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Mit vereinten Kräften

Multiprofessionelle Zusammenarbeit

in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung

orthopädische Kontrollen durchgeführt. Einmal jährlich

untersucht die behandelnde Ärztin vom Ambulatorium

das Mädchen. Bei Fragen oder Problemen vereinbaren

die TherapeutInnen der unterschiedlichen Fachrichtun-

gen einen gemeinsamen Termin mit dem Kind oder es

wird als Fallvorstellung in die regelmäßig stattfindende

Teambesprechung gebracht. So ist eine optimale Ver-

sorgung der Patientin gewährleistet.

Erfolge

Ab dem vierten Lebensjahr konnte Anna auch mit Hippo-

therapie gefördert werden. Auch wenn gerade diese

Therapieform Kindern sehr viel Spaß macht, ist darauf zu

achten, keine Überforderung durch zu viele Termine zu

erzeugen. Zwei Therapien pro Woche sind normalerweise

ausreichend; in den Ferien kann im Rahmen eines Reha-

Aufenthalts oder einer Intensivwoche (Klettern, Hippo-

therapie, Grafomotorikgruppe etc.) auch mehrmals

täglich trainiert werden. Die Physiotherapie lief und läuft

mit kleinen Unterbrechungen fast durchgehend; mittler-

weile nur mehr blockweise wöchentlich und sonst in

etwas größeren Abständen, je nachdem, wie es für das

Mädchen gerade am besten ist. Wenn andere Therapien

dazukommen, muss darauf geachtet werden, dass Kind

und Eltern nicht überfordert sind. Anna ist heute 12 Jahre

alt. Sie geht in die Regelschule mit nur stundenweiser

Unterstützung durch eine Hilfsperson, meistert ihr

Leben, fühlt sich wohl in ihrer Klasse und hat gute

FreundInnen.

Anna* kam als Frühgeburt mit einer infantilen Zerebral-

parese zur Welt und wurde mit wenigen Monaten in das

Ambulatorium für Entwicklungsdiagnostik überwiesen.

Die Physiotherapie startete sofort. Gleichzeitig bekam

Anna in größeren Abständen beziehungsweise bei Bedarf

Logopädie. Schon hier begann die Zusammenarbeit der

TherapeutInnen aus den beiden Fachrichtungen: Ohne

richtige Positionierung des Kindes, ohne guten Haltungs-

hintergrund war ein problemfreies Trinken oder Essen

nicht möglich. Zugleich konnte die behandelnde Physio-

therapeutin auf das Wissen und die Erfahrung der Logo-

pädin zurückgreifen, wenn die Eltern in der Therapie

von Problemen berichteten.

Gemeinsam für Fortschritte

Anna entwickelte sich gut – aber natürlich verzögert und

mit den typischen Handicaps einer beinbetonten, spasti-

schen ICP mit GMFCS III. Ab dem Alter von drei Jahren

erhielt sie blockweise Ergotherapie – auch hier arbeitete

die Physiotherapeutin eng mit den ErgotherapeutInnen

zusammen, um die optimalen Voraussetzungen und die

bestmögliche Therapie zu schaffen. Logopädie-Einheiten

kamen im Laufe der Jahre zur Sprachverbesserung dazu.

Neben der physiotherapeutischen Behandlung und der

Einbeziehung des Umfeldes wurde stets auch auf die

richtigen Hilfsmittel geachtet: etwa auf die Einlagen-

und Schuhversorgung oder auf Gehhilfen, den Rollstuhl

und dergleichen. In Anwesenheit der behandelnden

Physiotherapeutin wurden und werden regelmäßige

Am Beispiel der Patientin Anna ist deutlich zu erkennen, wie wesentlich

es ist, dass alle Angehörigen der Gesundheitsberufe in der Behandlung

an einem Strang ziehen.

© Feichtinger-Zrost

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Februar 2017

Themenschwerpunkt

Physiotherapie und Menschen mit Behinderung

* Name redaktionell geändert