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physio

austria

inform

Februar 2017

Wie viel Wert wird im weiteren Sinne auf die

Meinung von in Behandlung befindlichen

PatientInnen mit Behinderung gelegt?

Es sollte sehr viel auf den Patienten eingegangen

werden, dann ist die Behandlung sinnvoll und wird

Erfolg bringen. Die Wertschätzung von Menschen

mit Behinderung ist im Großen und Ganzen in

Ordnung. Natürlich gibt es dort und da noch Ver-

besserungsmöglichkeiten. Für mich ist aber zum

Beispiel Mitleid etwas Schlimmes. Mir geht es

nicht schlecht und ich bin nicht krank.

Welchen physischen Barrieren sind Sie

bislang begegnet?

Meistens kleinen Schwellen, Stufen oder

Steigungen, die ich als Tetraplegiker alleine

nicht bewältigen kann.

Hatten Sie anfangs Schwierigkeiten damit,

sich selbst als »Mensch mit Behinderung«

anzusehen und sich einzugestehen, dass

Sie nun körperlich behindert sind?

Nein, ich habe es sehr schnell akzeptiert und

sofort gelernt, Hilfe anzunehmen. Das ist ein ganz

wichtiger Schritt. Ich habe mich nie nach der

Vergangenheit gesehnt, sondern vom ersten

Moment an daran gedacht, was nun alles auf mich

zukommt. Da habe ich gewusst, dass das auch

ganz schöne Momente sein können. Es gibt aber

natürlich Hochs und Tiefs. Ich bin überzeugt,

solche Dinge passieren nur denen, die die Kraft

haben, es durchzustehen.

Wie humorvoll gehen Menschen

mit Behinderung untereinander um?

Es geht vieles leichter, wenn man nicht dauernd

verzweifelt ist und mit allem hadert. Humor, auch

schwarzer Humor hilft. Der kommt automatisch

und hat bei mir schon in der Reha begonnen. Ihn

gibt es unter Querschnittsgelähmten ganz oft.

Was werden wir in Zukunft von Kira

Grünberg hören?

Ich arbeite seit Kurzem für das österreichische

Sportministerium, halte nebenbei Vorträge und

werde unter Umständen auch mein Studium

der Pharmazie wieder aufnehmen.

Sie sind zu einer starken Stimme und zu

einer Inspiration für Menschen mit Behinderung

geworden. Was möchten Sie in dieser Funktion

den PhysiotherapeutInnen Österreichs mit

auf den Weg geben?

Danke, dass ihr für Eure Patienten da seid, ihnen

zuhört und jeden Tag euer Bestes gebt.

Das Leben ist immer lebenswert.

STARKE STIMME

Julia Stering, BA BA MA

Themenschwerpunkt

Physiotherapie und Menschen mit Behinderung

»MEIN TRAININGSPROGRAMM

GESTALTEN MEIN PHYSIO-

THERAPEUT UND ICH

GEMEINSAM.«

© Tom Sports Consulting