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Februar 2017
17
PSYCHOMOTORIK
Anita Kiselka, MSc
Erkenntnisse
Implizite, prozedurale Abläufe sind für Personen mit prä-
frontalen Beeinträchtigungen leichter, explizite und dekla-
rative Informationen bei Bewegungsstörung trainierbarer.
Erstere benötigen klare, gleichbleibende Strukturen (Ort,
Zeit, Person, Rituale); mitunter bedarf es einiger Einheiten,
bis Vertrauen und Offenheit für neue Aufgaben gegeben
sind. Durch Befundung der kognitiven Funktionen ist ein
spezifisches Training möglich. Bei starker kognitiver Beein-
trächtigung sind allgemein aktivierende Maßnahmen vor-
zuziehen.
Feedback sollte fünf bis sechs Sekunden verzögert gege-
ben werden und primär durch die behandelte Person
selbst erfasst/genannt werden. Bei Personen mit Lern-
schwäche bzw. beeinträchtigter Exekutivfunktion sind
Versuch und Irrtum nicht hilfreich, erreichbare Aufgaben
mit geringer Fehlerquote und positiven Formulierungen
aber motivierend. Dem entgegengesetzt sprechen Perso-
nen mit Depression oder Parkinson in Phasen ohne L-
Dopa-Wirkung besonders auf negatives Feedback an.
Aufmerksamkeit, autonome Entscheidung – z. B. über die
Zahl der Wiederholung bis zur nächsten Pause (meist 3
bis 5) – und intrinsische Motivation sind grundlegende
Voraussetzungen.
䡧
Performance- statt Leistungsziele
°
Akzeptanz, Wertschätzung erfahren haben
°
die eigene Leistungsfähigkeit gespürt haben
°
ehrlich gegenüber sich selbst sein
°
Pause eingefordert haben
Aktuell an der FH St. Pölten verfasste
Bachelorarbeiten
Lisa Kitzmüller
Tobii in der Physiotherapie
Kann ein augengesteuerter Computer die Physio-
therapie bei körperlich beeinträchtigten Menschen
hinsichtlich der Kommunikation erleichtern? Tobii
Technology ist ein Hightech-Unternehmen, das
Produkte für die Blickerfassung und Blicksteuerung
entwickelt. Erwachsene, die bereits andere Kommuni-
kationswege entwickelt haben, benötigen Tobii in der
Therapie selbst nicht. Für das Anamnesegespräch
und Besprechen der Therapie ist Tobii jedoch essen-
ziell. Kinder, die noch keine andere Kommunikations-
form entwickelt haben, passen sich rasch und
individuell an das Setting mit Tobii an, um Spiele
auszusuchen und sich verständlich zu machen. Sie
treten mit mehr Spaß in Interaktion mit der Umwelt
und werden adäquater gefordert bzw. gefördert.
Christina Riegler
Volkstanz für Menschen mit Lernschwierigkeiten
Zehn Erwachsene mit zerebraler Störung oder
Down Syndrom absolvierten acht Tanzstunden in vier
Wochen. Sie zeigten große Lernbereitschaft, jedoch
lenkten sie bereits kleine Geräusche ab. Das Erlernen
des Walzers war die größte Herausforderung, eine
taubstumme Person erlernte die Tanzschritte am
schnellsten. Gemessen wurden soziale Kompetenz
und körperliche Fertigkeiten. Vor Trainingsbeginn sind
mehr als zwei Basismessungen nötig, da erst nach
drei Terminen Vertrauen zur fremden Person entstand
und die Messwiederholung Lerneffekte zeigte.