Horizonterweiterung
Internationalisierung an den Fachhochschulen in Österreich
Die Thematik der Internationalisierung im Ausbildungsbereich ist
ein wichtiger und wesentlicher Bestandteil aller Fachhochschulen
und Universitäten in Österreich. Eine Beschreibung der Praxis an
der FH Gesundheitsberufe Oberösterreich.
Dieser Artikel hat zum Ziel, die verschiedenen Facetten
der Internationalisierung in den Fachhochschulen
aufzuzeigen. Durch ein konkretes Beispiel soll gezeigt
werden, wie Internationalisierung am eigenen Fach-
hochschulstandort stattfinden kann. Im Vordergrund
der Internationalisierung stehen vor allem die aktive
Teilnahme am europäischen Hochschulraum und die
Stärkung der internationalen Netzwerke im Gesund-
heitsbereich. Damit die angestrebte internationale
Hochschulpolitik an den Fachhochschulen umgesetzt
werden kann, ist an den meisten Fachhochschulen
ein »International Office« eingerichtet.
Zu den Aufgaben des International Office zählen
unter anderem:
°
die Förderung der Mobilität von Studierenden
für ein Praktikum oder für ein ganzes Semester
°
die Förderung der Mobilität von Lehrenden
°
die Organisation von »International Weeks«
und/oder Summer Schools
Eine Mobilität von Studierenden oder von Lehrenden
ist immer in beide Richtungen zu verstehen. Die Rede
ist von sogenannten »Outgoings« (wenn Studierende
ins Ausland gehen) oder von »Incomings« (wenn
Studierende aus dem Ausland nach Österreich
kommen). Durch diese wechselseitigen persönlichen
Beziehungen wird der Aufbau einer Wissensallianz
zwischen den Ländern gefördert. Bei all diesen
Aktivitäten besteht die Möglichkeit einer finanziellen
Unterstützung über einen Erasmus-Mobilitätszuschuss.
Welche Aufgaben Fachhochschulen im Rahmen der
Internationalisierung ebenso wahrnehmen, wird im
Folgenden beschrieben.
Inklusion von KollegInnen mit Ausbildung
anderer Herkunft
Laut §6 Absatz 7 des Fachhochschul-Studiengesetzes
sind die Fachhochschulen verpflichtet, Nostrifikations-
anträge von PhysiotherapeutInnen aus Ländern, die
nicht Mitglied der Europäischen Union sind, zu be-
arbeiten. Dies bedeutet, dass vermehrt Menschen aus
folgenden Ländern Anträge auf Anerkennung der im
Ausland erworbenen Qualifikation stellen: Bosnien
und Herzegowina, Kosovo, Serbien und seit einigen
Monaten vermehrt Syrien, Afghanistan oder Iran.
Die Aufgabe der Fachhochschulen besteht nun darin,
die Ausbildungen der Herkunftsländer mit der österrei-
chischen Ausbildung zu vergleichen und wesentliche
Unterschiede festzustellen. Wenn wesentliche Unter-
schiede festgestellt wurden, müssen diese Personen
verschiedene Prüfungen und Praktika nachholen, damit
im Endeffekt von einer gleichwertigen Ausbildung
gesprochen werden kann. In weiterer Folge werden die
NostrifikantInnen bestimmten Jahrgängen zugeordnet
und absolvieren als außerordentliche Studierende Lehr-
veranstaltungen und die entsprechenden Prüfungen.
Die DozentInnen an den Fachhochschulen werden über
die Anwesenheit der NostrifikantInnen vorab informiert
und auch aufgefordert, diese aktiv in die Lehrveran-
staltung einzubinden. Durch den Dialog zwischen den
Studierenden und den NostrifikantInnen ergeben sich
häufig interessante Diskussionen über Gemeinsam-
keiten und Unterschiede im Gesundheitssystem und
im Gesundheitsverständnis und natürlich in der prak-
tischen und theoretischen Ausbildung von Physio-
therapeutInnen in den jeweiligen Ländern.
Worin liegt nun der Mehrwert für die aus Österreich
stammenden Studierenden an den Fachhochschulen?
Nach unseren Erfahrungen ist die Aufmerksamkeit
der Studierenden für Berichte und Diskussionen aus
anderen Ländern sehr hoch und es erweitert sich der
Blick der Studierenden auf den Gesundheitsbereich.
Wir erkennen auch, dass das eigene berufliche Ver-
ständnis für die Physiotherapie in Österreich durch
solche Diskussionen gestärkt wird.
In welcher Form profitieren die NostrifikantInnen
durch diese Art der Einbindung?
Die NostrifikantInnen gewinnen an Sicherheit, weil sie
sehr wohlwollend in die Gruppe aufgenommen werden.
Sie fühlen sich bestärkt, da sie als ausgebildete Physio-
therapeutInnen in der Gruppe vorgestellt werden und
über ihre Erfahrungen in ihrem Herkunftsland berichten
können. Beide Gruppen profitieren von dieser Form der
Einbindung, da die sozialkommunikativen Kompetenzen
geschult werden und dieser internationale Austausch
einen Teil der wichtigen und notwendigen Integration
von gut ausgebildeten Menschen in die europäische
Gesellschaft darstellt.
◼
Themenschwerpunkt
Multikulturalität in der Physiotherapie
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physio
austria
inform
April 2017
LITERATUR
http://erasmusprogramme.com/FHStG – Fachhochschulstudien-
gesetz in der geltenden Fassung
(www.ris.bka.gv.at)