Einhergehend mit der Auseinandersetzung
und der Diskussion rund um die Genderthe-
matik ist zunächst eine kurze Erläuterung der
Herkunft des aus dem Englischen übernom-
menen Begriffs gender unerlässlich. Grund-
sätzlich wird in der englischen Sprache
zwischen sex einerseits und gender anderer-
seits unterschieden. Sex steht dabei für das
biologische Geschlecht, das in die Katego-
rien »male« und »female« unterteilt wird.
Gender wiederum steht für das soziale Ge-
schlecht. Zu seiner Beschreibung verwendet
man die Adjektive masculine und feminine.
Es ist jedoch vermehrt zu erkennen, dass in
der englischsprachigen wissenschaftlichen
Literatur die beschriebene Abgrenzung der
Ausdrücke nicht mehr ganz exakt vollzogen
wird, somit gender zunehmend den Begriff
sex umfasst oder auch ersetzt.
In der deutschen Sprache existiert grund-
sätzlich nur das Wort Geschlecht, man muss
es, um im deutschen Sprachgebrauch zu
bleiben, mit den Ausdrücken biologisch oder
sozial versehen, soll eine Trennung in der Be-
deutung vorgenommen werden. Gender als
englischer Begriff hat allerdings auch in den
deutschen Sprachraum Einzug gefunden
und beschreibt vordergründig nur das soziale
Geschlecht, es darf jedoch vermutet wer-
den, dass es bei seiner Verwendung mitunter
auch zu einer Vermischung der differenzie-
renden Kategorien biologisch und sozial
kommt.
Es fällt auf, dass man auch in der Medizin und
damit ebenso in der Physiotherapie meist ge-
nerell über das Geschlecht in der Gesamtheit
seiner Bedeutung spricht und sich hierzu oft
des Gender-Begriffs bedient. Dieser beinhal-
tet dann natürlich die unterschiedliche
Anatomie oder Physiologie von Mann und
Frau, aber eben auch Unterschiede, die
beispielsweise in sozialen Rollenbildern,
beim Einkommen, der Bildung oder dem
Gesundheitsverhalten auftreten.
Diese durchaus interagierenden Faktoren
haben wiederum Einfluss auf die Gesundheit
eines Menschen, und so ist es naheliegend,
sich bei der Tätigkeit in einem Gesundheits-
beruf wie der Physiotherapie auch Gedanken
abseits der rein biologisch-naturwissen-
schaftlichen Überlegungen im Kontext zu
Geschlecht und Gesundheit zu machen, sollte
dies nicht ohnedies bereits der Fall sein.
Bei aller Berücksichtigung der Unterschiede
zwischen Mann und Frau erscheint es aber
letztlich wichtig, den Menschen in seiner
Individualität zu sehen und dahingehend zu
behandeln.
Gender vs. Sex
Nicht immer ist eindeutig, was mit
dem oft benutzten Begriff gender
gemeint ist. Eine kurze Erläuterung
für mehr Klarheit.
Johannes Hauptmann, MPH
Ausbildung zum Physiothera-
peuten an der Akademie
für Physiotherapie am Wilhel-
minenspital der Stadt Wien.
Danach Berufsausübung im
intra- und extramuralen
Bereich in Wien und Nieder-
österreich in verschiedenen
medizinischen Fachbereichen.
Berufsbegleitend Absolvie-
rung des Universitätslehr-
ganges Master of Public
Health mit Schwerpunkt auf
Prävention und Gesundheits-
förderung in Wien. Mitarbeiter
im Ressort Berufspolitik bei
Physio Austria.
ÜBERBLICK
Johannes Hauptmann, MPH
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Dezember 2012
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