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Februar 2017

19

Im Rahmen eines interprofessionellen Forschungsprojekts wurde ein

interaktives Online-Informationssystem für barrierefreie Routen

entwickelt mit dem Ziel, die gesellschaftliche Teilhabe von Rollstuhl-

nutzerInnen im öffentlichen urbanen Raum in Wien zu verbessern.

URBANE MOBILITÄT

Gudrun Diermayr, MA PhD; Maria Essmeister

Im BIS-Projekt entwickelte ein interprofesionelles Team

aus TechnikerInnen, ExpertInnen für digitale Medien, einer

Sozialwissenschaftlerin, VertreterInnen des Verkehrsver-

bundes Ost-Region und PhysiotherapeutInnen ein online

Barriere-Informationssystem für Menschen mit Mobilitäts-

einschränkungen in Wien. Von Anfang an mit im Team war

auch ein Betroffener, also ein Rollstuhlnutzer. Die Projekt-

leitung hatte das Büro für Planungs- und Kommunikations-

aufgaben Plansinn inne. Gefördert wurde das Projekt von

der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft

im Rahmen der Ausschreibung »ways2go – Innovation und

Technologie für den Wandel der Mobilitätsbedürfnisse«.

Zusammenarbeit

Wir PhysiotherapeutInnen von der MedUni Wien hatten

im Projekt eine beratende Rolle als ExpertInnen für Mobi-

litätseinschränkungen inne und brachten unsere wissen-

schaftliche Expertise ein. Aktiv involviert waren wir vor

allem in die Arbeitspakete »Anforderungsanalyse« (Erhe-

bung von Perspektiven und Erfahrungen zu Barrieren im

öffentlichen Raum durch Fokusgruppen-Diskussionen

mit Betroffenen) und »Dissemination« (wissenschaftliche

Aufbereitung und Veröffentlichung der Ergebnisse). Für

unsere Arbeitspakete konnten wir noch einen Mitarbeiter

aus der Ergotherapie gewinnen, der zusätzlich die ergo-

therapeutische Sichtweise einbrachte. Die Anforderungs-

analyse stand am Beginn des Projekts und bildete die

Basis für die anschließende technische Entwicklung.

Wissenschaftlich aufbereitet wurden die Ergebnisse im

Rahmen einer Masterarbeit, in Postervorträgen auf einer

internationalen sowie einer nationalen Konferenz und

einer Publikation im International Journal of Health

Professions.

Da die unterschiedlichen Professionen unterschiedliche

Arbeitsweisen mitbrachten, war es am Projektbeginn

wichtig, eine gemeinsame Sprache und eine Balance

zwischen wissenschaftlicher Präzision und der eher

pragmatischen Herangehensweise der TechnikerInnen

zu finden. Unabdingbar in diesem Prozess war aber vor

allem das Miteinbeziehen der Betroffenen – sie sind die

ExpertInnen für Barrieren im öffentlichen Raum. Erst

die Verbindung der unterschiedlichen Orientierungen

ermöglicht die Entwicklung von technischen Innovationen

im Gesundheitssystem, die die späteren NutzerInnen

bestmöglich unterstützen sollen.

Auszug aus dem Abstract der publizierten Studie

Ergebnisse: Die in allen drei Fokusgruppen identifizierten

Barrieren betrafen vor allem physikalische und soziokultu-

relle Umweltaspekte. Die wesentlichsten physikalischen

Barrieren waren: Bodenbeschaffenheit, Gehsteigkanten

und Steigungen. Weitere Barrieren bezogen sich auf den

eigenen Körper, auf Menschen in der Umwelt sowie auf

mangelnde Informationen über bauliche Umweltgegeben-

heiten.

LITERATUR

Außermaier, H., Costa, U.M.,

Essmeister, M. & Diermayr, G.

(2016). Barrieren aus der Sicht

von Rollstuhlnutzern/-innen

im öffentlichen Raum in Wien:

Implikationen für ein Barriere-

Informationssystem. Inter-

national Journal of Health

Professions, 3 (2), 177–188.

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