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Zur Erfassung der willentlichen Kontraktions- und Relaxa-

tionsfähigkeit der Beckenbodenmuskulatur beschreibt

Laycock ein Konzept zur Untersuchung der Kraftfunktio-

nen des Beckenbodens. Durch vaginale oder anale digi-

tale Tastung erfolgt die Bewertung der Maximalkraft,

Kraftausdauer und Schnellkraft sowie der willentlichen

Variationsfähigkeit von Beckenbodenkontraktionen und

Relaxation. Die Testung zeigt für die Kriterien Maximal-

kraft eine signifikante positive Korrelation zur Messung

mit dem Perineometer und weist hoch signifikante Inter-

rater-Reliabilität in allen Krafttestparametern auf.

In Bezug auf das Erfassen der reaktiven Kontraktions-

fähigkeit und die Koordination zu posturalen Synergisten

wurde bei Sapsford et al. (2001) die kokontraktive Funk-

tion der unterschiedlichen Anteile der Beckenboden-

muskulatur mit Muskeln der Rumpfkapsel erforscht.

Die Koordination der stabilisierenden Anteile der Bauch-

muskulatur konnte nachgewiesen werden. Die Unter-

suchung der willentlichen und reaktiven Aktivität des

M. transversus abdominis (TRA) wird daher in der

Beckenbodenarbeit beachtet. Eine sonographische

Darstellung der Muskelaktivität ist sehr gut möglich.

Diese Technik ist einfach zu erlernen und kann als Test

und gleichzeitig zur feedbackgesteuerten Schulung der

Rekrutierungsfähigkeit dieser tiefliegenden Muskulatur

verwendet werden.

Für die reaktive, spontane Rekrutierung des Becken-

bodens und der stabilisierenden Rumpf- und Hüftmus-

keln stehen Tests zur Verfügung, die zur Beurteilung der

posturalen Kompetenz bei Low Back und Pelvic Pain

beschrieben sind. Erwähnt seien hier der gut valide

und reliable Active Straight Leg Raise-Test oder der One

Leg Stance sowie funktionelle Übungsassessments, die

für die Beurteilung der spontanen potenziellen Beweg-

lichkeit des Körperabschnitts Becken gut einsetzbar sind.

physio

austria

inform

Dezember 2016

39

© Andrey Armyagov - Fotolia.com

LITERATUR

Avery, K., Donovan, J., Peters, T.,

Shaw, C., Gotoh, M.,and Abrams,

P. 2004. ICIQ: a brief and robust

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Van Kampen, M. 20014.

Evidence-based physical therapy

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Edinburgh: Churchill Livingstone

Dumoulin C., Hay-Smith EJC,

Mac Habée-Séguin G. 2014

Pelvic floor muscle training versus

no treatment, or inactive control

treatments, for urinary incontinence

in women. Cochrane Database of

Systematic Reviews 2014, Issue 5.

Art. No.: CD005654.

ASSESSMENTS

Barbara Gödl-Purrer, MSc

Zusammenfassung

Es zeigt sich, dass für die physiotherapeutische Unter-

suchung relevanter Kontinenzfunktionen eine Vielzahl an

Methoden und wissenschaftlich gut abgesicherter Tests

zur Verfügung stehen. Zu den hier beschriebenen Test-

verfahren gibt es weitere instrumentengestützte Techni-

ken zur Beurteilung der Kraft des Beckenbodens mittels

EMG- und Drucksondenableitungen. Zur Erfassung der

neuralen Dysfunktion stehen Methoden der Elektro-

diagnostik zur Verfügung.

Die Anwendung der Untersuchungen im Beckenbereich ist

stets mit Beobachtungen und Berührungen im Intimbereich

der PatientInnen verbunden. Dies muss mit Respekt und unter

Wahrung individueller Grenzen geschehen. PatientInnen sind

meist offen für diese Untersuchungsverfahren und schätzen

eine klare und verständliche therapeutische Auskunft über die

individuellen Funktionseinschränkungen sowie die Erklärungen

über Zusammenhänge zu den Kontinenzstörungen und Ausblicke

auf Möglichkeiten der physiotherapeutischen Behandlung.

Hypothese 4

Die fehlende Koordination der Beckenbodenmusku-

atur zu relevanten Rumpfmuskeln führt zu einem

Verlust an posturaler Kontrolle. Dies belastet die

Stabilität der Wirbelsäule und der Bauch-Becken-

organe ungünstig vor allem in ADL.

Hypothese 3

Kraftverlust im Beckenboden führt zu einer ver-

minderten reaktiven Verschlussaktivität bei erhöhtem

Bauchdruck. Dies steht in Zusammenhang mit

Kontinenzverlust und Drangsymptomen.

KURSANKÜNDIGUNGEN

Analer Verschlussmechanismus –

Funktion und Dysfunktion

9. bis 10. Jänner 2017

Wien

Elisabeth Pulker

Palpation des weiblichen Beckenbodens

1. April 2017

Wien

Christine Stelzhammer, Med

Elisabeth Udier, MSc

Dr. Bernhard Bartosch

Dr. Engelbert Hanzal

Die männliche Harninkontinenz –

Beckebodenrehabilitation beim Mann

30. November bis 1. Dezember 2017

Wien

Barbara Gödl-Purrer, MSc

Elisabeth Pulker