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Dezember 2016

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KOMPETENZPROFIL

Mag. Dr. Ursula Eckler

Das physiotherapeutische

Leistungsspektrum

Wie breit wird Physiotherapie in Zukunft aufgestellt sein?

Welchen Weg wird die Physiotherapie in einer sich verän-

dernden Gesundheitslandschaft einschlagen? Der Bun-

deszielsteuerungsvertrag als wesentliches Element der

Gesundheitsreform in Österreich rückt den Menschen und

seine bestmögliche Behandlung ins Zentrum der Aufmerk-

samkeit – nicht mehr die Institution. Neue ambulante

Versorgungsformen, die Reorganisation der Primärver-

sorgung, webbasierte Beratungsservices für medizinische

Fragestellungen sowie integrierte Versorgungsansätze wie

etwa Disease Management Programme sind nur einige

zentrale Bausteine des Vertrages zwischen Bund, Ländern

und Sozialversicherungsträgern.

Die Entwicklungen in Österreich können aber nicht allein

auf nationaler Ebene gesteuert werden. Um die gesamte

Breite zukünftiger Anforderungen an Gesundheitsberufe –

und damit auch der Physiotherapie – messen zu können,

ist ein Blick auf internationales Terrain unumgänglich.

Orientierung geben dabei das EU-Projekt ESCO, der euro-

päische und nationale Qualifikationsrahmen sowie Trends

in der Entwicklung der Physiotherapie, die in Netzwerken

wie ER-WCPT und ENPHE diskutiert werden.

Um aus allen Einflüssen ein zukunftsgerechtes Portfolio

der Physiotherapie in Österreich zu generieren, wurde im

Mai 2014 eine Arbeitsgruppe gegründet – breit aufgestellt

mit VertreterInnen aus den Fachhochschulen.

Arbeitsgruppe aus dem Netzwerk Hochschulbildung

Die Ausbildungsstätten müssen Pioniere sein, die in der

Antizipation künftiger Anforderungen des Berufsfeldes

bereits heute den Grundstein legen für eine Qualifikation,

die auch in 20 Jahren noch den Bedürfnissen des Arbeits-

marktes entspricht. Jede Frage zur Entwicklung der

Berufsgruppe muss daher zwingend auch zur Frage der

Ausbildung werden. Kompetenzen, die in Zukunft das

Berufsbild der PhysiotherapeutInnen ausmachen, werden

heute in der beruflichen Erstqualifikation angelegt. Aus

dem fachlichen Netzwerk Hochschulbildung arbeiteten

unter der Leitung von Emil Igelsböck weitere vier Personen

über ein Jahr lang an der Entwicklung des Kompetenz-

profils der Physiotherapie 2020: Ursula Eckler, Barbara

Gödl-Purrer, Emalie Hurkmans und Claudia Wiederin.

Die Arbeitsgruppe Kompetenzprofil wurde unterstützt

von Physio Austria, der FH Campus Wien, der FH Gesund-

heitsberufe OÖ GmbH, der FH Gesundheit Tirol und der

FH Joanneum. Eingebettet in den internationalen Kontext

entstand ein Rollenmodell, das den gesamten Umfang

der Physiotherapie abbildet.

Leistungsspektrum und Nutzen für die Ausbildung

Die sieben im Modell aufgezeigten Rollen sind Maßstab

für erwartbare Kompetenzen zur Erfüllung aktueller und

zukünftiger Aufgaben im Berufsfeld. Im Zentrum dieses

Rollenmodells steht die physiotherapeutische Expertise im

Rahmen des physiotherapeutischen Prozesses, die durch

Kompetenzen auf multiprofessioneller Ebene ergänzt wird:

Kommunikation, Teamwork, Innovation, Management,

Gesundheitsförderung, Professionszugehörigkeit. Jeder

Rolle wurden Kompetenzen auf Bachelorniveau und auf

Masterniveau zugeordnet, um damit die Breite und Tiefe

der Teilkompetenzen transparent zu machen.

Die Arbeitsgruppe »Kompetenzprofil« widmet sich der Vermessung der

Zukunft von Physiotherapie in Österreich. Gerade in einem Jahr, in dem wir auf

die 100-jährige Geschichte der Physiotherapie in Österreich zurückblicken,

drängt sich die Frage nach dem »Wohin?« in unserer Berufsgruppe auf.