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April 2017
Physio
Studien
Aufgrund der wachsenden Erkenntnis, dass
Physiotherapie für Menschen mit Essstörungen
einen positiven Einfluss auf die physische
wie psychische Gesundheit bringt, sollte im
Rahmen der vorliegenden Studie der Stand von
Erfahrung, Praxis und Wissen internationaler
ExpertInnen erhoben werden.
Studiendesign
Eine Querschnittsstudie mit PhysiotherapeutInnen,
die im Bereich Mental Health mit Schwerpunkt Eating
Disorders (ED) arbeiten, wurde durchgeführt. Alle
Mitglieder der International Organization of Physical
Therapists in Mental Health (IOPTMH), einer Unter-
gruppe der World Confederation for Physical Therapy,
wurden eingeladen, an der Studie teilzunehmen: zirka
480 Mitglieder aus 39 Ländern der sechs Kontinente.
Die Studie wurde von der Ethikkommission der Uni-
versity of Birmingham genehmigt. Die Befragung der
PhysiotherapeutInnen wurde im April 2013 unter Ver-
wendung des online Tools QUALTRICS durchgeführt.
Im englischsprachigen Fragebogen wurden Basis-
daten (Land, Berufserfahrung, Frequenz von Kontakt
mit ED-PatientInnen) erhoben und die folgenden vier
offenen Fragen gestellt:
°
Welche Behandlungsmethoden wenden Sie an?
°
Welche Messmethoden wenden Sie an?
°
Welche Rolle spielt die körperliche Aktivität
in der Behandlung?
°
Welche Faktoren sind hindernd beziehungsweise
förderlich für die Durchführung von körperlicher
Aktivität und Training?
Bei Frage 3 wurde zusätzlich eine Likert-Skala
hinzugefügt. Die Daten wurden anhand deskriptiver
Statistik, quantitativer Inhaltsanalyse sowie
qualitativen Methoden ausgewertet.
Ergebnisse
An der Studie nahmen 28 PhysiotherapeutInnen
teil (23 aus Europa, vier aus Afrika, eineR aus Nord-
amerika). Laut ihren Angaben sind 16 von ihnen in
der PatientInnenbehandlung, vier in der Forschung,
zwei in der Lehre tätig, weitere sechs Personen in
allen drei Bereichen; ihre durchschnittliche Erfahrung
in der Behandlung von PatientInnen mit ED beträgt
6,9 Jahre. Knapp die Hälfte der Behandlungen findet
im stationären Setting statt. Am häufigsten arbeiten
sie mit Anorexia nervosa (ca. 74 %), gefolgt von
Binge Eating Disorder (26 %).
© Joachim Wendler - Fotolia.com
Soundy A, Stubbs B, Probst M, Gyllensten AL, Skjaerven
LH, Catalan-Matamoros D, Vancampfort D. Physiother Res
Int. 2016 Dec;21(4):237-246.
: für Sie
EINE AKTUELLE WISSENSCHAFTLICHE
STUDIE MIT ERLÄUTERNDEM KOMMENTAR
Studiert und kommentiert
Considering the Role of Physical Therapists Within the Treatment
and Rehabilitation of Individuals With Eating Disorders:
An International Survey of Expert Clinicians.
Hintergrund
Essstörungen (Eating Disorders)
wie die Magersucht (Anorexia nervosa),
Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa)
und Fressattacken (Binge Eating Disorder)
stellen für Betroffene schwere
Einschränkungen im physischen wie
psychosozialen Bereich dar.