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austria
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Februar 2017
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Im Rahmen eines interprofessionellen Forschungsprojekts wurde ein
interaktives Online-Informationssystem für barrierefreie Routen
entwickelt mit dem Ziel, die gesellschaftliche Teilhabe von Rollstuhl-
nutzerInnen im öffentlichen urbanen Raum in Wien zu verbessern.
URBANE MOBILITÄT
Gudrun Diermayr, MA PhD; Maria Essmeister
Im BIS-Projekt entwickelte ein interprofesionelles Team
aus TechnikerInnen, ExpertInnen für digitale Medien, einer
Sozialwissenschaftlerin, VertreterInnen des Verkehrsver-
bundes Ost-Region und PhysiotherapeutInnen ein online
Barriere-Informationssystem für Menschen mit Mobilitäts-
einschränkungen in Wien. Von Anfang an mit im Team war
auch ein Betroffener, also ein Rollstuhlnutzer. Die Projekt-
leitung hatte das Büro für Planungs- und Kommunikations-
aufgaben Plansinn inne. Gefördert wurde das Projekt von
der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft
im Rahmen der Ausschreibung »ways2go – Innovation und
Technologie für den Wandel der Mobilitätsbedürfnisse«.
Zusammenarbeit
Wir PhysiotherapeutInnen von der MedUni Wien hatten
im Projekt eine beratende Rolle als ExpertInnen für Mobi-
litätseinschränkungen inne und brachten unsere wissen-
schaftliche Expertise ein. Aktiv involviert waren wir vor
allem in die Arbeitspakete »Anforderungsanalyse« (Erhe-
bung von Perspektiven und Erfahrungen zu Barrieren im
öffentlichen Raum durch Fokusgruppen-Diskussionen
mit Betroffenen) und »Dissemination« (wissenschaftliche
Aufbereitung und Veröffentlichung der Ergebnisse). Für
unsere Arbeitspakete konnten wir noch einen Mitarbeiter
aus der Ergotherapie gewinnen, der zusätzlich die ergo-
therapeutische Sichtweise einbrachte. Die Anforderungs-
analyse stand am Beginn des Projekts und bildete die
Basis für die anschließende technische Entwicklung.
Wissenschaftlich aufbereitet wurden die Ergebnisse im
Rahmen einer Masterarbeit, in Postervorträgen auf einer
internationalen sowie einer nationalen Konferenz und
einer Publikation im International Journal of Health
Professions.
Da die unterschiedlichen Professionen unterschiedliche
Arbeitsweisen mitbrachten, war es am Projektbeginn
wichtig, eine gemeinsame Sprache und eine Balance
zwischen wissenschaftlicher Präzision und der eher
pragmatischen Herangehensweise der TechnikerInnen
zu finden. Unabdingbar in diesem Prozess war aber vor
allem das Miteinbeziehen der Betroffenen – sie sind die
ExpertInnen für Barrieren im öffentlichen Raum. Erst
die Verbindung der unterschiedlichen Orientierungen
ermöglicht die Entwicklung von technischen Innovationen
im Gesundheitssystem, die die späteren NutzerInnen
bestmöglich unterstützen sollen.
Auszug aus dem Abstract der publizierten Studie
Ergebnisse: Die in allen drei Fokusgruppen identifizierten
Barrieren betrafen vor allem physikalische und soziokultu-
relle Umweltaspekte. Die wesentlichsten physikalischen
Barrieren waren: Bodenbeschaffenheit, Gehsteigkanten
und Steigungen. Weitere Barrieren bezogen sich auf den
eigenen Körper, auf Menschen in der Umwelt sowie auf
mangelnde Informationen über bauliche Umweltgegeben-
heiten.
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LITERATUR
Außermaier, H., Costa, U.M.,
Essmeister, M. & Diermayr, G.
(2016). Barrieren aus der Sicht
von Rollstuhlnutzern/-innen
im öffentlichen Raum in Wien:
Implikationen für ein Barriere-
Informationssystem. Inter-
national Journal of Health
Professions, 3 (2), 177–188.
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