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Physio ResearchAward 2016

Die prämierten Masterarbeiten

26 Masterthesen sind nach der Ausschreibung des Physio Research Awards 2016

eingegangen und von einer fachkundigen Jury in anonymisierter Form geprüft

worden. Im Rahmen des Symposiums »Physiotherapie, quo vadis?« im November

2016 wurden die drei Gewinnerinnen ausgezeichnet. Hier erfahren Sie, worum

es in den drei prämierten wissenschaftlichen Arbeiten ging.

Irradiation – Einfluss der Aktivierung der Ellbogen-

flexoren auf die Aktivität der kontralateralen

Knieflexoren. Explorative Pilotstudie

Irradiation als ein Grundprinzip der propriozeptiven neuro-

muskulären Fazilitation wird häufig bei neurologischen,

orthopädischen und unfallchirurgischen Krankheitsbildern

zur indirekten Behandlung von Muskeln eingesetzt, wenn

ein direkter Zugang nicht ausreichend möglich ist. Ursachen

und Wirkungsweisen des Phänomens Irradiation sind noch

unzureichend erforscht. Ziel der Studie ist es, zu untersu-

chen, welchen Einfluss die Aktivierung der Ellbogenflexoren

auf die EMG-Aktivität der kontralateralen Knieflexoren hat.

Die Ergebnisse zeigen eine im Vergleich zum Ruhe-EMG

signifikante Erhöhung der Aktivität der ischiokruralen

Muskulatur sowohl bei eindimensionalem als auch bei drei-

dimensionalem Widerstand am dominanten und am nicht

dominanten Arm. Der Bizeps femoris weist bei ein- und drei-

dimensionalem Widerstand am dominanten Arm eine signifi-

kant höhere und bei eindimensionalem Widerstand am nicht

dominanten Arm eine tendenziell höhere EMG-Aktivität auf

als Semitendinosus/Semimembranosus. Kein signifikanter

Unterschied zeigt sich in der EMG-Aktivität der ischiokrura-

len Muskulatur bei eindimensionalem im Vergleich zu drei-

dimensionalem Widerstand sowie bei Widerstand am domi-

nanten Arm im Vergleich zum nicht dominanten Arm.

Aufgrund der kleinen Stichprobe ist die Aussagekraft der

Ergebnisse eingeschränkt. Die vorliegende Pilotstudie gibt

Hinweis darauf, dass durch die Aktivität der Ellbogenflexoren

die Aktivierung der kontralateralen Knieflexoren fazilitiert

werden kann. Weiterführende Studien sollten die Reprodu-

zierbarkeit der Ergebnisse anhand einer größeren Stichprobe

überprüfen und offen gebliebene Aspekte im Zusammen-

hang mit der klinischen Anwendbarkeit untersuchen.

Bewegungskontrolltests der orofazialen Region:

Gibt es einen Unterschied zwischen CMD-Patienten

und einer vergleichbaren Kontrollgruppe?

Die craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) beinhaltet eine

Vielzahl an Beschwerden. ZahnärztInnen und Physiothera-

peutInnen sind gefordert, das Beschwerdebild zu erkennen,

zu klassifizieren und zu therapieren. In der bisherigen

Forschung erkannten PhysiotherapeutInnen in der orofazia-

len Region Zusammenhänge zwischen Haltung, Dysfunktion

und Schmerz. Folglich beobachtete man verminderte

Bewegungskontrolle/Stabilität.

Diese Studie beschäftigt sich mit der Frage, ob sich CMD-

Patienten bezüglich der Bewegungskontrolle der orofazialen

Region von gesunden Probanden unterscheiden. Ziel ist, die

Übereinstimmung der Beurteilung zweier erfahrener Thera-

peutInnen hinsichtlich der Bewegungskontrolle der orofazia-

len Region zu prüfen und die Ergebnisse mit der Diagnose

nach RDC/TMD zu vergleichen. Ziel ist auch, zu prüfen,

ob Probanden höheren Schmerzgrades schlechter bewegen

als jene niedrigeren Grades.

Die TherapeutInnen stimmten in ihrer Beurteilung hoch-

signifikant überein, nicht jedoch mit der Diagnose nach

RDC/TMD. Es konnte daher keine Aussage bezüglich unter-

schiedlicher Bewegungskontrolle zwischen den ProbandIn-

nengruppen getroffen werden. ProbandInnen höheren

chronischen Schmerzgrades bewegten nicht signifikant

schlechter als Personen niedrigeren Schmerzgrades.

Die hohe Übereinstimmung der TherapeutInnenbeurteilun-

gen lässt den Schluss zu, dass einzelne Tests aussagekräftig

sind. Da auch beschwerdefreie ProbandInnen Bewegungs-

mängel in der orofazialen Region aufweisen, ist die Bewe-

gungskontrolle in künftigen Arbeiten unabhängig von der

Diagnose nach RDC/TMD zu betrachten.

Themenschwerpunkt

Physiotherapie und Menschen mit Behinderung

22

physio

austria

inform

Februar 2017

Platz

3

Platz

2

Brigitte Wolf

Masterlehrgang

Physiotherapie,

Schwerpunkt:

Motorisches Lernen,

FH Campus Wien

Elisabeth Scholz

Masterlehrgang Muskulo-

skelettale Physiotherapie,

Donau-Universität Krems