¿dónde está el dolor?
Befundung auf Spanisch
Nach einem Vorbereitungskurs und ausführlicher Beratung durch
das Team von voluntaris entschied ich mich für einen dreimonati-
gen Einsatz in Salinas de Guaranda, einem Bergdorf in den Anden
Ecuadors. Dort war vom italienischen Salesianerpater Antonio
Polo in den 1970er-Jahren eine landwirtschaftliche Kooperative
gegründet worden. Zur Pfarre gehören 28 Gemeinden, die sich
zwischen der subtropischen Zone (800 m) und dem Hochgebirge
der Anden (4.700 m) erstrecken. In dem auf 3.500 m Höhe gele-
genen Dorf gab es 85 Prozent Analphabeten und eine Kinder-
sterblichkeit von fast 50 Prozent. Die Lebensverhältnisse sind
bis heute einfach, vor allem in den kleineren Dörfern wohnt man
noch in Lehmhütten mit offener Feuerstelle, was bei der starken
Rauchentwicklung und nächtlichen Minustemperaturen oft zu
chronischer Bronchitis führt.
Meine Arbeit mit den adultos mayores
Das Projekt für SeniorInnen war gerade erst gegründet worden:
Dreimal wöchentlich fanden Zusammenkünfte statt, an denen
meist 20 bis 30 Personen (von 50 Registrierten) teilnahmen.
Zu Beginn wurde Aktuelles besprochen (Vorträge, Veranstaltun-
gen), dann gab es einen Block mit Gruppen- und Einzeltherapie
(parallel), am Schluss eine warme Mahlzeit.
Bei der Vorbesprechung hatten die Projektleiterin Mercedes und
ich vereinbart, die Personen in drei Gruppen einzuteilen. Um mir
einen Überblick zu verschaffen, nahm ich schon beim ersten
Kontakt die wichtigsten Beschwerden auf. Gruppengymnastik
und Tanz zu ecuadorianischer Musik leiteten meinen »Einstieg«
ein. Der erste Tanz ging hart an meine Grenzen: Während die
kleinen, wendigen Indígenas fröhlich herumhopsten, ging mir
schnell die Luft aus. Nach erst einer Woche in dieser Höhenlage
kein Wunder. Bei den Einzeltherapien der SeniorInnen konsta-
tierte ich am häufigsten Kopf- und Nackenschmerzen, gefolgt
von Gelenks- und LWS-Problemen. Ein Patient hatte Parkinson.
Die Gruppentherapie beinhaltete Gymnastik für alle, die Instruk-
tion ökonomischer Sitz- und Arbeitshaltungen und eine Anleitung
für einfache Selbstbehandlungen. Ich verteilte Olivenöl und
Zitronen zum Einreiben schmerzhafter Gelenke. Medikamente
oder Salben sind zu teuer.
Anfang 2012 stieß ich auf die Webseite der Freiwilligenorganisation voluntaris.
Schon lange wollte ich abseits touristischer Routen nach Lateinamerika reisen
und im Rahmen eines Auslandsaufenthaltes meine Berufs- und Lebenserfahrung
einbringen. Als PhysiotherapeutIn braucht man nicht viel mitzunehmen:
Als Werkzeuge genügen Hände, Kopf und Sprachkenntnisse.
ERFAHRUNGSBERICHT
Andrea Nießner
physio
austria
inform
April 2017
13
»DER ERSTE TANZ
MIT DEN INDÍGENAS
FÜHRTE MICH AN
MEINE GRENZEN.«