
sein Vegetativum. Seine Konzentration wurde um vieles
besser, und er viel ruhiger. Wir konnten die Abstände
zwischen den Therapiestunden auf drei Wochen ver-
längern, weil die Familie jeden Tag zuhause übte. Ich
achtete darauf, Ressourcen zu nutzen – und zwar die
aller Beteiligten. Durch das Eigenübungsprogramm
spürten die Eltern ihre Selbstkompetenz und konnten
ihrem Kind aktiv helfen. Auch die Abhängigkeit von
mir wurde dadurch reduziert – nicht zuletzt ist es auch
eine Kostenfrage.
Und nun?
Heute ist Julian vierzehn. Vor einem Jahr wurde nach
dem Einsatz von Orthesen sein Spitz-Klumpfuß operativ
korrigiert, gleichzeitig der M. Tibialis anterior gerafft und
repositioniert und der Tibialis posterior auf den Peroneus
brevis transferiert. Dadurch hat er jetzt eine Neutral-
Nullstellung im linken Sprunggelenk mit mehr Fußheber-
aktivität. Er klettert unterstützt an der Boulderwand,
schwimmt, fährt Rad und geht stundenlang mit seinen
Eltern in den Bergen wandern.
Solch ein Therapieergebnis kann man erzielen, wenn alle
Beteiligten in einem Boot sitzen und am selben Strang
ziehen. Mit engagierten Eltern – wie jenen von Julian –
ist das nicht schwer. Die Familie ist harmonischer gewor-
den und die Behinderung Julians hängt nicht mehr wie
ein Damoklesschwert über allen Köpfen und der Zukunft.
Bei einem Berufseignungstest stellte ein Psychologe
vor Kurzem große mathematische Begabung fest und
empfahl den weiterführenden Besuch einer Handels-
akademie. Julian geht seinen Weg, dessen bin ich mir
sicher.
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»DURCH DAS EIGENÜBUNGS-
PROGRAMM SPÜRTEN DIE
ELTERN IHRE SELBSTKOM-
PETENZ UND KONNTEN IHREM
KIND AKTIV HELFEN.«
KURSANKÜNDIGUNGEN
Gangrehabilitation bei neurologischen
Störungen – Funktionsorientierte Therapie
1. bis 2. April 2017
Wien, Physio Austria Kurszentrum
Bernd Anderseck, MSc
Emanuel Donckels, MSc