FEEDBACK
        
        
          
            Barbara Gödl-Purrer, MSc
          
        
        
          Das Üben von Bewegungshandlungen ist
        
        
          ein Kerngebiet der physiotherapeutischen
        
        
          Praxis. Dabei werden Art und Intensität des
        
        
          Übens durch die im Befund durchgeführte
        
        
          Analyse relevanter Bewegungen bestimmt.
        
        
          Bereits in der Anamnese werden die Ein-
        
        
          schränkungen der PatientInnen in Funktion
        
        
          und Aktivität erfasst und daraus Hypothesen
        
        
          in Bezug auf die Störungen der motorischen
        
        
          Kontrollleistung abgeleitet, sowie durch
        
        
          geeignete Assessments evaluiert (Jones &
        
        
          Rivett 2004). Unter Einbeziehung der
        
        
          Kenntnisse pathobiologischer Mechanismen
        
        
          und der beitragenden Faktoren,  die die
        
        
          Veränderbarkeit der Bewegungsstörung
        
        
          determinieren, wird das therapeutische
        
        
          Übungskonzept erstellt (Grillo Juszczak
        
        
          in Gantert & Suppé 2007; Sahrmann
        
        
          et al. 2011).
        
        
          Auf struktureller und/oder funktioneller
        
        
          Ebene werden Übungen zur Wiedererlangung
        
        
          und Leistungsoptimierung motorischer Teil-
        
        
          leistungen durchgeführt. Auf Aktivitäten-
        
        
          ebene werden komplexe Bewegungsmuster
        
        
          des individuellen motorischen Grundreper-
        
        
          toires von Alltagsbewegungen neugelernt
        
        
          oder wiedererlernt. Auf Partizipationsebene
        
        
          wird die Integration dieser Bewegungen in
        
        
          motorische Handlungen im individuellen
        
        
          Umfeld integriert. In jeder Situation strebt
        
        
          therapeutisches Üben einerseits einen
        
        
          Trainingseffekt für relevante Körperstruktu-
        
        
          ren und zentrale Bewegungssteuerungs-
        
        
          mechanismen an (quantitativer Aspekt),
        
        
          andererseits wird auf die Qualität der Bewe-
        
        
          gungsausführung höchster Wert gelegt, um
        
        
          so dem Anspruch zu entsprechen, bei  opti-
        
        
          maler Bewegungsleistung maximale Ökono-
        
        
          mie in der biomechanischen Belastung der
        
        
          Körperstrukturen zu sichern. So soll der
        
        
          Prozess des Übens zur Optimierung von
        
        
          motorischer Leistungsfähigkeit beitragen.
        
        
          Forschungsergebnisse zeigen, dass der Ein-
        
        
          satz von Feedback steuernd auf diesen Lern-
        
        
          prozess wirken kann (Shumway-Cook &
        
        
          Woollacott 2012, Gantert & Suppé 2007).
        
        
          
            Feedback und Biofeedback
          
        
        
          Feedback (FB) bedeutet »Rückkoppelung«
        
        
          und wird laut Duden in zweierlei Richtung
        
        
          definiert. Einerseits als »…. zielgerichtete
        
        
          Steuerung eines technischen, biologischen
        
        
          oder sozialen Systems durch Rückmeldung
        
        
          der Ergebnisse, wobei die Eingangsgröße
        
        
          durch Änderung der Ausgangsgröße beein-
        
        
          flusst werden kann (Kybernetik)«, anderer-
        
        
          seits als … »eine Reaktion, die jemandem
        
        
          anzeigt, dass ein bestimmtes Verhalten, eine
        
        
          Äußerung o.Ä. vom Kommunikationspartner
        
        
          verstanden wird [und zu einer bestimmten
        
        
          Verhaltensweise oder -änderung geführt
        
        
          hat]« (
        
        
        
          -
        
        
          bung/Feedback).
        
        
          Herderschee et al. (2011) beschreiben FB als
        
        
          jede Form der verbalen oder visualisierenden
        
        
          Rückmeldung, die während oder nach einer
        
        
          Bewegungsausführung gegeben wird. Bio-
        
        
          feedback (BFB) wird von den AutorInnen als
        
        
          eine Form des FB definiert, die an sich nicht
        
        
          wahrnehmbare biologische Signale des
        
        
          Körpers während einer motorischen Hand-
        
        
          lung apparategestützt ableitet und zeitgleich
        
        
          oder zeitversetzt der übenden Person
        
        
          rückkoppelt.
        
        
          FB oder BFB dient in jedem Fall der Unter-
        
        
          stützung des motorischen Lernprozesses.
        
        
          Die während einer Bewegungshandlung ab-
        
        
          laufenden Steuerungs- und Wahrnehmungs-
        
        
          prozesse sind den Menschen normalerweise
        
        
          nicht bewusst. Nur das Ergebnis der Hand-
        
        
          lung wird wahrgenommen (Zielorientierung)
        
        
          und ständig mit dem bereits gespeicherten
        
        
          und antizipierten Bewegungsergebnis vergli-
        
        
          chen (Mulder 2007; Gantert & Suppé 2007).
        
        
          FB greift in den Bewegungslernprozess ein,
        
        
          indem es während einer Bewegung das
        
        
          »Knowledge of Performance« (KP) oder nach
        
        
          der Bewegung das »Knowledge of Result«
        
        
          (KR) verstärkt und bewusst macht. Dies
        
        
          kann dazu beitragen, die Eigenkontrollfähig-
        
        
          keit über die Bewegung aufzubauen (Shum-
        
        
          way-Cook & Woollacott 2012; Wulf 2007).
        
        
          
            Barbara Gödl-Purrer, MSc
          
        
        
          ist Lehrende an der
        
        
          FH JOANNEUM Graz. Diplom
        
        
          der Physiotherapie an der
        
        
          Schule für den Physiothera-
        
        
          peutischen Dienst am LKH
        
        
          Salzburg (1979). Berufliche
        
        
          Erfahrungen und Weiterbildun-
        
        
          gen auf dem Gebiet Thorax-
        
        
          physiotherapie, Orthopädie,
        
        
          Traumatologie, Urologie,
        
        
          Gynäkologie, Proktologie.
        
        
          Feedbackgesteuertes Üben
        
        
          in der Physiotherapie
        
        
          
            Feedback und Biofeedback bieten Übenden die Möglichkeit, sich selbst
          
        
        
          
            und die eigene Leistungsfähigkeit zu überprüfen, was die Freude am Üben
          
        
        
          
            und den Leistungswillen steigern kann.
          
        
        
          © Barbara Gödl-Purrer, MSc
        
        
          
            physio
          
        
        
          austria
        
        
          
            inform
          
        
        
          Juni 2014
        
        
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