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physio
austria
inform
Dezember 2012
Themenschwerpunkt
Gender
Einige Worte zur Gruppentherapie
Die Therapieziele kann man auch in der Gruppentherapie
anstreben. In einer Gruppe ist die Motivation meistens
größer als in der Einzelbehandlung, sofern eine positive
Gruppendynamik besteht. In der Gruppe entsteht ein
reger Austausch durch Interaktion der Gruppenmitglie-
der, und auch der soziale Faktor, etwas »gemeinsam zu
tun«, wirkt fördernd. Eine Trennung im Sinne der Installie-
rung einer gleichgeschlechtlichen Gruppe wird nicht an-
gestrebt. Es sei jedoch vermerkt, dass die prozentuelle
Zusammensetzung, die TeilnehmerInnenzahl der Frauen
und Männer in einer Gruppe, die Prävalenz des Krank-
heitsbilds widerspiegelt. So sind in einer Osteoporose-
gruppe fast ausschließlich Frauen anzutreffen. In der
Skoliosegruppe ist eine starke Dominanz junger
Mädchen zu beobachten.
Exkurs in die Kommunikation
Die Kommunikation spielt in der Physiotherapie eine
besondere Rolle, läuft auf mehreren Ebenen parallel
ab und ist ein sehr komplexer Prozess.
DIE EBENE DER MITARBEITERINNEN
Die Kommunikation und die soziale Interaktion laufen
im klinischen Alltag mono- und interdisziplinär, meist
partnerschaftlich in symmetrischer Form ab. Menschen
arbeiten im Teams/Gruppen, daher ist es für den kom-
munikativen Umgang miteinander empfehlenswert, die
Phasen der Gruppenbildung und die Wirkfaktoren der
Gruppendynamik zu kennen. Ob man mit einer »neuen«
Gruppe zu tun hat oder mit einem erfahrenen, eingespiel-
ten Team, bedeutet einen Unterschied. FachexpertInnen-
teams sollten reibungslos funktionieren. Dies beginnt
primär auf der kommunikativen Ebene und ist eine
unverzichtbare Bedingung, eine »Conditio sine qua non«,
um möglichst rasch und effektiv Hilfe leisten zu können.
Dem anderen mit Respekt, offen und ohne Vorurteile zu
begegnen, ist von großem Vorteil und trägt zu einem an-
genehmen Arbeitsklima bei. In der Medizin/Klinik geht
es um hierarchische Strukturen, männer- oder frauen-
dominierte Berufsgruppen, stereotypische Dienstlei-
tungserbringungserwartungen, die unbedingt beachtet
werden müssen. Die Situation wird öfters durch trans-
kulturelle Komponenten bereichert. Die Orientierung
auf ein positives Menschenbild ist wichtig.
DIE EBENE DER/DES PATIENTIN
Im Mittelpunkt des täglichen klinischen und auch physio-
therapeutischen Geschehens steht die/der PatienIn.
Sie/Er sollte im Kontext gesehen werden. Ihre/Seine
Kultur, das soziale Umfeld, Herkunft und Muttersprache
sowie der Sozialisationsprozess – all dies prägt die Ge-
schlechtsrolle, die Erwartungen, das Verhalten. Es liegt
an den Fähigkeiten des medizinischen Personals, fest-
stellen zu können, auf welcher Ebene es der/dem Patien-
tIn in ihrer/seiner Ganzheit begegnet. Dort soll die
ressourcenorientierte Arbeit beginnen. Man darf niemals
außer Acht lassen, dass sich die/der PatientIn in der
Klinik/Therapie in einer neuen Umgebung befindet.
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