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Anamnese

Sozialanamnese

personenbezogene Kontextfaktoren +/-, umwelt-

bezogene Kontextfaktoren +/-, subjektives Hauptproblem,

subjektives Ziel, Aktivität/Partizipation

Body Chart

Feststellung besonders deutlicher Ödemausprägung, VAS

Geschichte der Zeichen und Symptome

°

Ödementwicklung (langsam, schnell, sehr schnell)

°

erfolgte bereits eine Kompressionsbehandlung?

(nein, ja, Kompressionsstrumpf, Kompressions-

bandage, apparative Entstauungstherapie)

Spezielle Fragen

Neurologische/internistische Probleme (Kraftverlust,

Missempfindungen, Lähmungserscheinungen, Herz-

Kreislauferkrankungen, Lungen-Bronchialerkrankungen,

Nieren-Blasenerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen)

Untersuchung

Die Beurteilung des Ödemausmaßes und die Erfolgs-

kontrolle durch Volumensbestimmung erfolgt mittels

°

vereinfachten Messverfahren: Im Seitenvergleich wird

der Umfang mittels eines Maßbandes an exponierten

Stellen der Extremitäten, aber auch am Rumpf erho-

ben. Ist kein Seitenvergleich möglich, so kann dieses

Verfahren nur für die Verlaufskontrolle herangezogen

werden. Die Inter- und Intraraterreliabilität ist bei

diesem Verfahren fraglich. Der niedrige Zeitaufwand

spricht für die Methode.

°

»Vier-Zentimeter-Scheibenmethode« nach Prof.

Kuhnke: Unter hohem Zeitaufwand wird mittels

Maßband alle vier Zentimeter der Umfang der be-

troffenen Extremität gemessen. Aus der Formel

V=(U1

²

+U2

²

+U3

²

+….+Un

²

):

π

wird schlussendlich

das Volumen in Milliliter errechnet. Ist ein Seitenver-

gleich möglich, kann durch Subtraktion des gesunden

Volumens vom erkrankten Volumen auf das Ödem-

volumen geschlossen werden.

°

vereinfachter Scheibenmessmethode: Es werden

nach der Methode nach Kuhnke nur die proximalen

und distalen Stellen des Ödems vermessen. Der

Nachteil besteht in einer höheren Ungenauigkeit der

Volumsberechnung. Eine Angabe des gesamten

Ödemausmaßes in Milliliter ist nicht möglich.

°

Ödemgradmesser nach Dr. Herpertz: Dieses Mess-

instrument ähnelt einem Rechenschieber. Nach ein-

maliger standardisierter Festlegung der Messpunkte

an gesunder und betroffener Extremität wird das

Messergebnis auf den Rechenschieber übertragen.

Die resultierende Volumenangabe lässt sich in Prozent

ablesen. Dieses praktikable Verfahren ist nur im

Seitenvergleich und an den Extremitäten möglich.

Messinstrumente

für die Praxis

Physiotherapeutische Assessments

in der komplexen Entstauungstherapie

PhysiotherapeutInnen haben mit Lymphödemen

in unterschiedlichen Zusammenhängen zu tun.

Durch das Clinical Reasoning können die Techniken

der manuellen Lymphdrainage und die flankieren-

den Maßnahmen aus der komplexen Entstauungs-

therapie in eine umfassende Analyse des Problems

und eine ganzheitliche physiotherapeutische

Herangehensweise integriert werden. Immer mehr

spielt auch hier das Generieren und Nutzen von

Evidenzen eine Rolle.

Lymphostatische Insuffizienzen können durch eine

Schädigung der Lymphknoten oder der Lymphgefäße

ausgelöst werden. Dabei wird zwischen primären

Schädigungen (Lymphgefäßhypo- oder -hyperplasien,

Lymphangiektasien und Lymphknotenfibrosen), sekun-

dären Schädigungen (Traumata, Operationen, iatrogene

Schädigungen, Infekten, Entzündungen, Bestrahlungen,

Tumoren, Parasiten) und funktionellen Schädigungen

unterschieden. Zu funktionellen Schädigungen zählen

Inaktivität, eine fehlende Muskelpumpe, murale Insuf-

fizienzen mit perilymphvaskulären Proteinfibrosen,

anhaltende Hyperkompression von Lymphgefäßen,

enge Kleidung oder Abschnürungen.

Welche Ursache auch immer, klinisch zeigt sich ein

schmerzloses interstitielles proteinreiches Ödem.

Eine therapeutischen Überlegungen vorausgehende

spezielle ärztliche Ödemanamnese ist unerlässlich, um

die Indikation zur komplexen Entstauungstherapie zu

begründen und gegebenenfalls Kontraindikationen wie

kardiale und renale Ödeme zu verifizieren.

Bei der Behandlung des breiten Spektrums von Lymph-

ödemen sehen sich PhysiotherapeutInnen neben Metho-

den zur Reduktion des Ödems oftmals auch mit der

Notwendigkeit, Narbengewebe und Faszienzüge zu

mobilisieren und damit die Beweglichkeit eingeschränkter

Gelenke zu verbessern, konfrontiert. Es besteht daneben

der Wunsch, den konditionellen Allgemeinzustand von

PatientInnen zu steigern. Eine Neuorientierung im physio-

therapeutischen Setting, die diese Komponenten mit der

herkömmlichen komplexen Entstauungstherapie kombi-

niert, ist unerlässlich.

Als zur Verfügung stehende Messmethoden bewähren

sich dabei, außer klar der komplexen Entstauungstherapie

zuordenbaren Assessments, Parameter, die aus der

klassischen physiotherapeutischen Befunderhebung

gewonnen werden können.

Damit beinhaltet der physiotherapeutische Befund für

LymphödempatientInnen in der Regel folgende Inhalte

und Wiederbefundungsparameter:

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austria

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Dezember 2016

Themenschwerpunkt

Die Vermessung der Physiotherapie