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physio
austria
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April 2017
Neues Instrument
Um PatientInnen besser einteilen zu können und ihnen
auch möglichst rasch eine erfolgversprechende Behand-
lung zukommen zu lassen, wurde das STarT-Back scree-
ning tool entwickelt. 2015 erfolgte die Übersetzung und
Validierung in deutscher Sprache. Bei dem STarT-Back
tool handelt es sich um einen einfachen Fragebogen mit
neun Items, welcher helfen soll, biomedizinische, soziale
und psychologische Risikofaktoren zu identifizieren.
Dabei werden acht Fragen mit Ja (1 Punkt) oder Nein
(0 Punkte) bewertet. Eine Frage wird mithilfe einer fünf-
teiligen Likert-Skala beantwortet (Die Antwortmöglichkeit
1 bis 3 entsprechen 0 Punkten, Antwortmöglichkeit
4 und 5 einem Punkt).
Der oder die Untersuchende ermittelt sowohl den
Gesamtscore als auch den Subscore für die Fragen
5 bis 9. Anhand der erreichten Punkteanzahl erfolgt
eine Einteilung in eine von drei Gruppen: niedriges
Risiko, mittleres Risiko, hohes Risiko.
Kategorie eins wird bei drei oder weniger erreichten
Punkten zugeordnet. Mittleres Risiko besteht bei mehr
als vier Punkten und der Subscore der Fragen 5 bis 9
beträgt drei oder weniger Punkte. Die letzte Kategorie
wird mit mehr als vier Punkten und dem Subscore von
4 oder mehr Punkten vergeben (siehe Abbildung).
Abhängig von der Gruppe erfolgt die weitere Therapie
anschließend mit einem spezifischen Paket an thera-
peutischen Maßnahmen.
Wichtig ist an dieser Stelle, darauf hinzuweisen, dass das
STarT-Back tool NICHT als Ersatz, sondern als Ergänzung
der Befundung dient und eher als ein erstes grobes
screening tool anzusehen ist. Die bisher veröffentlichten
Ergebnisse zeigen nach vier und 12 Monaten signifikante
Verbesserungen bei den PatientInnen, welche mit dem
STarT-Back tool eingeteilt wurden im Vergleich zu einer
Kontrollgruppe.
Muskuloskelettale Assessments
in der Physiotherapie
Ausführungen anhand eines Beispiels
für akute Rückenschmerzen
Klassischerweise werden in den meisten Guidelines
für akute unspezifische Beschwerden die frühe Rückkehr
zum Arbeitsplatz und möglichst wenige spezifische
diagnostische und physiotherapeutische Maßnahmen
empfohlen.
Nach dem Ausschluss spezifischer Ursachen für die
Beschwerden besteht die größte Herausforderung darin,
mögliche RisikopatientInnen, die zu einer Chronifizierung
neigen könnten, so früh wie möglich zu identifizieren
und diese Entwicklung abzuwenden. Hier handelt es sich
letztendlich um eine relativ kleine Gruppe, die zirka 90
Prozent aller Kosten, die in unserem Gesundheitssystem
aufgrund von Rückenschmerzen anfallen, verursachen.
LITERATUR
www.keele.ac.uk/sbst/Karstens S. et al. (2015). Validation of
the German version of the STarT-Back
Tool (STarT-G): a cohort study with
patients from primary care practices.
BMC Musculoskeletal Disorders
(16):346
Hill, J. et al. (2011). Comparison of
stratified primary care management
for low back pain with current best
practice (STarT Back): a randomised
controlled trial. The Lancet, Volume
378(9802), 1560-1571.
Fokus
Qualität
Akuter Rückenschmerz (low back pain) ist in der physiotherapeutischen
Praxis ein häufig anzutreffendes Krankheitsbild. 33 Prozent aller
ÖsterreicherInnen geben an, schon einmal in ihrem Leben die ärztliche
Diagnose »low back pain« erhalten zu haben.
Ergebnisermittlung mittels STarT-Back screening tool