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physio

austria

inform

Februar 2017

Submaximale Belastungstests

Der 6-Minute-Walk-Test ist ein einfach durchzuführender

submaximaler Belastungstest, bei dem die maximal

mögliche Gehstrecke innerhalb von sechs Minuten

gemessen wird. Im Statement der American Thoracic

Society (2002) zum 6-Minute-Walk-Test wird die exakte

Durchführung festgelegt: eine 30 Meter lange Gehstre-

cke auf einem niedrig frequentierten Gang, Instruktionen

durch das testende Personal (keine verbale Motivation,

lediglich Mitteilen der verbleibenden Zeit, klare Abbruch-

kriterien). Gemessen werden das subjektive Belastungs-

oder Symptomempfinden (BORG-Skala) sowie im

Minutenabstand die periphere Sauerstoffsättigung und

die Herzfrequenz. Bei korrekter Durchführung ist im

Normalfall ein deutlicher Anstieg der Herzfrequenz zu

beobachten. Eine Gehstrecke unter 350 Metern kann

Zeichen eines erhöhten Mortalitätsrisikos sein. Bei ge-

sunden Erwachsenen sind Gehstrecken über 500 Meter

zu erwarten. Der minimale klinisch relevante Unterschied

liegt laut O’Keeffe et al. (1998) bei kardiologischen

PatientInnen bei 43 Metern – variiert aber abhängig vom

Krankheitsbild und liegt bei der COPD beispielsweise

bei 35 Metern.

Der 2-Minuten-Gehtest mit denselben Prinzipien wie

der 6-Minute-Walk-Test eignet sich gut für den Einsatz

bei sehr eingeschränkt belastbaren PatientInnen.

Beim Incremental-Shuttle-Walk-Test bewältigt die Test-

person eine zehn Meter lange Gehstrecke mit zuneh-

mender Geschwindigkeit (initial 1,8 km/h, Steigerung

minütlich auf maximal 8,5 km/h), wobei die Strecke

stets beim Ertönen eines Signals (abgespielt über eine

CD oder übers Mobiltelefon) absolviert sein muss. Been-

det wird der Test, sobald die Zehn-Meter-Marke nicht

mehr vor dem Signal erreicht wird. Verglichen mit dem

6-Minute-Walk-Test ist dieser Test in Österreich deutlich

weniger verbreitet, könnte jedoch aussagekräftigere

Ergebnisse hinsichtlich der maximalen Leistungsfähigkeit

liefern und somit im extramuralen Bereich gut eingesetzt

werden.

Assessments in der Kardiologie

Bestimmung der Belastbarkeit –

Grundlage für die Trainingsintensität –

Förderung der Adhärenz

Maximale Leistungstests

Ergo- und Spiroergometrie ermöglichen die Bestimmung

der maximalen Leistungsfähigkeit, des Herzfrequenz- und

Blutdruckverhaltens während Belastung sowie bei der

Spiroergometrie die Reaktion der Atmung und des Stoff-

wechsels auf eine kardiovaskuläre Beanspruchung. Ins-

besondere die Spiroergometrie ermöglicht die präzise

Differenzierung der Ursachen von Belastungsintoleranz

und unspezifischen Symptomen wie Dyspnoe und Fati-

gue. Das Risiko für potenzielle (kardiale) Zwischenfälle

ist zwar gering, aber nicht völlig auszuschließen: Kardio-

logische Fachgesellschaften haben aus diesem Grund in

entsprechenden Guidelines absolute und relative Kontra-

indikationen und unterschiedliche Testprotokolle für die

Ergometrie definiert.

Fokus

Qualität

Belastungstests ermöglichen in der Kardiologie die Gewinnung wertvoller

Informationen hinsichtlich Diagnose und Prognose sowie die Feststellung

der funktionellen Kapazität. Assessments bilden die Grundlage für Auswahl

und Dosierung physiotherapeutischer Maßnahmen und sind wichtige Weg-

begleiter bei der Gratwanderung zwischen »genau richtig«, »Unterforderung«

und »Überforderung«.

Maximalkraftpyramide nach Rühle